Simracing und warum Gran Turismo kein Simulator ist

Simracing und warum Gran Turismo kein Simulator ist

von am 13.10.2010 - 16:13

Wer hat beim Anschauen seiner Lieblingsrennserie, sei es Formel 1, DTM, NASCAR oder Co. noch nicht dran gedacht, was für ein Gefühl es wäre, ein Mal in solch einem Wagen zu sitzen. Manche versuchen sich den Kick des Racings über Simulationen zu holen. In unserem großen Special erhaltet ihr sämtliche Information über echte Rennsimulationen.

Was ist eine Rennsimulation und warum Gran Turismo keine ist

Die Meinungen darüber, was eine Rennsimulation ist, gehen sehr weit auseinander. Viele Spiele machen es einem auch wahrlich nicht einfach festzulegen, welchem Genre sie nun angehören. Als aktuellstes Beispiel kann man F1 2010 nennen. Dort findet man exakte Streckenmodelle und super modellierte Fahrzeuge. Doch die Physik leidet unter dem Willen der Entwickler, jedem Spieler das Fahren möglich zu machen.

Im Grunde kann man den Begriff Simulation sehr klar definieren:

  • Das erste Merkmal ist eine möglichst realistisch gestaltete Physik, ohne diese geht gar nichts.
  • Auf der zweiten Position kommt das Schadensmodell. Je mehr Teile des Autos hier die Möglichkeit haben, Schaden zu erleiden, desto besser.
  • Und schließlich das dritte Hauptmerkmal sind realistisch und detailreich gestaltete Rennstrecken. Im Motorsport zählt eben häufig die kleinste Bodenwelle.

Dies sind jedoch nur die Hauptmerkmale, viele kleine Details machen eine Simulation erst zu etwas Besonderem. Würden wir alle diese Kleinigkeiten ausführen, würde das jedoch eindeutig den Rahmen sprengen.

Nun zur frechen Behauptung von uns, Gran Turismo sei keine Simulation. Auch hier gibt es durchaus unterschiedliche Ansichten.
Gran Turismo möchte in erster Linie den Spieler ansprechen, der wenig Zeit mit Training verbringen will. Wie erklärt man sich sonst, dass man die Dodge Viper (ein absolutes Monster) butterweich durch sämtliche Kurven steuern kann?
Außerdem setzen die Entwickler (Polyphony Digital) bei der Serie auf den allseits bekannten Karrieremodus, im Simualtionsbereich ein absolutes Tabu.

Aber die zwei größten Unterschiede sind Rennlänge und Boxenstopp. Die meisten Rennen gehen über sechs Runden, für den geübten Simracer ein Snack für zwischendurch.
Beim Boxenstopp ist zu bemängeln, dass der Weg durch die Boxengasse vom Computer gesteuert wird. In einem echten Rennen kann in der Box soviel gewonnen und soviel verloren werden, da führt in einer waschechten Simulation einfach kein Weg drum herum.
Physik und Streckengestaltung sind zwar ganz beachtlich in der Serie, dennoch müssen wir alle Gran Turismo Hardcore Fans enttäuschen: In den Augen von echten Simulatorfans ist Gran Turismo nicht mehr als ein exzellentes Arcade-Rennspiel.

Die verschiedenen Simulationsbereiche

Grob kann man die Simulationsbereiche in zwei Kategorien unterteilen, die Rundkursserien und die Ovalserien (meist NASCAR).
In den Rundkursserien werden zumeist Rennen mit einer Dauer von 25-30 Minuten gefahren, welche von relativ wenig Taktik geprägt sind. Besonders zu empfehlen sind solche Rennen/Meisterschaften für Leute, die wenig Lust und Ausdauer für harte Duelle auf der Strecke haben.

Für die Fahrer mit mehr Durchhaltevermögen ist in den meisten Ligen mit den sogenannten Langstreckenmeisterschaften gesorgt. In einer solchen Meisterschaft werden meistens Rennen gefahren, die gut und gerne um die 2 – 3 1/2 Stunden dauern.

