Need for Speed: Hot Pursuit Reviewed

Need for Speed: Hot Pursuit Reviewed

von am 30.11.2010 - 21:51

Leider ist die früher so beliebte Need for Speed Reihe mit einigen der letzten Teile fast in die Bedeutungslosigkeit abgerutscht. Hot Pursuit allerdings hat bereits in den Vorabversionen viel Lob eingeheimst und wurde seit dem ersten Gameplay-Material hoch geschätzt. Ob Criterion Games es aber wirklich geschafft hat, die Serie wieder zur alten Klasse zurückzuführen, lest ihr in unserem Review!


Cop gegen Racer

Das erste, was einem bei Hot Pursuit ins Auge sticht, ist der Autolog, der auch gleichzeitig das Hauptmenü darstellt. Auf dieses – in der Serie neues – Element hat Criterion Games besonders viel Wert gelegt. Und das merkt man auch, da der Autolog nicht nur das Hauptmenü mit allerhand Funktionen, wie der Wall für gespeicherte Rennzeiten ist, sondern gleichzeitig auch noch die soziale Komponente des Spiels darstellt. Dazu aber später beim Multiplayer mehr.

Wenn man sich sofort ins Vergnügen stürzen will, startet man einfach die Singleplayer-Kampagne. Denn hier kann man auf der Karte von Seacrest County sofort die ersten Rennen anwählen. Dabei stehen einem gleich zu Beginn sowohl Events mit Racern, aber auch mit Cops zur Verfügung – und das ist auch gut so. Denn es bringt nicht nur Abwechslung, mal mit Racern Rennen zu bestreiten, mal als Cop, es macht aus sehr viel Spaß. Man fährt zwar auf beiden Seiten die selben Autos, allerdings unterscheidet sich die Spielmechanik in dem ein oder anderen Punkt zwischen den beiden Parteien.

Dabei gibt es auf jeder Seite zwar ähnliche Renntypen, die sich aber ebenfalls in wichtigen Einzelheiten unterscheiden. Auf Seiten der Racer wären da: Normale Rennen, in denen ihr gegen andere Racer antreten und möglichst als erster die Ziellinie erreichen solltet. Duelle, in denen ihr nur gegen einen Kontrahenten fahren müsst. Zeitfahren, die euch alleine auf die Strecke schicken um eine möglichst schnelle Zeit aufzustellen. Hetzjagden, in denen ihr sowohl gegen die Cops fahrt, als auch eine möglichst schnelle Zeit aufstellen müsst. Und natürlich die namensgebenden Hot Pursuit Rennen, bei denen die Cops versuchen die normalen Rennen zu vereiteln.

Als Cop dreht ihr bei einigen Rennarten den Spieß um. So müsst ihr in Hot Pursuit Rennen möglichst alle Racer ausschalten, bevor diese ins Ziel kommen. Bei Interceptor Einsätzen fahrt ihr ein Duell gegen einen einzelnen Racer, den ihr so schnell wie möglich stellen müsst. Der Schnelleinsatz ähnelt dem Zeitfahren der Racer; er ist nur etwas schwieriger, denn mit einem Cop-Wagen bekommt ihr Zeitabzüge für jeden Rempler oder Unfall. Hier gilt es also noch genauer zu fahren als bei den Racern, um eine goldene Auszeichnung abgreifen zu können.

Dabei sind die Rennen meist anspruchsvoll, aber immer machbar. Da man gewöhnlich erst zufrieden ist, wenn man eine Goldmedallie oder ein goldenes Abzeichen für ein Rennen eingesackt hat, ist der Motivationsfaktor auch ständig gegeben. Zur Motivation trägt auch das Levelsystem enorm bei. Sowohl auf Seiten der Racer als auch auf Seiten der Cops bekommt ihr für bestandene Rennen Kopfgeld. Je besser ihr euch dabei plaziert, je schneller ihr seid und je besser ihr fahrt, desto mehr Kopfgeld bekommt ihr. Und das bringt euch im Level nach oben, bis ihr irgendwann auf beiden Seiten die Höchststufe 20 erreicht habt. Dabei schaltet ihr bei bestimmten Kopfgeldstufen immer wieder neue Inhalte, Strecken und natürlich Autos frei, sodass euch so gut wie nie langweilig wird und ihr immer einen Ansporn habt weiter zu spielen.
Wenn ihr mal keine Lust auf die Events habt, startet ihr einfach die freie Fahrt. Hier dürft ihr mit den vielen PS-Boliden die vielfältige Landschaft von Seacrest County genießen. Das war es aber leider auch schon, mehr könnt ihr in der freien Fahrt leider nicht anstellen. Spaßige Zeitvertreibe, wie direkt zu Events fahren, andere Racer (die ebenfalls fehlen) herausfordern oder den Cops einen Streich spielen fallen leider komplett aus. Sieht man sich das Potential des Spiels, wäre hier eindeutig mehr drin gewesen, ja man hätte fast mehr daraus machen müssen!

