Allods Online previewed
Free2Play MMOs gibt es mittlerweile wie Sand am Meer. Bei all den Alternativen gilt es nun die Stilperlen heraus zu picken. Und wenn es derzeit um „Verdammt ist das… ähh… anders!“ geht, dann spricht man wahrscheinlich über Allods Online.
Direkt vorweg gesagt, ich habe vor der Präsentation beim Publisher nur nebenbei von Allods Online gehört, bin also relativ unvorbereitet und unvoreingenommen in diese Präsentation gegangen. Man denkt sich ja immer „Ja, Free2Play, bringen wir es hinter uns.“ Doch ich wurde überrascht, was der russische Entwickler Nival Interactive bei Allods abgeliefert hat – und sie haben definitiv was richtig Gutes abgeliefert.
Den Entwickler kennt man als RPGler bereits von Heroes of Might and Magic 5 sowie der Blitzkrieg Reihe, entsprechende Vorerfahrung war also zu Beginn der Entwicklung vorhanden. Der Entwickler benennt die Entwicklungskosten mit 12 Millionen Dollar, das liegt zwar immer noch unter den durchschnittlichen Kosten eines AAA Titels, für ein Free2Play Titel kann man da aber schon mal was erwarten.
Und tatsächlich, was man bei Allods Online geboten bekommt verschlägt selbst mir den Atem. Mit einer großen Prise Detailverliebtheit und einem äußerst selbstkritischen Humor geht der Entwickler an die Sache und hat ein MMORPG kreiert, was meiner Meinung nach zu den grafisch schönsten gehört.
Story, Klassen und Rassen
Das Setting ist schnell erklärt. Die Welt teilt sich in 2 Fraktionen auf, die Liga und das Imperium – wobei das Imperium die Stellung der Bösen einnimmt. Die Spielwelt ist dabei der Rest des Planeten Sarnaut, welcher vom Astral gesprengt wurde. Die Überreste des Planeten schwimmen jetzt wie Inseln durch das All und werden Allods genannt.
Schon an dieser Stelle merkt man den großen Unterschied zu den meisten Fantasy MMOs – wir haben einen Weltraum und Raumschiffe. Wobei das Schiffe durchaus wörtlich zu nehmen ist. Man kämpft also als Ork oder Elf (um mal die typischen Fantasy Rassen zu nennen) ab und an auf dem Deck eines Weltraumschiffes, entert das andere Schiff und erlebt so Fantasy-Weltraumkämpfe, die ich in der Form noch nie gesehen habe.
Die Hintergrundgeschichte ist größer als man zu Beginn erwartet, ist sie nun auch schon seit über 10 Jahren in Entwicklung. Begonnen hat die Geschichte in dem 1998 erschienen Titel „Rage of Mages“ und wird nun in über 1.700 Quests weiter erzählt.
Auch die Auswahl der Rassen gliedert sich gut in das „Wir sind anders!“ Schema der Entwickler ein. Insgesamt stehen dem Spieler sechs Rassen zur Verfügung. Auf der Seite des Imperiums sind das die Arisen, die man am Besten mit einer Mischung aus Borg (aus Star Trek) und Dunkelelfen vergleichen kann. Die zweite Rasse des Imperiums sind die Xadaganians, einfach nur Menschen. Die Dritte Rasse sind die Orks, so weit, so bekannt, jedoch sind die Orks in Allods Online blau.
Das menschliche Gegenstück auf Seiten der Liga nennt sich Kanians. Natürlich dürfen bei den Guten in einem Fantasy MMORPG auch die Elfen nicht fehlen, bei Allods Online sehen die jedoch etwas anders aus als in klassischen Fantasy Sagen, die Entwickler haben hier eine Mischung aus dem gängigen Tolkien Elben und dem klassischen Elfen aus der nordischen Mythologie geschaffen. Man hat als Elf demnach Flügel – wie putzig.
Apropros putzig, die dritte Rasse bei der Liga ist eindeutig mein Favorit. Dabei handelt es sich um die – warte drauf – Gibberlinge. Diese Rasse ist so gänzlich anders als alles, was ich jemals als spielbaren „Charakter“ in einem MMORPG gesehen habe, das Charakter steht deswegen in Anführungszeichen, weil man eigentlich ein Team aus 3 Gibberlingen als einen Charakter spielt. Natürlich braucht man für solch einen Charakter auch eine besondere Art des Motion Capturings:
In Allods Online stehen insgesamt 8 Klassen zur Verfügung jedoch stehen nicht alle Klassen für alle Rassen zur Verfügung. So verzichtet man zum Beispiel auf Elfenkrieger, ebenso können nur 3 der Rassen Magier werden. Die Klassen sind: Krieger, Paladin, Heiler, Beschwörer, Magier, Behüter, Psioniker und Späher. Fasst man alle Variationsmöglichkeiten aus Klasse und Rasse zusammen kommt man auf 28 mögliche Kombinationen.
