„Forza oder Gran Turismo?“ oder was Gear Club Unlimited 2 kann…

„Forza oder Gran Turismo?“ oder was Gear Club Unlimited 2 kann…

von am 28.12.2018 - 20:35
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Diese Frage zieht sich wie ein roter Faden seit Jahren durch die Videospielgeschichte und könnte genauso gut heißen: X-Box oder Playstation? „Aber Moment mal“ könnte jetzt jemand sagen. Was ist denn mit NINTENDO? Nun…  Außerhalb des Fun-Racer Genre sind Nintendos Konsolen bei wirklichen Rennspiel en schon fast traditionell sehr schwach auf der Brust. Und das ist ja im Grunde auch nicht schlimm. Der Markt ist mit den beiden oben genannten Vertretern doch auch schon längst gesättigt.

Und dennoch wagte sich nun ein Entwicklerteam an die große Konkurrenz heran. Ob sie mit GEAR CLUB UNLIMITED 2 einen Erfolg landen, verraten wir im Test:

Abgefahren

Noch bevor das Spiel anfängt, bekomme ich in einem recht schnöde designten Menü die Wahl gestellt: Multiplayer oder Story?

Moment mal: Story? In einem Rennspiel? Das kann ja was werden. Ich denke an die vergangenen Need for SPEED Ableger und drücke skeptisch den Button.

Die Story präsentiert sich in Textboxen und Sprites von Charakteren. Das ist zwar wenig eindrucksvoll, jedoch immerhin nicht nervig wie z.B. die Realfilmsequenzen in Need for Speed.  Vertonung ist auch nicht und die Texte sind zweckmäßig.

Das hat einen großen Vorteil: Die Story kann mir egal sein. Wenn ich einfach nur Rennen fahren will und mich ansonsten um wenig schere, ist mir das recht. Ich kann die Dialoge wegskippen und mich voll und ganz auf das Freischalten der Vehikel konzentrieren. Nutzerfreundlich ist der Story Modus also schon mal.

Einen Nachteil hat das Ganze aber natürlich auch: WENN man sich nämlich einmal die „Story“ durchliest und versucht einen Mehrwert daraus zu ziehen, wird man ziemlich sicher scheitern. Denn diese Geschichte ist absolut nach Schema F gestrickt.

Nur mal ganz kurz angeschnitten: Ich bin ein Testfahrer und muss ganz plötzlich für den Hauptfahrer einspringen. Dieser sieht diesen Umstand natürlich überhaupt nicht gern und so ergibt sich dann eine Geschichte um Rivalitäten, Nebenrivalitäten und Neben- Nebenrivalitäten… Wenn ihr schon jetzt einen leichten Gähnanfall bekommen habt, geht es euch nicht anders als mir, denn das muss man sagen: Die Story ist Mumpitz! Ganz ganz großer, vorhersehbarer Mumpitz.

Und jetzt?

Puh… Jetzt bin aber schon ziemlich hart mit dem Spiel ins Gericht gegangen. Und diesen Rüffel hat das Spiel meiner Meinung nach zwar auch verdient….jedoch spiele ich weiter. Runde um Runde , Rennen um Rennen.

Hätte dieses Spiel nicht so groß mit dem Story Modus geworben, ich wäre nicht weiter darauf eingegangen und die oberen Zeilen wären nie entstanden. Und vielleicht wäre das sogar besser gewesen. Denn die  Wahrheit liegt nun mal auf der Strecke. Das weiß ein Forza. Das weiß ein Gran Turismo.

Und ein Gear Club?

Von klein zu groß

 

Nicht nur wir machen in der Kampagne eine große Veränderung durch, sondern auch die Entwickler „Eden Games“. So haben diese bislang nur Handyspiele entwickelt. Auch der Vorgänger Gear Club Unlimited 1 wurde ursprünglich für Smartphones entwickelt und erst dann für die Switch optimiert.

Ein schwerer Sprung also für die Entwickler, welcher sich nun erstmals mit solch potenter Hardware auseinander setzen mussten. Eine Konsole ist nun mal kein Smartphone, sondern komplexer und erfordert mehr Fein-Tuning.  Und Forza ist nun mal kein Gran Turismo.

Und Gear Club Unlimited 2 ist leider keins von beidem.

Was bist du eigentlich?

