Fallout 76: Wer bin ich?

Fallout 76: Wer bin ich?

von am 09.12.2018 - 11:55
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Fallout ist Kult. Fallout ist Spannung. Fallout ist Handeln mit Konsequenzen… bzw. Fallout war das alles bisher. Fallout 76 ist aber etwas anderes. Was genau das Spiel ist, will ich für euch in den folgenden Zeilen klären und einen Eindruck aus meiner persönlichen Sicht schildern… 

Erste Schritte

Der Anfang des Spiels war eigentlich von Grund auf sehr ansprechend gestaltet. Man erwacht und wurde irgendwie von den anderen Leuten aus dem eigenen Atomschutzbunker vergessen. Vault 76 soll nun nicht länger unsere Heimat sein. Bethesda bringt in den ersten Minuten des Spiels bereits ein paar nette Ideen und nachdem ich in Ruhe Gitarre gespielt und auch das Mini-Game am Terminal ein wenig gedaddelt habe, mache ich mich bereit für die Abreise.

Ich lerne zuvor natürlich noch ein paar Dinge über das Skill-System, in welchem ich auf unterschiedliche Eigenschaften, Karten ausrüsten kann, die meinen Status und die Fähigkeiten entsprechend anpassen. Außerdem werden mir auf meinem Weg zum Ausgang der Vault 76, von ein paar Stations-Robotern, nützliche Tipps gegeben, wie ich in der Welt überleben kann. Bis hier hin fühlt sich Fallout 76 auch sehr klassisch an.

Kaum verlasse ich den Bunker, begegne ich auch schon dem ersten Spieler und… er lädt mich direkt ein, mit ihm zusammen zu spielen. Doch ich lehne vorerst ab. Ich möchte mir erstmal im Alleingang einen Überblick verschaffen und ein wenig die Welt erkunden.

Außerdem habe ich ja auch bereits meine ersten Aufgaben vom Spiel gestellt bekommen. Es gilt als übergeordnete Aufgabe nämlich mehrere Atombomben aufzuspüren. Doch damit nicht genug, denn ich habe eine Spur gefunden, die mich auf die Fährte der Vault-Aufseherin führt und natürlich möchte ich jetzt auch wissen, wie es eigentlich um die Oberwelt steht.

Zerstörte Welt

Die Menschheit erlag ihrer Dummheit und hat Mutter Erde dem Erdboden gleich gemacht. Größtenteils verwandelte sich das Land in ein trostloses Ödland. Doch das ist ja für die Fallout-Serie grundsätzlich auch nicht neu, aber worin sich das Spiel grundlegend unterscheidet, ist die Lebendigkeit der Spielwelt.

Ja. Wie so viele andere Magazine schon im Vorfeld berichteten, gibt es keine NPCs. Stattdessen wurde eine Multiplayer-Komponente hinzugefügt. Belebte Städte und Siedlungen werdet ihr also nicht entdecken können. 

Die Wildnis hingegen bleibt der gewohnten Fülle an Kreaturen treu, wie eben auch schon in anderen Titeln der Serie. Doch wie gravierend macht sich das Fehlen der NPCs wirklich bemerkbar? 

In den meisten Fällen waren sie in den Vorgängern als Questgeber zu sehen und brachten stimmungsvolle Entscheidungen mit sich, die zugleich Einfluss auf das eigene Karma hatten. Doch an Quests mangelt es Fallout 76 keineswegs. Ihr findet Terminals, Audiologs und Schriftstücke, die euch mit neuen Aufgaben versorgen und weiterhin erscheinen stetig neue Events auf der Karte, die zeitgleich zum Ballungsgebiet für echte Spieler werden können.

Wer bin ich? 

Fallout 76 kam bei vielen Magazinen und Spielern in erster Linie nicht um den Vorwurf herum, ein Spiel mit Identitätskrise zu sein und ja… dieser Vorwurf lässt sich auch nicht ganz von der Hand weisen. 

Es beherbergt Elemente eines Survival-Games in sich, verändert das altbekannte V.A.T.S.-System in simple Shooter-Mechaniken und der PvP-Ansatz ist schlicht und ergreifend nicht der Rede wert. 

Doch irgendwie musste ich nochmal zurückdenken. Mich von simplen Kategorien lösen und neu überlegen. Will Fallout 76 überhaupt in irgendeine dieser Kategorien passen, oder geht es vielmehr darum, dass dies einzig und allein stimmungsgebende Elemente sind, die ideal in das Setting eingefügt werden konnten ohne seine eigene Identität zu beschneiden? 

Mutige These und es mag bestimmt sein, dass es ganz viele Leute gibt, die ganz klar sagen, dass ich falsch liege und die Entwickler einfach zu viel wollten und letztlich kein Genre wirklich gut bedient haben. Ich persönlich finde allerdings, dass eben diese Umsetzung der Mechaniken ein gemeinsames Spiel immens vereinfachen, ohne das Spiel komplett zu entwurzeln. Es geht darum, gemeinsam eine Welt zu erkunden oder auch als einsamer Wolf durchs Land zu ziehen und in postapokalyptischer Stimmung zu baden. Das schafft Fallout 76 absolut und auch ohne NPCs macht der Missionsverlauf wirklich Spaß. Hierfür entschädigen nämlich die Audiologs und verrückten Texte, die für tolle Atmosphäre sorgen. 

