Der Krautgaming-Jahresrückblick 2018

Der Krautgaming-Jahresrückblick 2018

von am 01.01.2019 - 22:52
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Es ist viel passiert im Jahr 2018. Egal ob man nun allein die Games betrachtet oder die Spiele-Industrie selbst, die Jahr für Jahr mit steigenden Gewinnen auch gleichzeitig immer mehr Kritik erntet. So gab es im letzten Jahr, auch innerhalb unserer Redaktion, viele Debatten über die Qualität einiger Titel, sowie den Geschäftsgebaren mancher Publisher. Also haben wir uns dazu entschieden, (anstatt der üblichen „die besten/ schlechtesten Games des Jahres“) das Jahr 2018 mit einem persönlicheren Rückblick Revue passieren zu lassen. Hier wollen wir noch einmal ungefiltert und subjektiv darüber sprechen was uns 2018 bewegt, geärgert oder gefreut hat…

Dominic:

Das Jahr der Shitstorms

2018 war mal wieder ein spannendes Jahr für Gamer. Mit „Games as a Service“ hat sich ein Veröffentlichungskonzept durchgesetzt, das uns Spieler durch regelmäßige Content-Updates und Anpassungen länger an Spiele binden soll. Ein im Prinzip interessantes Konzept, das es den Entwicklern im besten Fall ermöglicht, genau auf die Wünsche ihrer Kunden zu hören und das bestmögliche Spiel zu entwickeln.

Dass die Kommunikation zwischen Spielern und Entwicklern/Publishern aber auch nach hinten losgehen kann, wird im Rückblick auf 2018 ebenso deutlich. Denn 2018 war auch das Jahr der Shitstorms und einiger Marketing-Fehlentscheidungen seitens der Publisher. Sei es die Ankündigung von Diablo Immortal, die nicht enden wollende Lootbox-Debatte, die umstrittenen Trailer und Marketing-Aussagen zu Battlefield V oder die Diskussion um die Arbeitsbedingungen für Entwickler.

Jetzt über all diese Dinge zu sprechen, würde sicherlich den Rahmen sprengen. Was man aber mit Sicherheit sagen kann ist, das 2018 gezeigt hat, dass die Spieler eine Stimme haben. Seien es „Downvotes“ eines Reddit-Beitrages von EA, das „Disliken“ eines Trailers oder (im härtesten Fall) indem man seinen Geldbeutel sprechen lässt und einen Titel einfach nicht kauft. Ob all diese Shitstorms und Aufreger gerechtfertigt sind oder nicht, ist dabei meiner Meinung nach zweitrangig. Denn wie in jedem großen Industriezweig gilt auch in der Spiele-Branche: Kenne deinen Kundenkreis und mache ihn glücklich. Falls du dabei Kritik erntest, nutze sie um dein Produkt besser zu machen. Eine einfache Wahrheit, die in unserer kapitalistischen Welt eigentlich jeder verstehen sollte.

Das manche Publisher aber auf einem Ohr taub sind, haben wir in diesem Jahr bei EA erlebt. Nachdem das „Battlefront 2 Fiasko“ mediale Aufmerksamkeit auf sich zog und sich sogar die Legislative einzelner Länder einschaltete, um Lootboxen einen Riegel vorzuschieben, bleiben Electronic Arts weiterhin stur und verteidigen ihre (laut belgischem Gesetz nun definitiv illegalen) Ultimate Team Packs sogar vor Gericht.

Würden manche Publisher so viel Zeit, Mut und Energie für die Qualität ihrer Spiele aufwenden, anstatt sich mit der Frage zu beschäftigen, wie man das meiste Geld mit dem Titel verdienen kann, hätten wir meiner Meinung nach viele dieser Probleme nicht. Denn langfristig setzen sich Qualität und Hingabe immer durch und das ist es auch was ich 2018 bei einigen großen AAA-Projekten vermisst habe.

Glücklicherweise gab es 2018 aber auch viele tolle Games, die einen all die Debatten und Shitstorms wieder vergessen lassen. Da wären die zahllosen Indies, wie beispielsweise Overcooked 2 oder The Council, die immer wieder mit neuen Konzepten überraschen. Oder man holte einen etwas älteren Titel einfach nach, wie mit der Devil May Cry Collection oder der HD-Neuauflage von Shenmue1&2, die für mich ein absolutes Highlight des Spielejahres war.

Und trotz all der Meckerei muss ebenfalls erwähnt werden, dass es in diesem Jahr natürlich auch starke AAA-Titel gab. So stehen unter anderem noch Marvels Spiderman und God of War auf meiner Nachzuholen-Liste. Die definitiven Top-Titel des Jahres waren für mich allerdings Monster Hunter: World und Red Dead Redemption 2. Beides sind enorm umfangreiche Spiele, die ich auch jetzt noch regelmäßig zocke. Und während ersterer mich vor allem durch die fordernden Jagden und die variantenreichen Strategien reizt, triggert letzterer vor allem meine Rollenspieler-Tendenzen und lässt mich für viele Stunden in die raue Welt des amerikanischen Westens eintauchen.

