Eine Ode an… God of War
Er hat ganze Armeen von Monstern alleine besiegt, Titanen in die Knie gezwungen, den Hades durchquert und den Göttern gehörig das Fürchten gelehrt. Die Rede ist natürlich von Kratos, dem aschfahlen Krieger, dem Geist Spartas, dem Protagonisten der wohl erfolgreichsten PlayStation-Reihe aller Zeiten: God of War. Und hier ist die lang erwartete Ode ihm zu Ehren.
2005 war es endlich soweit: Die Videospielwelt brauchte einen neuen (Anti-) Helden und sie sollte ihn bekommen: Kratos. Der grimmige Spartaner mit der düsteren Vergangenheit sorgte auf der ganzen Welt für Furore. Auf der ganzen Welt? Nun ja, nicht ganz. Unglücklicherweise empfand die USK die zugegebenermaßen recht saftigen Ausflüge in die griechische Antike als schwer jugendgefährdend, wodurch God of War zunächst nicht in Deutschland erschien.
Erst ein Jahr später wurde das Spiel erneut geprüft und konnte nach dem Entschärfen einer kleinen Szene auch in Deutschland erscheinen. Die besagte Szene ist ein Menschenopfer, welches Kratos im Tempel der Pandora darbringen muss. Während der kahlköpfige Hühne in der Ursprungsfassung einen schreienden und jammernden Mann in einem Käfig auf eine Plattform zerrt, wo er anschließend sehr unsanft geröstet wird, ist es in der deutschen Fassung ein untoter Soldat, den Kratos den Göttern darbringt.
So oder so, Kratos erkämpfte sich seinen Weg zur Legende. Die extrem düstere Stimmung, die brutalen Gewaltszenen, das knackige Gameplay und (damals absolut neu) die Quicktime-Events sicherten Kratos einen festen Platz im Herzen aller PlayStation Zocker, unter anderem bei Lukas und mir. Und da es für Kratos doch ein wenig lausig gewesen wäre, nur einen einzigen Gott, nämlich Ares, zur Hölle zu schicken, war schon bald klar: Ein Nachfolger muss her.
2007 war es dann soweit. Kratos kehrte in God of War II zurück und das blutrünstiger als jemals zuvor. Nachdem er erneut von den Göttern betrogen wurde, schwört er dem ganzen Olymp blutige Rache. Also begibt er sich auf einen Rachefeldzug von epischen Ausmaßen, tötet nebenbei einige wichtige Gestalten der griechischen Mythologie so wie Perseus, Ikarus und Theseus und zeigt eine neue Definition von Brutalität im Videospiel-Genre auf. Und mit dem exzellenten Cliffhanger-Ende mit Star Wars Anleihen (Stichwort Vater-Sohn Beziehung) übertraf Sony sich wieder einmal selbst.
Im Jahr 2008 überwand Kratos dann die Ketten der stationären Konsolen und gab mit God of War: Chains of Olympus sein PSP-Debüt. Anstatt einer Fortsetzung entschloss man sich jedoch dazu, die Vorgeschichte des Spartaners genauer zu erkunden. Abgesehen davon, dass Kratos nun im Auftrag der Götter Monster schnetzelt und nicht einfach so, weil sie seiner Rache im Weg stehen, gab es bei Kratos‘ PSP-Ausflug nur wenige Neuerungen und auch nur wenige Mängel. Lediglich die Spielzeit fiel dieses Mal etwas kurz aus.
2010 kehrte Kratos mit einem Paukenschlag zurück und ließ mit God of War III alle Vorgänger und auch alles jemals zuvor Gesehene meilenweit hinter sich zurück. Die sehr hohen Erwartungen wurden nochmals übertroffen und Kratos zeigte allen Spiele-Serien, wie ein würdiges Finale auszusehen hat. Größer, blutiger, böser, epischer, besser, so lautet das abschließende Fazit zu God of War III. Ein Spiel, wie es nur sehr selten auf den Markt kommt und für viele auch viel mehr als nur ein Spiel, sondern ein Erlebnis.
Ebenfalls 2010 nur später, kehrte Kratos noch einmal auf die PSP zurück um sich in God of War: Ghost of Sparta auf die Suche nach seinem von den Göttern entführten Bruder Deimos zu begeben. Zeitlich zwischen den ersten beiden Teilen angesiedelt und mit deutlichen Anleihen bei Zack Snyders Meisterwerk 300 gelang Kratos auch auf der PSP ein spektakuläres Finale, das die letzten Unklarheiten in Bezug auf die Story beseitigt.
Abschließend bleibt nur eines zu sagen: Die God of War-Reihe ist definitiv eine einzigartige Reihe. Angefangen vom Setting in der griechischen Mythologie, über die stilisierte und sehr detaillierte Gewaltdarstellung (die Quentin Tarantinos Meisterwerk Kill Bill wie einen Kinderfilm aussehen lässt) bis zum grandiosen Charakter, der schon jetzt eine Kultfigur ist: Alles passt perfekt.
Spieler, die God of War noch nicht gespielt haben, haben in meinen Augen keine andere Ausrede, als die, dass sie noch nicht volljährig sind. Und wer sein 18. Lebensjahr bereits vollendet hat und sich fragt „Was bitte schön ist God of War?“, dem rate ich in den Elektronik-Markt seines Vertrauens gehen, die God of War Collection zu kaufen, falls nötig dazu gleich die PS3 (es lohnt sich) und später mit God of War III nachzulegen.
Habe ich noch was vergessen? Ach ja: Meine Ode…endet jetzt!
Patrick Beckerle ist Redakteur bei Krautgaming und seit dem ersten Teil begeisterter God of War-Fan, sowie reiner Konsolen-Spieler und selbsternannter Experte für griechische Mythologie. Er hält bislang den Rekord für die meisten Platinum Trophäen in der Redaktion: 2 Stück