Was ebenfalls recht früh auffällt, ist das Fehlen jeglicher Tuningmöglichkeiten, die besonders seit den Underground-Teilen eigentlich zu einem festen Bestandteil der Serie geworden sind. Lediglich die Farbe der Autos könnt ihr vor jedem Rennen verändern. Die Tatsache aber, dass man immer mit unterschiedlichen Boliden an den Start geht und diese dabei noch zum Feinsten gehören, was die moderne Autoindustrie hervorgebracht hat – ihr seid beispielsweise mit dem Bugatti Veyron, dem Lamborghini Murcielago, dem Ford Mustang Shelby GT oder dem Porsche Carrera GT unterwegs – lässt einen das fehlende Tuning recht schnell vergessen und verschmerzen.

Schneller als Schumi

Müsste man das Gameplay von Hot Pursuit mit etwas vergleichen, könnte man Schumi zu seiner besten Zeit nehmen. Denn Criterion Games hat hier wohl eine der spaßigsten Fahrmechaniken der letzten Jahre auf den Markt gebracht. Das fängt schon damit an, dass ihr eigentlich nur in Ausnahmeboliden unterwegs seid, die euch teilweise in einen regelrechten Geschwindigkeitsrausch versetzen.
Aber kein schnelles Auto würde wohl Spaß machen wenn es sich nicht gut fährt. Das jedoch tun alle Gefährte in Hot Pursuit. Besonders der Realitätsgrad ist hier zu erwähnen, da es beispielsweise ein gewaltiger Unterschied ist, ob man nun mit einem Subaru Impreza oder mit einem Lamborghini Murcielago beschleunigt. Auch das Fahrverhalten, die Genauigkeit der Lenkung oder der Bremsen sind von Klasse zu Klasse realistisch nachvollziehbar und unterschiedlich.

Wirklich schlechte Autos gibt es aber nicht, denn die Fahreigenschaften sind bei jedem Modell gut. Vor allem beim Driftverhalten hat sich Criterion Games selbst übertroffen. Denn so leicht und doch so verdammt cool ist man wohl in noch kaum einem Spiel gedriftet. Ist die Kurve nicht allzu hart, reicht bereits ein kurzes Antippen der Bremstaste und gleichzeitiges Einlenken und ihr driftet um die Kurven, als hättet ihr nie etwas anderes gemacht. Bei harten Kurven, besonders in den Supersportlern, sollte man dann aber doch zur Handbremse greifen. Mit der muss man sich zwar erst etwas eingewöhnen, allerdings geht auch des sehr schnell und spätestens nach den ersten dutzend Rennen driftet ihr egal in welchem Auto wie Götter durch Kurven.

Die ganzen Features, die sowohl bei Cops, als auch bei Racern eingebaut sind, fügen sich nahtlos in das Spiel ein. Per Pfeiltasten könnt ihr diese aktivieren und benötigt dann lediglich noch etwas Feingefühl, wann ihr sie am besten einsetzt um den größten Effekt zu erzielen.

Urlaub in Seacrest County

Bezaubernde Küstenstraßen, verträumte Wälder, verschneite Bergpassstraßen oder wundervolle Steingebilde in Wüstenlandschaften. Hört man von diesen Orten, würde wohl nicht jedem dazu gleich ein Videospiel einfallen. Allerdings genau so könnte man Hot Pursuit in einem Urlaubsmagazin anpreisen – wenn es denn ein Ferienort wäre.