Ja, 2018 war ein aufregendes Jahr, aber letzten Endes auch ein gutes. Also lasst uns auch im kommenden Jahr wieder über Spiele und die Spiele-Industrie Diskutieren, so lange und so laut es eben nötig ist.

Simon:

Für mich persönlich war das Spielejahr 2018, ein gutes Jahr . Nicht mehr und nicht weniger. Und auch wenn es an 2017 nicht heran kam (aber welches Spieljahr tat das schon), gab es dennoch wieder viele tolle Gaming-Erfahrungen.

Indies an die Macht

Besonders der Indie Markt konnte mich begeistern wie lange nicht mehr.

Celeste verband punktgenaues, butterweiches Plattforming mit einer bewegenden Geschichte um Angstzustände und die Angst vor der Einsamkeit.

Hollow Knight ließ mich in eine ungeheuer atmosphärische Welt (voller Käfer und Krabbler) entfliehen und ließ mich erst nach dutzenden Stunden und Toden wieder ans Tageslicht treten. Um viele Bekanntschaften reicher.

Und Yokus Island Express hat einfach mal so natürlich, mir nichts dir nichts, Adventure mit Pinball-Mechaniken verbunden, als wäre es das einfachste der Welt.

Es war generell das Jahr der Metroid-Vanias und Plattformer. Hollow Knight, Dead Cells, Yokus Island Express, Swords of Ditto, Celeste und Guacamelee 2 mischten dieses Jahr mit. Und diese Liste ist nicht nicht einmal im Ansatz vollständig.

Und die großen so?

Im AAA-Bereich schwankte es dieses Jahr jedoch ein wenig. Zwischen Ausnahmetiteln und Enttäuschungen. So stark wie das Jahr mit Monster Hunter World und God of War begann, so ernüchternd war die Flaute im Sommer, welche erst durch Spider-Man richtig durchbrochen wurde. Denn mit Red Dead Redemption 2, Assassins Creed Odyssey Yakuza 6 hatten die Dritthersteller noch einige Highlights in der zweiten Jahreshälfte parat.

Sony hatte besonders mit God of War vorgelegt, konnte das Niveau mit der gut gemachten, aber schwach geschriebenen Androiden-Parabel „Detroit-Become Human“ leider nicht ganz halten.  Spider-Man machte zwar sehr viel Spaß, war dann aber doch zu bewährt und generisch im Open-World Design um wirklich als Spiel des Jahres in Frage zu kommen.

Aber auch Nintendo konnte das sensationelle Niveau des Vorjahres nicht halten. Weder Mario Tennis Aces, noch das neue Kirby konnten wirklich überzeugen. Und auch wenn Pokémon Let´s Go und Super Mario Party gut waren, musste man bis Super Smash Bros. Ultimate im Dezember warten, um einen wirklichen Kracher in Nintendos Line-Up zu bekommen.

Und Microsoft hatte Forza. Punkt. Weder Sea of thieves noch State of Decay 2 konnten bei mir irgendeinen Eindruck hinterlassen. Da muss von Microsoft mehr kommen, wenn man eine wirkliche Konkurrenz sein will.

Mein Spiel des Jahres

Ich habe mir lange Gedanken gemacht, was denn nun mein Spiel des Jahres sein soll und es lief auf einen Vierkampf zwischen Red Dead Redemption 2, God of War, Celeste und Super Smash Bros. Ultimate hinaus.

Super Smash Bros. Ultimate ist zwar ein großartiges Spiel, machte jedoch im Vergleich zu den Vorgängern keinen gigantischen Schritt nach vorne.

Und auch , wenn mich Red Dead Redemption 2 mit seiner Story absolut begeistern konnte, waren mir die Open World und die Geschichte leider ein bisschen zu sehr getrennt, sowie das Missionsdesign nicht modern genug.

Und Celeste…. nun… an einem anderen Tag wäre Celeste vielleicht auf der 1. Ich habe kaum Schwächen erkannt, spiele es noch immer ab und an und hatte eine wunderbare Zeit.

Doch God of War überstrahlte für mich dieses Jahr alle.

Ich war nie ein großer Fan der originalen God of War Trilogie. Weder Teil 2, noch der Bombast in Form von Teil 3, konnten daran etwas ändern. Doch dann kam God of War 2018 und begeisterte mich. Und das auf so vielen unterschiedlichen Ebenen.

Da wäre erst einmal das absolut großartige Kampfsystem und Spielgefühl. Jedes Mal wenn Kratos mit der Axt zuschlägt, fühlt sich ungeheuer wuchtig an. Jeder Schlag und jeder Hieb hat Gewicht und erzeugt ein wunderbares Machtgefüge zwischen Spieler und Spielfigur. Wenn Kratos die Axt an sich heran zieht und in der Luft fängt, spürt man die pure Kraft durch den Controller hindurch. Das Wort „UMPF“ ist schwer zu beschreiben, aber dieses Spiel bringt dieses Gefühl auf den Punkt.

