SPACE HULK – Tactics [Review]

SPACE HULK – Tactics [Review]

von am 02.11.2018 - 21:41
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Space Hulk, aus dem “Warhammer 40K“-Universum entstammend, ist einer der ganz großen Namen der Marke. Das Brettspiel ist bis heute Kult und auch das dazugehörige Kartenspiel Todesengel ist ein außergewöhnlicher Spaßbringer. Vor einigen Tagen erschien nun das neue und offizielle Videospiel Space Hulk Tactics und wie sich die Kult-Lizenz nun in virtueller Form schlägt, möchten wir euch hier verraten…

Die Sünde der Verdammnis

Scheinbar unaufhaltsam, steuert der gewaltige Space Hulk auf einen Industrie-Planeten zu und die einzige Hoffnung auf Rettung, scheint in den Händen eines Terminatorentrupps der Blood Angels zu liegen, denn der Hulk beherbergt noch eine viel dunklere Gefahr. Eine Heerschar von Xenos – den Genestealern.

So weit, so gut… Space Hulk Tactics will an den Erfolg des Brett- und des Kartenspiels anknüpfen und ist eine direkte, digitale Umsetzung der Brettspielvorlage. Die Mechaniken, auf die ich später noch detaillierter eingehe, sind dem Ursprungsmaterial sehr nah nachempfunden und bietet dennoch ein paar schöne Anpassungen und Überraschungen.

Doch ist das Spiel auch was für Neulinge im Warhammer 40K Universum?

Um die Basis des Spiels etwas leichter verständlich zu machen, möchte ich euch zunächst einen kleinen Eindruck vermitteln, wie ihr euch das Setting vorzustellen habt.

Der Space Hulk selbst ist ein Gebilde, das aus Raumschiffwracks, Schrott und Trümmern besteht und durch die Kollision von eben diesen Einzelbestandteilen stetig anwächst. Sie treiben durchs All und tauchen zumeist unerwartet auf, da sie sich zwischen den Dimensionen bewegen können. Hierbei ist die Rede von der Realwelt, in welcher das Imperium um seine Vorherrschaft kämpft und dem Warp. 

Der Warp ist eine andere Dimension, in der die Truppen des Chaos, Dämonen und andere brutale Kreaturen ihren Zufluchtsort gefunden haben, um einen Schatten der Verderbnis über die Realwelt zu werfen.

Die Space Hulks sind gefährlich und wertvoll zugleich. Gefährlich durch die unbekannten Bedrohungen, wie den Genestealern (Symbionten), die sich ihr Nest in manchen dieser Gebilde gebaut haben und wertvoll durch die Ansammlung unterschiedlichster Technologien, die so ein Hulk in sich birgt. Besondere Gefahr kann aber auch ihre bloße Existenz bedeuteten, denn über die Jahrhunderte können diese Hulks bis auf die Größe eines Planeten anwachsen.

Der Gefahr ins Auge blicken

Der Hulk selbst ist ein beengendes Konstrukt, welches in viele schmale Gänge mündet, die es den Space Marines des Imperiums kaum möglich machen, sich nebeneinander zu bewegen. Das gilt besonders, wenn sie in ihren schweren Terminatoren-Rüstungen unterwegs sind.

Auf dieser Grundlage basierte bereits das Brettspiel und das machte natürlich einen erheblichen strategischen Faktor aus, denn jede Bewegung einer Figur wollte wohlüberlegt sein. Das aktuelle Videospiel macht dabei keine Ausnahme. Genau genommen setzt es diesen Umstand sogar identisch um.

Ihr legt die Startreihenfolge eurer Terminatoren fest und dürft danach in die Aktionsphase übergehen, eure Stellung verändern und euch fortbewegen. Hierfür habt ihr für jede Figur Aktionspunkte zur Verfügung. Aber seid vorsichtig! Jede Bewegung kostet Punkte. Selbst die Veränderung eurer Blickrichtung. Dieser Umstand hebt das Spiel natürlich auf ein sehr strategisches Level, denn auch Folgeaktionen sollten gut geplant sein. Dazu zählt beispielsweise die Feuerabdeckung des Sichtfeldes einer Figur. Auf diese Weise kann eure Figur seinen Bolter (Schusswaffe) automatisch auf sich annähernde Symbionten richten und, mit etwas virtuellem Würfelglück, eurem Trupp eine wertvolle Deckung bieten.