Das Gegenstück sind die Ovalserien. Im Idealfall ist man mit 43 Autos auf einer 0,5-1,5 Meilen langen Strecke unterwegs. Die Abstände zwischen den einzelnen Autos liegen meistens im Zentimeter-Bereich, dadurch ist ein unglaubliches Maß an Fahrzeugkontrolle gefragt. Die Renndistanzen sind sehr unterschiedlich. Da die Strecken eine sehr unterschiedliche Durchschnittsgeschwindigkeit haben, schwanken die Rennzeiten von 1 1/2 Stunden bis zu 2 3/4 Stunden, was allerdings nur sehr selten vorkommt.
Eine Besonderheit bei Rennen dieser Art ist die Taktik. Ein falscher Boxenstopp und das ganze Rennen kann gelaufen sein.

Welche Simulationen gibt es?

Es gibt leider nur eine relativ kleine Auswahl an Spielen, es dürften so circa 30 sein. Nachfolgend eine Auswahl an Rennsimulatoren mit einigen Merkmalen:

iRacing
iRacing erobert im Moment die Welt des Simracings im Sturm, ist jedoch bei weitem nicht unumstritten. Das Spiel basiert auf einem Abosystem, welches jährlich mit saftigen 95$ zu
Buche schlägt. Zudem muss bis auf ein Standard-Paket an Strecken und Fahrzeugen alles weitere einzeln nachgekauft werden. Kostenpunkt: Circa 12-15$ pro Auto beziehungsweise Strecke.

rFactor
rFactor erschien im Jahr 2005 und ist wohl das Spiel mit den meisten verfügbaren Mods (Schätzungen gehen von 600-900 Mods aus).
Von der DTM bis zur American Le Mans Series ist alles zu bekommen. Ligen nutzen dies auch aus und bieten unzählige Serien auf der Basis von rFactor an.
Ende 2010 soll der Nachfolger, rFactor 2, erscheinen. rFactor 2 auf Facebook.

Live for Speed Season 2
Die Simulation Live for Speed setzt ganz auf Fiktion. Keins der hier zu steuernden Fahrzeuge beziehungsweise der zu befahrenden Strecken gibt es in der realen Welt. Ein Nachteil des Spiels: Nach Erwerb des Hauptspiels muss zusätzlich noch eine Online-Lizenz gekauft werden.

Race07/GTR Evolution
Das offizielle Spiel zur WTCC (World Touring Car Championship). Nach Installation des GTR Evolution Add-Ons ist unter anderen die Nordschleife befahrbar.

NASCAR Racing 2003 Season
Ein Urgestein unter den Sims. Durch dieses Spiel entstanden unzählige Ligen. In den letzten zwei Jahren wurde es jedoch von iRacing verdrängt. Wenige Ligen nutzen dieses Spiel noch, allerdings gibt es einige Projekte, die es am Leben erhalten wollen, wie zum Beispiel folgendes: ISL
Der Publisher Papyrus ist inzwischen insolvent und die Website und Server des Spiels sind abgeschaltet.

Die richtige Ausrüstung

Der wohl teuerste Teil in diesem Sport ist die Ausrüstung. Ein ordentliches Lenkrad- und Pedalset und ein guter Sitz können schnell mit 1500 € zu Buche schlagen. Das schreckt viele schon im Voraus ab. Aber es muss nicht unbedingt so teuer sein.
Wir zeigen euch eine günstige Ausrüstung, mit der ihr trotzdem beim Kampf um den Sieg vorne dabei seid.

Lenkrad und Pedale: Hier ist im Hobby bis Semiprofessionellem Segment Logitech der unangefochtene Marktführer. Mit dem Logitech G 27 hat die Firma ein Set geschaffen, das exelentes Force-Feedback und einen genialen Pedalwiderstand in sich vereint.
Solltet ihr nicht bereit sein 349 € (UVP) für euer Hobby auszugeben, ist das Logitech Driving Force GT genau das Richtige für euch. Vermarktet wird es ausschließlich als offizielles Lenkrad zu Gran Turismo, kann jedoch mit einem auf der Logitech Homepage zum Download bereitstehendem Programm problemlos an jedem Windows-PC verwendet werden.

Um maximalen Spaß zu ermöglichen kann man sich noch einen Schalensitz anschaffen. Da manche Modelle mit diversen Lenkrädern nicht kompatibel sind, bietet die Seite Omega Raing einen Service an, bei dem man sich das System zusammenstellen kann und je nach Paket ab 300 € zuschlagen kann.

