Soul Calibur VI – Wetzt die Klingen!

Soul Calibur VI – Wetzt die Klingen!

von am 04.11.2018 - 20:00
  • Start
  • Kommentare

Es sind schöne Zeiten für Beat ’em up- Fans. Egal ob mit Street Fighter 5, Tekken 7 oder Injustice 2 – das Genre ist hochkarätig besetzt und bietet etwas für beinahe jeden Geschmack. Am 19.10 schickten nun Bandai Namco ihr Soul Calibur 6 in den Kampf um die Genre-Krone. Wie sich der Prügler im Vergleich zur starken Konkurrenz schlägt, verraten wir euch im Test…

Soul Calibur erzählt die Geschichte des verfluchten Schwertes “Soul Edge“. Diese magische Klinge tauchte in der Vergangenheit bereits mehrmals auf und stürzte die Welt an den Rand des Chaos. Am Ende des 16. Jahrhunderts ist es mal wieder so weit und die nach Seelenenergie trachtende Waffe erscheint erneut. Dieses Mal in den Händen des dunklen Ritters Nightmare. Dieser schickt seine finsteren Krieger aus, um Tod und Verderben in der Welt zu verbreiten. Nur eine kleine Gruppe auserwählter Kämpfer stellt sich ihnen dabei in den Weg.

Die Geschichte des verfluchten Schwerts

Soul Calibur 6 lässt euch nun, ausführlicher denn je, in diese Geschichte eintauchen. Der Trend zu mehr Story in Fighting-Games, macht auch vor dieser Reihe nicht halt und so haben Solisten hier gleich zwei umfangreiche Story-Modi zur Auswahl. Den Anfang macht dabei der Modus „Waage der Seelen“, in dem ihr mit einem selbsterstellten Recken in die Schlacht zieht. Hier begegnet euer Charakter den verschiedenen Figuren aus dem Soul Calibur Universum und dabei trefft ihr Entscheidungen, die den weiteren Verlauf der Story verändern. Diese Entscheidungen sind dabei eine wirklich interessante Mechanik, denn ihr bestimmt so nicht nur, ob ihr einem hellen oder eher dunklen Pfad folgt. Tatsächlich kann eure Wahl dazu führen, dass sich bestimmte Story-Stränge ändern oder gar komplett wegfallen. Prinzipiell eine wirklich feine Sache. Allerdings konnte mich, die rein über Textblöcke erzählte Geschichte kaum fesseln. Gerade zum Einstieg, wenn man die ersten Tutorials hinter sich gebracht hat, möchte man einfach nur in den Ring steigen und loslegen, doch das Spiel verdammt uns zum passiven Mitlesen. Die Geschichte hat zwar durchaus interessante Ansätze, doch die Erzählung über reine Textpassagen, ohne jegliche Sprachausgabe, verschenkt viel Potenzial. So gestaltet sich „Waage der Seelen“, trotz vieler guter Ideen, als recht zäh. Kein Vergleich zur toll inszenierten Story eines Injustice 2 und sogar Marvel VS. Capcom: Infinite hat hier noch die Nase vorn.

Glücklicherweise gibt es aber noch die „Seelenchronik“. Diese Variante kann man am ehesten noch als „klassischen“ Story-Modus bezeichnen. Hier erlebt ihr die Geschichte aus Sicht der unterschiedlichen Protagonisten. Zusätzlich könnt ihr hier auf einem Zeitstrahl nochmals spezielle Kapitel mit den unterschiedlichen Charakteren erleben. Im Laufe der Zeit fügen sich so die einzelnen Story-Schnipsel, zu einem kompletten Ganzen zusammen. Sogar der Gastcharakter Geralt hat in diesem Modus seine eigene Geschichte spendiert bekommen. Doch vor allem punktet die Erzählung hier (im Vergleich zu „Waage der Seelen“) durch voll synchronisierte Dialoge, sowie teilweise animierte Artworks, durch die sich das Verfolgen der Geschichte als wesentlich interessanter gestaltet.

Abgesehen davon habt ihr in Soul Calibur 6 natürlich ebenfalls jederzeit die Möglichkeit, in einem klassischen Arcade Modus gegen eine Reihe von KI-Kontrahenten anzutreten oder euch im freien Kampf in 1 gegen 1 Partien mit Freunden (oder ebenfalls der KI) zu messen. Der Schwierigkeitsgrad in der Standard-Variante ist dabei auch für Anfänger geeignet, Profis werden aber vermutlich bald eine Stufe höher schalten müssen.

Der Tanz mit der Klinge

Im Gegensatz zu den meisten anderen Beat ‚em Ups, ist Soul Calibur einer der wenigen Titel, die tatsächlich Gebrauch von ihren dreidimensionalen Umgebungen machen. Soll heißen: Die Bewegung in die Tiefe ist hier ein essentieller Teil des Gameplays. Anstatt nur nach vorne oder zurück auszuweichen, könnt ihr hier jederzeit um euren Gegner herumtänzeln. Das bieten zwar auch andere 3D Prügler, doch in Soul Calibur sind auch eure Angriffe und Aktionen ebenfalls auf diese Räumlichkeit ausgelegt. So gibt es hier je eine Angriffstaste für horizontale und vertikale Angriffe, sowie schnelle Tritte um gegen euren Kontrahenten vorzugehen. Schon durch dieses (auf den ersten Blick simple) System, zusammen mit der räumlichen Bewegung und der hohen Spielgeschwindigkeit, entstehen schnell spannende Duelle. So ist es hier eine riesige Freude, dem Angriff des Gegners im richtigen Moment auszuweichen und ihm anschließend in den ungeschützten Rücken zu fallen. Nimmt man dann noch die diversen Spezialangriffe wie Konter oder blockbrechende Aktionen dazu, gewinnen die Kämpfe sogar nochmals an Tiefe. Spektakuläre Spezialangriffe sind natürlich auch mit an Bord. Zudem ist es in den meisten Arenen möglich, den Gegner aus dem Ring zu werfen, wodurch dem Stellungsspiel ein weiteres taktisches Element zukommt.