Aber das Herzstück, der Punkt, welcher God of War zum Spiel des Jahres werden lässt, ist die Geschichte. Und damit ist noch nicht einmal die große, übergreifende Story um die nordischen Götter gemeint.

Sondern eine Reise.

Die Reise eines Vaters mit seinem Sohn. Eine Reise, auf welcher der Vater lernt, mit dem Vater sein umzugehen und eine Bindung zu seinem Sohn aufzubauen. Eine Reise, auf welcher der Sohn lernt, seinem entfremdeten Vater zu vertrauen, ihn aber auch als Autoritätsfigur zu hinterfragen.

Aber auch eine Reise um den Tod einer geliebten Person zu verkraften, sich gegenseitig Halt zu geben und gemeinsam durch eine schwere Zeit zu gehen. Egal wie widrig die Umstände auch sein mögen.

Kratos ist erstmals ein wirklicher Charakter. Und Atreus ein großartiger Gegenpart zum alten, geläuterten Chaos-Klingen-Gott.

Das Spiel beginnt mit dem Fällen eines Baumes und einem Abschied. Ruhig. Bedacht. Und es endet auf einer so ungewöhnlich zarten Note, dass man Tränen in den Augen hat.

Ich kann es kaum erwarten, weiter in diese Welt im zweiten Teil abzutauchen. Doch bis dahin ist God of War mein (mit weitem Abstand) liebster Teil der Reihe.

Und damit zu Recht mein Spiel des Jahres.

Daniel :

2018 war für mich das Jahr der Community und der erneute Ruf in speziellere Gefilde des Spielens. Das liegt besonders daran, weil sich bei mir zunehmend das Interesse an kleineren bis mittelgroßen Produktionen verstärkt hat. Spiele wie Call of Cthulhu und Vampyr gehören für mich zu den Top-Titeln des Jahres 2018 und wussten mich mit klassischen Attributen zu begeistern. Eine packende Geschichte, frische Ideen und der Mut nicht das X-te Battle Royale rauszuhauen. 

Den größten Überflieger habe ich aber im letzten Jahr mit STATE OF MIND gefunden. Kaum ein Game hat mich so gefesselt und fasziniert. Auch wenn die Mechaniken dahinter vielleicht nicht sonderlich ausschweifend waren, zog mich das Game mit seiner Story, den toll ausgearbeiteten Figuren und seiner außergewöhnlich schicken Low-Poly-Optik in seinen Bann und hinterließ einen bleibenden Eindruck. 

Zukunft und Entwicklung 

Doch abseits der Spiele fand ich die Entwicklung der digitalen Vermarktung von Spielen weitaus interessanter. War vor einigen Jahren noch absolute Empörung über eventuell fehlende Laufwerke in späteren Konsolengenerationen groß, so fragt man heutzutage vielmehr danach, wie man seine Sammlung problemlos ins digitale Zeitalter übertragen kann. Natürlich gibt es durchaus noch viele Disc-Sammler, aber der digitale Markt ist immens gewachsen. So hat sich auch Microsofts Game Pass blendend etabliert und markiert in meinen Augen schwer die Zukunft der Vermarktung von Videospielen

Auch der große Aufschrei nach Crossplay zwischen den Systemen bekommt stetigen Zuwachs, auch wenn sich Sony hier spürbar schwer tun. Für mich ist es faszinierend diese Entwicklung wahrzunehmen. Schließlich komme auch ich noch aus dem Zeitalter von Disketten und Cartridges. 

Community 

Interessanter fand ich jedoch das Verhalten der Spielerschaft im allgemeinen. Ich habe mich an sozialkritischen Beiträgen versucht und bin sowohl auf erheblichen Zuspruch, aber auch auf Widerstand gestoßen. Das Jahr zeigte mir eine Community im Wandel, die sich auch abseits des Daddelns mit ihrem Wesen auseinandersetzt. 

Themen wie sexuelle Wahrnehmung, Politik, die Frage nach der sportlichen Anerkennung von eSports oder auch gemeinnützige Projekte waren hier zu finden. Besonders begeistert hat mich hierbei das wohltätige Projekt der Facebook-Gruppe Xbox Seniors Germany, die in Zusammenarbeit mit Gaming Aid, eine Spendenaktion in Form eines Adventskalenders aufgezogen haben und so nicht nur sich selbst eine Freude bereitet haben, sondern auch ein wohltätiges Projekt der Branche unterstützten. 

Der Hashtag #wirsindmehr hatte 2018 einen anderen Bezug. Aber rein auf die Spielerschaft gemünzt, hat sich in diesem Jahr vor allem wieder gezeigt, dass mein Lieblingshobby doch weit mehr Bedeutung gewonnen hat, als man es vor vielen Jahren noch für möglich gehalten hätte. Gaming ist MEHR! Gaming kann MEHR! Und 2019 freue ich mich auf MEHR ??

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