Painting

Der wohl kreativste Bereich im gesamten Simracing. Erstellt werden die Autos mit Programmen wie Photoshop, Corel Draw, etc.
Dafür verwendet man sogenannte Templates, auf denen man das aufgeklappte Auto von oben sieht.

Da das Erstellen einer funktionierenden Datei für jedes Spiel anders funktioniert, müssen wir diesen Punkt leider überspringen. Wer sich jedoch einmal genauer mit dem Thema beschäftigen will, der findet hier ein super ausführliches Painting-Tutorial.

Theoretisch sind der Gestaltung des Autos keine Grenzen gesetzt. Die meisten Ligen legen jedoch sehr viel Wert auf eine realistische Gestaltung, daher wird oftmals ein Painting-Reglement aufgestellt, welches genaue Grenzen festlegt.

Ligen, Foren und mehr

Für jemanden, der in den Sport einsteigen möchte, stellt sich am Anfang zumeist die Frage: „Wo fahre ich?“.
In Deutschland gibt es zum Glück sehr viele Ligen, was uns ermöglicht, euch einen ausführlichen Überblick zu liefern.

Virtual Racing e.V.
Die 1998 gegründete Liga war die erste deutsche Community für das Simracing. Die erste Saison fand mit dem Spiel GT Legends über einen ISDN Server mit sechs Fahrern statt.
Inzwischen ist der eingetragene Verein mit circa 150 Beitragszahlern die größte kostenpflichtige Community in Deutschland. Die Liga fährt mit insgesamt sieben Simulationen.

GNC – German NASCAR Championship
Die Liga wurde 2000 mit der Intention gegründet, auch deutschen Fahren eine Plattform für Ovalrennen (NASCAR) zu bieten, da die Virtual Racing e.V. sich zu dieser Zeit noch auf Rundkursserien konzentrierte. Im Sommer 2010 gaben die GNC und die VR eine Kooperation im NASCAR Bereich bekannt.

Online-Motorsport
Ein großes Portal, in dem sich viele einzelne Ligen zusammengeschlossen haben. Die Teilnahme an jeder Liga im Rahmen von Online-Motorsport ist kostenlos.

ISL – International Stock Car League
Eine kleine, von nahezu fanatischen NASCAR Racing 2003 Season Fans gegründete Liga. Nachdem sich 2010 auch die letzten Ligen von NR2003 verabschieden, fängt diese Liga erst an. Es ist zwar alles ein bisschen provisorisch, doch in dieser Liga geht es um den Spaß und das beste: Die Teilnahme ist kostenlos.

Fazit

Beim Simracing ist für jeden was dabei. Wenn ihr auf schnelle Action steht, dann empfehlen wir euch die Anmeldung zu einer Straßenkursserie. Wollt ihr hingegen auf Ausdauer fahren und soll die Taktik nicht zu kurz kommen, sind NASCAR- und Langstreckenserien das Ideale für euch.
Simracing macht Spaß. Man fährt in einer Gemeinschaft, hat intelligente Gegner um sich herum und kann in den meisten Foren Freunde finden und gewinnen.
Die Gemeinschaft wird noch durch die in fast jeder Organisation jährlich stattfindenden Treffen gestärkt.
Auch wenn es mal zu Streit kommen kann, ist dieser meistens schnell wieder geklärt und danach ist alles vergessen.
Ein Problem für viele stellt die Umstellung auf neue Simulationen dar. War man vorher noch ständig auf dem Podium, kann es passieren, dass man man nur noch im Mittelfeld herumkrebst, wenn eine neue Simualtion erschienen ist.
Aber allen, die mal reinschnuppern wollen sei gesagt: Probiert es! Meldet euch bei einer Liga an und nehmt an kostenlosen Events teil und sammelt eure eigenen Erfahrungen.
Wir hoffen, dass wir euch einen großen und möglichst genauen Überblick über das Simracing geben konnten. Falls ihr mal gegen mich fahren wollt, trefft ihr mich in folgenden Ligen an:

Kevin in der GNC

Kevin in der VR

Kevin in der ISL

Solltet ihr noch Fragen haben könnt ihr diese unter diesem Artikel in den Comments oder im Forum posten.

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