Die punktgenaue Steuerung fällt dabei sehr eingängig aus. Besonders Veteranen sollten keine Probleme haben und sich schnell wieder einfinden. Doch auch Anfänger dürften das Steuerungsschema schnell verinnerlicht haben. Sollten euch dennoch einige Moves schwer fallen, bietet Soul Calibur 6 ausführliche Tutorials (spielbar oder zum Nachlesen) um Abhilfe zu schaffen.

Bei den gefährlichen Klingentänzen sollte zudem die Bewaffnung des eigenen Kämpfers beachtet werden. So eignen sich die Waffen mancher Charaktere, wie beispielsweise Maxi, mit seinen schnellen Nunchuks, sehr gut für den Nahkampf, während andere eher auf große Distanz Schaden anrichten. Durch diese Unterschiede bei der effektiven Reichweite, sowie Angriffsgeschwindigkeit, spielen sich die Charaktere angenehm abwechslungsreich und erfordern immer auch eine angepasste Taktik.

Beim Balancing haben die Entwickler ganze Arbeit geleistet. So spielen sich die 18 Charaktere angenehm ausgeglichen. Dies schließt auch die beiden Neuzugänge, Grøh und Azwel, sowie den Gastcharakter aus The Witcher “Geralt von Riva“ mit ein.

Apropos Charaktere: Warum hier mit Tira ein bereits aus den Vorgängern bekannter Charakter nur Vorbestellern und Season-Pass Käufern vorenthalten bleibt, ist für mich absolut unverständlich. Das dürfte mit Sicherheit so manchem Fan sauer aufstoßen. Zumal man mit Geralt ja schon einen passenden Bonus-Charakter zur Hand gehabt hätte.

Die Schattenseite

Mit den umfangreichen Story-Modi, sowie schnellen Arcade-Runden, bietet Soul Calibur 6 mehr als genug Futter für Solisten. Wer sich allerdings gern mit den Kumpels auf dem Sofa kloppt (im übertragenen Sinn natürlich) oder seine Zeit am liebsten im Online-Ring verbringt, muss sich schon mit weit weniger zufrieden geben. Couch-Koop-Fans prügeln ausschließlich im Versus-Modus. Für Online-Matches bleibt die Wahl zwischen Gelegenheits- und Ranglistenkämpfen. In beiden Fällen landet ihr in einer Lobby für bis zu 8 Spieler, in der abwechselnd gekämpft wird. Prinzipiell ist das auch völlig in Ordnung, zumal wir während unserer Testsessions nur seltenst Verbindungsprobleme oder Lags feststellen konnten. Doch mir persönlich ist das auf Dauer doch etwas zu wenig. Vor allem für zwei Spieler hätte hier etwas mehr Abwechslung nicht geschadet.

Doch damit noch nicht genug der Kritik. Denn obwohl die Optik auf den ersten Blick wirklich spektakulär aussieht, zeigt sich vor allem bei den Hintergründen eine große Schwäche. Einige der Arenen wirken recht leblos und unspektakulär. Es gibt kaum Bewegung, man kann nicht mit ihnen interagieren und viele sind tatsächlich nur quadratische Flächen. Da bieten sogar die meisten 2D-Prügler mehr Abwechslung. Immerhin kann der tolle Orchester-Soundtrack diesen Umstand wieder mehr als ausgleichen. Doch der tolle Soundtrack gehört ja seit jeher zu den Stärken der Reihe.

Als einzige technische Schwäche, fallen die doch recht häufigen Ladezeiten (getestet wurde auf der Xbox One) auf. Diese machen sich speziell zwischen Matches oder im Charakter-Editor bemerkbar. Hier lässt das Laden eines Kleidungsstückes hin und wieder etwas auf sich warten. Dadurch wird der umfangreiche Editor leider stellenweise zur Geduldsprobe. Das ist wirklich sehr schade, denn davon einmal abgesehen, ist die Charaktererstellung ein tolles Feature, das Schule machen sollte!

Fazit

 

Soul Calibur 6

von am 04.11.2018

Soul Calibur 6 punktet in erster Linie durch sein schnörkelloses, schnelles Kampfsystem. Die dreidimensionale Bewegung im Raum wird fabelhaft ins Gameplay integriert und Anfänger, wie auch Fortgeschrittene, profitieren von der punktgenauen und leicht zu erlernenden Steuerung. Solisten werden mit den Story-Modi für viele Stunden bedient, auch wenn diese teilweise nicht sonderlich spannend inszeniert werden. Punktabzug gibt es für die häufig anfallenden Ladezeiten, sowie wenig Abwechslung für Couch-Koop und Online-Zocker. Dafür läuft der Netzcode sauber und der Soundtrack ist ein Schmaus für die Ohren.

Grafik: 84
Sound: 86
Gameplay: 90
Spieldesign/ Spielwelt: 73
Spielspaß/ Atmosphäre: 81

 

Kommentare

Sag etwas, mein Freund!

Jetzt hast du die Gelegenheit die Person zu sein, zu der deine Mutter dich immer machen wollte: Freundlich, höflich und klug!

Du darfst grundsätzliches HTML und diese Tags benutzen:

<a href="" title=""> <abbr title=""> <acronym title=""> <b> <blockquote cite=""> <cite> <code> <del datetime=""> <em> <i> <q cite=""> <s> <strike> <strong>