Tatsächlich würde ich das Game ein wenig mit Sea of thieves vergleichen. Nur eben ohne vordergründigen PvP und dafür aber mit einer tatsächlich vorhandenen Geschichte. Und so behaupte ich ganz einfach, dass das spielerische Konzept in dieser Form sinnvoll ist, wie auch gewollt kein reinrassiges Genre bedient oder tiefer ausfüllt. Alles erinnert an Bekanntes und ist so reduziert, dass sich die soziale Komponente entfalten kann. 

Natürlich ist hier noch ordentlich Luft nach oben, aber ähnlich wie in Sea of thieves und No man’s sky, wird auch Fallout 76 noch Zeit brauchen um weitere Ideen und Details zu verbauen und dafür werden Bethesda weiterhin mit der Community in Kontakt bleiben.

Die Technik

Bethesda haben sich zu Release des Games nicht gerade mit Ruhm bekleckert. Verbindungs- und Performanceprobleme waren zu Beginn an der Tagesordnung. Mittlerweile wird und wurde aber fleißig an Verbesserungen gearbeitet.

Durch die altbackene Engine ist Fallout 76 auch grafisch in naheliegenden Texturen keine bahnbrechende Augenweide. Aber auf Xbox One X, auf welcher ich das Game in Augenschein genommen habe, punktet das Spiel durch satte Farben und passable Tiefenschärfe. Ein Wunderwerk ist es optisch nicht, aber als grafischen Totalausfall kann man das Spiel ganz sicher nicht beschimpfen. 

Der Sound hingegen ist einfach gelungen. Egal ob Soundtrack oder auch die Sprecher und Umgebungsgeräusche. Jeder Ton sitzt und entführt euch in ein stimmungsvolles Szenario. Gerade bei Erkundungen von Gebäuden und bei Events kommt gelungene Endzeit-Atmosphäre auf. 

Und so möchte ich nun auch schon zu dem vielleicht längsten Fazit kommen, dass ich je verfasst habe. ?

Fazit

Fallout 76

von am 09.12.2018

Fallout 76 kann man einiges unterstellen. Dazu gehören eine veraltete Engine, fehlende NPCs und der holprige Start auf technischer Seite, beziehungsweise was die Online-Performance angeht. Was aber nach längerem Spielen und genauerem Hinschauen auffällt, ist das atmosphärische Spieldesign, die spaßigen Koop-Partien und ein recht eigenständiges Feeling, das aber dennoch einem Fallout gerecht wird. Ja… hat man erstmal den ganzen medialen Shitstorm abgeschüttelt und etwas Zeit in das Game investiert, so macht es wirklich Spaß. Fallout 76 ist vielleicht kein übermäßiger Hype-Titel und kommt nicht ganz an die technische Qualität anderer Bethesda-Titel heran, aber der angeheizte Hate-Train, auf den die meisten Leute aufgesprungen sind, hat das Spiel nicht verdient. Das Missionsdesign überzeugt und es gibt extrem viel zu erkunden. Mit gehaltvoller Spielmusik und auch den Audiologs wird zusätzlich Stimmung erzeugt und so fühlt man sich fasst wie in einer Fallout-Version des Films I am legend. Aufgelockert wird dies aber durch die kooperativen Aspekte des Spiels, die schlicht und ergreifend unterhaltsam sind und worum geht es letztlich bei einem Game? … Richtig! Spielspaß. Natürlich wünsche ich mir, dass das Spiel nicht nur technische Updates bekommt, sondern auch inhaltlich noch ordentlich Nachschub erhält, denn mehr Tiefe kann dem Titel keineswegs schaden. Es ist eine Spielwiese deren Rasen gesät wurde und jetzt wachsen muss. Hier ist noch viel Potenzial verborgen, das Bethesda jetzt ausschöpfen müssen. 

Grafik: 68
Sound: 73
Gameplay: 70
Spieldesign/ Spielwelt: 72
Spielspaß/ Atmosphäre: 73

 

 

So wertet Krautgaming:

0-25 ungenügend (6), 26-45 mangelhaft (5), 46-65 ausreichend (4), 66-75 befriedigend (3), 76-85 gut (2), 86-95 sehr gut (1), 96-100 ausgezeichnet (1+)

Über Daniel Machut

Ich bin Chefredakteur bei KRAUTGAMING ! Aufgewachsen in der Steinzeit des Gaming, bin ich noch heute unterwegs in den unterschiedlichsten Welten. Hyrule, Rapture, Eos, das viktorianische London, Sondereinsätze auf der ganzen Welt und selbst die dunklen Tiefen des Weltraums habe ich nicht gescheut. Hier sollt ihr mehr von meinen Reisen in den virtuellen Weiten erfahren...

Kommentare

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Wolf 10. Dezember 2018 um 06:23 10.12.2018 - 06:23

Das spiel sollte einige Änderungen vornehmen dann könnte es echt gut werden. Dazu gehört z.b. das einbringrn der nsc gruppen spiel verbessern und ausbauen. Könnten sich da ja etwas an eso orientieren.