Aber mal ganz ehrlich, auch in Sachen Grafik und Effekte hat Criterion Games der Need for Speed-Reihe neuen Ruhm eingebracht. Denn die ohnehin bereits extrem vielfältige Landschaft sieht einfach nur noch atemberaubend aus. Dazu kommen noch die sehr realistisch gestalteten Wettereffekte, wie Regen, strahlende Sonne, oder auf der hoch gelegenen Passstraße sogar Schneeverwehungen. Eigentlich würde sich allein schon deswegen ein Kauf des Spiels lohnen, denn in der freien Fahrt in diesen Gegenden herumzufahren, ist einfach entspannend – sofern man natürlich nicht gerade die Höchstgeschwidnigkeiten der Boliden austestet, dann macht es einfach Spaß.
Aber hier hat die Mühe des Entwicklers nicht aufgehört. Im Gegenteil, besonders die Effekte beim Fahren, wie Crashes mit anderen Autos, zaubern Rennspielfans ein glückliches Lächeln ins Gesicht. Denn solche Zusammenstöße sind fast schon hollywoodreif: Autos schlagen Saltos in der Luft und Teile fliegen durch die Gegend. Besonders schön anzusehen sind auch die Auswirkungen von solchen Zusammenstößen auf das eigene Gefährt. Jeden Kontakt mit der Leitplanke oder einem anderen Auto kann man sehen und sich daran erfreuen. Selbst der Realismus in so kleinen Details wie der extrem lebensnahen Wirkung des Autolichtes fasziniert teilweise.

Per Autolog um die Welt

Auch für den Multiplayer, oder besonders für diesen, ist der Autolog Dreh- und Angelpunkt. Denn über diesen startet ihr zum einen eure Online-Events, haltet zum anderen aber auch Kontakt zu euren Freunde, die ebenfalls Hot Pursuit besitzen oder gewinnt einfach neue hinzu. Sehr hilfreich sind dabei Features wie die Wall. Hier könnt ihr nicht nur eure eigenen Bestzeiten bestaunen, sondern seht auch die eurer Freunde und könnt diese dann sofort beim gleichen Event herausfordern. Das geht sowohl direkt gegen die anderen, sofern diese online sind, oder aber auch einfach alleine. Welche Zeit ihr dann wiederum geschafft habt, wird dann auch wieder auf der Wall eures Freundes gepostet. Auch Fotos von euch und anderen könnt ihr per Autolog ansehen.

Startet ihr dann direkt ein Spiel, fällt im ersten Moment negativ auf, dass es lediglich drei Renntypen gibt: Hot Pursuit, Rennen also, in denen vier Cops gegen vier Racer antreten, Interceptor, wo ihr ein Duell Cop gegen Racer bestreiten müsst und normale Rennen, in denen nur Racer gegeneinander fahren. Etwas mehr hätte es hier ruhig sein dürfen. Die Rennen sind zwar motivierend, vor allem die Interceptor Rennen, da reale Menschen einfach doch schlauer und unvorhersehbarer agieren als ihre KI-Kollegen, dennoch hätten mehr Renntypen nicht geschadet.
Positiv jedoch ist, dass das Kopfgeld, welches man in den Onlinerennen sammelt, in die gleichen Erfahrungsleiste geht wie das der Kampagnenrennen. Egal ob man also online oder solo unterwegs ist, man sammelt immer fleißig Kopfgeld und steigt im Rang auf.

Dennoch erfüllt der Online-Part des Spiels nicht die Erwartungen, besonders wegen des Fehlens eines der wichtigsten Teile in einem Rennspiel: Hot Pursuit besitzt keinen Koop-Modus! Einfach mal schnell gegen einen Freund zu Hause antreten fällt also flach, was aufgrund des sonst hohen Spaßfaktors des Spiels doch sehr schade ist.

http://www.youtube.com/watch?v=esZR-IBoLxE

Fazit: Criterion Games hat es geschafft, Need for Speed: Hot Pursuit hat wieder die alte, unterhaltsame Größe früherer Teile erreicht. Zwar leidet das Spiel unter kleinen Macken, wie dem fehlenden Tuning, einer zu kleinen Anzahl an Renntypen im Multiplayer, den wenigen Handlungsmöglichkeiten in der freien Fahrt und unter dem großen Manko des fehlenden Koop-Modus, aber das kann nicht über die Stärken des Spiels hinwegtäuschen: Die Rennen sind rasant und actionlastig, Seacrest County ist abwechslungsreich und sehr schön gestaltet und das Levelsystem ist motivierend konzipiert. Das ganze ergibt im Gesamptpaket wohl das für Arcadefans bislang beste Rennspiel des Jahres und einen Pflichtkauf für jeden Fan der Need for Speed-Reihe!

Trotz der ein oder anderen Macke hat Criterion Games es mit der Neuauflage von Hot Pursuit geschafft, das beste Need for Speed seit langem auf den Markt zu bringen!

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