Design und Präsentation
Der Look des Spieles ist – anders kann man es nicht sagen – durchaus gelungen. Besonders eindrucksvoll gestaltet sich die Charakteranpassungen, für ein Free2Play Titel ist das durchaus sehenswert und durch die Anpassungen kann man fast sicher gehen, dass man eher selten auf einen Charakter trifft, der genauso aussieht wie man selber.
Tatsächlich bietet Allods für ein MMORPG eine erstaunlich gute Grafik, die in meinen Augen besser ist als das, was man bei Konkurrenten wie Runes of Magic präsentiert bekommt.
Gameplay
Das wohl eindrucksvollste Feature bei Allods Online ist das offene Statpoints System. Ähnlich wie bei alten RPG Krachern (Baldurs Gate etc.) skillt man hier nicht auf „normale“ Fertigkeiten, sondern auf einzelne Attribute wie Stärke, Agilität und so weiter. Alleine dieses Feature erlaubt es in der Theorie ein Höchstmass an Individualisierung, in der Praxis wird je nach Rasse und Klasse jedoch ein relativ steifes Attributsmuster als „das Beste“ gelten.
Viel Kritik hat der Entwickler für die Einführung der Death Penalties eingefahren. Wenn man im PVP oder PVE drauf geht, dann besteht eine gute Chance, dass gewisse Items verflucht werden, also unbrauchbar werden. Gerade bei High Level Chars, die sehr viel Zeit (und vielleicht auch Geld) in die Zusammenstellung der perfekten Items gesteckt haben ist das durchaus ärgerlich.
Wirklich Free2Play?
Und hier wären wir schon bei der Frage, wie Free2Play ist Allods Online eigentlich? Man muss kein Hellseher sein um zu wissen, dass auch Publisher gPotato keine karitativen Zwecke als Intention hat, hier will Geld verdient werden – zu Recht sei dazu gesagt. Also gibt es auch in diesem Spiel Mechanismen und Wege, die den Spieler dazu bewegen sollen möglichst viel Geld im Item Shop auszugeben.
Jedoch versichert der Entwickler, dass es keine Elemente im Spiel gibt, von denen nichtzahlende Spieler ausgeschlossen sind. Hauptgrund zum Zahlen sind jedoch die kleinen Ecken und Kanten, die das Spielen bequemer machen. So kann man wenn man zahlt nach dem Tod sofort wieder aus dem Limbus raus und muss nicht eine Zeit lang warten. (Übrigens wunderbar dargestellt, indem man den Torwächter-Goblin besticht) Ebenfalls kann man sich Versicherungen für seine Items kaufen, damit die beim Tod nicht verflucht werden. Diese Items können jedoch auch im Spiel durch das erledigen einer Quest erspielt werden, haben dann aber eine kürzere Lebensdauer als die Item-Shop Variante.
Ich denke die Strategie des Entwicklers zeigt sich auch in der Tatsache, dass das stärkste Item im Spiel (man wollte nicht verraten welches das ist) nicht gekauft werden kann, sondern ein reines Loot Item ist.
Auf die Frage hin, was sich im Spiel verändert, wenn man im Monat etwa 13€ im Item-Shop ausgibt (was etwa der Gegenwert eines WoW Abos ist) antwortete mir der Entwickler: Im Grunde nichts. Das Spiel wird lediglich etwas komfortabler. Man kann sich ein Mount kaufen um schneller zu reisen, diverse Potions lassen einen schneller skillen, man muss nicht im Limbus auf den Spawn nach dem Tod warten, all so was macht das Spielen für den zahlenden Kunden komfortabler.
Fazit
Eins ist klar, Allods Online macht vieles anders. Ein einzigartiges Setting, einzigartige Rassen und ein schönes Design macht dieses Spiel zu einem MMORPG, welches seinen Platz an der Spitze der Free2Play Titel durchaus verdient hat. Jedoch könnte diese Andersartigkeit auch zum Verhängnis werden, wenn man den Geschmack des Spielers nicht trifft, dann wird sich auf lange Zeit auch kaum Erfolg einstellen, hier wartet man also gespannt auf den offiziellen Release des Spiels.
Trotzdem sind es die vielen kleinen Details, die das Spiel so sympathisch machen. Von den sexy Tänzen der Elfenfrauen bis zur Tatsache hin, dass man am Rand der Welt abstürzt und stirbt (Allods und so), was dem einen oder anderen Spieler auf Autorun schon zum Verhängnis geworden ist. Allods Online strotzt einfach vor Ideen und Konzepten, die einfach mal ausprobiert werden wollen. Kann man ja mal machen, kostet ja nix.