Denn auch wenn die ersten Stunden noch ganz spaßig sind, werden die Rennen leider immer monotoner. Die vielen Lizenzen helfen zwar dabei, erstmal keine Langweile aufkommen zu lassen, jedoch ist sich das Spiel seinem Fokus nicht bewusst.

Fokus 1: Rennsimulation

„Hard  to learn, hard to master“ ist hier das Zauberwort. Man kommt zwar recht schnell dazu, auf der Strecke zu bleiben und beginnt schnell damit, die Eigenheiten zu lernen und zu verinnerlichen. Da z.B. bei Forza diese Mechaniken voll greifen und experimentieren zulassen, verfalle ich ganz automatisch in eine Art Flow. Ich lerne, den Boliden einzuschätzen, ihn zu verstehen und taste mich so nach und nach an die perfekte Linie ran. Hangle mich von Modifikation zu Modifikation, um am Ende die Bestzeit zu knacken und ein tolles, warmes Gefühl der Freude zu empfinden.

Bei Gear Club Unlimited 2 bleibt dieses Gefühl jedoch aus. Und das hat viele Gründe:

So ist es nicht nur das regelmäßige Einbrechen der Framerate (besonders im Handheld Modus), welches mir immer wieder eine gute Zeit versaut, sondern generell die schwache Physik am Auto. Ich fühle mich einfach nicht komplett auf der Strecke. Mein Wagen hat nicht wirklich Gewicht und das nimmt einfach viel von der Authentizität. Bei einem Spiel fürs Smartphone mag das ja noch gehen, doch sobald man mit einem Controller spielt, brauch man einfach zwingend diese Schwere. Und wenn diese fehlt, ist leider schon einiges verloren, egal wie viel an den restlichen Grundlagen stimmt.

Und dann habe ich auch keine wirklich gute Idee, wie ich mehr aus meinem Boliden herausquetschen kann. Denn wenn man dann mal die Modifikationen verändert, verändert sich da leider nicht das Fahrgefühl. Und so höre ich auf mit dem Probieren… mit dem Jagen nach der besten Zeit.

„Aber ist ja auch nicht schlimm. Der Fuhrpark ist vielfältig. Die Streckenauswahl ist riesig und auch bei der Grafik, kann man nicht meckern.  Und nicht jedes Rennspiel muss eine Simulation sein. Dann ist es eben ein netter Arcade-Racer! “

Ach…wenn’s doch nur so einfach wäre.

 

Fokus 2: Arcade Racer

Einen guten Arcade Racer zeichnet zunächst einmal eine niedrige Einstiegshürde aus. Diese ist zwar in Gear schön niedrig angesetzt, hier enden dann jedoch auch schon die Gemeinsamkeiten. Denn leider zeichnet sich dieses Spiel nicht durch andere Charakteristika, wie eine sympathische Präsentation (diese ist einfach nur sehr zweckmäßig), einen besonderen Grafikstil (realistische Vehikel, aber wenig drumherum) oder gewagtere Level und Strecken aus.  Das ist insofern besonders schade, da die Entwickler mit den schönen Boliden und Lizenzen ja durchaus zeigen, dass sie wissen wie man auch für größere Plattformen entwickelt.

Gear Club Unlimited 2

von am 28.12.2018

  Tja. Und so bleibt dann leider ein Rennspiel übrig, welches weder Fisch noch Fleisch ist. Für eine Simulation ist die Vielfalt an Optionen zu gering und das Fahrgefühl zu schwammig. Für einen Arcade Racer hingegen fehlt es dem Spiel an eigenen Ideen in der Präsentation –  auf und neben der Strecke. Doch ist das Spiel kein hoffnungsloser Fall. Der Fuhrpark ist schön gemacht, die jeweiligen Boliden sehen sehr schick aus für Switch-Verhältnisse und auch die Technik macht, bis auf die Framerate, einen guten Job. Sollte man sich also Gear Club Unlimited 2 zulegen? Ich rate den meisten davon ab. Auf einen eventuellen Nachfolger wäre ich aber dennoch gespannt. Denn eine gewisse, gute Grundlage ist nicht zu verneinen. Und diese könnte in einem guten Gesamtpaket Potenzial entfalten und wirklich eine gute Rennspiel-Simulation werden. Und so heißt die Frage leider weiterhin: „Forza oder Gran Turismo?“

Grafik 75

Sound 60

Gameplay 50

Spieldesign 48

Spielsaß/Atmosphäre 55

 

 

 

 

 

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