Doch mit einfachem Stellungsspiel ist es natürlich nicht getan. Zusätzlich habt ihr die Möglichkeit aus 3 Karten zu wählen, die ihr entweder direkt einsetzt (um zum Beispiel einen Bonus auf eure Trefferquote zu erhalten), oder in Aktionspunkte umwandelt, die wiederum frei auf die Truppmitglieder verteilbar sind. 

Um hier ergiebig Punkte zu bekommen, solltet ihr in der Truppverwaltung, also bevor ihr die jeweilige Mission beginnt, nochmal die Waffen und Karten eurer Space Marines checken. Während ihr Waffen freischaltet und so Einfluss auf die Kampffertigkeiten der Terminatoren nehmt, was sich besonders auf die Kategorien Nah- und Fernkampf auswirkt, könnt ihr Karten über sammelbare Bauteile verbessern.

Die richtige Wahl der Waffen, kann den Ausgang einer Runde bestimmen.

 

Damit wird nicht nur die Eigenschaft der Karte verändert, sondern auch ihr Tauschwert in Aktionspunkten. 

Beim Einsatz von Karten müsst ihr allerdings auch bedenken, dass diese über Kampfpunkte eingesetzt werden müssen. Davon erhaltet ihr immer nur einen zu Beginn eures Zuges. Deswegen sollte ihr Einsatz entsprechend mit etwas Feingefühl erfolgen.

Außerdem dürft ihr im späteren Verlauf des Spiels auch Module ausrüsten, die euch weitere Vorteile gegenüber den Symbionten liefern. Für die Space Marines gilt eigentlich als bester Tipp: Gegner auf Distanz halten und, so gut es geht, Zugänge absichern und nach Möglichkeit auf eine Rückendeckung setzen.

Klauen statt Bolter

Zusätzlich zur “Blood Angels“-Kampagne, wartet auch eine gesonderte Geschichte auf euch, in der ihr die Kontrolle über die Genestealer übernehmt. Hierbei wird die Geschichte anderer Space Marine Einheiten erzählt, die mit dem gewaltigen Space Hulk “Sünde der Verdammnis“ (jeder Space Hulk hat im 40K-Universum seinen eigenen, theatralischen Namen) noch vor den Blood Angels konfrontiert wurden. Nur müsst ihr ihnen diesmal als Vorhut der Tyraniden Einhalt gebieten und macht als Symbionten-Schwarm Jagd auf die Terminatoren.

Dabei stellt sich schnell heraus, dass sich die Symbionten komplett anders spielen und sich ihre Bedrohung aus der Masse ergibt.

Auch die Symbionten haben Anpassungs- und Upgrade-Möglichkeiten…

 

In der Rolle der Symbionten läuft euer jeweiliger Spielzug nämlich in mehreren Phasen ab. Zuerst geht ihr in die Umwandlungsphase, bei der ihr, ähnlich wie in der “Blood Angels“-Kampagne, eine eurer 3 Spielkarten eintauscht. Nur bekommt ihr hierfür keine Aktionspunkte, sondern Einheiten spendiert. 

Diese verteilt ihr dann zielgerichtet auf Spawnpunkten, die euch strategisch wichtig erscheinen. Zeitgleich solltet ihr auch eure Karten im Auge behalten, denn die sogenannten Blips, welche ihr verteilt, können auch mehrere Genestealer enthalten. Mit der passenden Menge an Blips auf einem Punkt, könnt ihr mit entsprechender Aktionskarte, auch mächtigere Symbionten spawnen lassen.

In der nächsten Phase lasst ihr die Symbionten spawnen und bewegt sie auf euer Ziel zu. Um den Ausgleich zu gefährlichen Fernkampf-Angriffen zu schaffen, haben eure Kreaturen eine höhere Reichweite zur Bewegung und können sich frei im Richtingswechsel bewegen.

Tipp: Lasst die Masse eurer Symbionten wirken und nutzt die schwerfälligen Bewegungsabläufe der Terminatoren geschickt aus, indem ihr nach Möglichkeit versucht die Marines mehrseitig anzugreifen.

Eine weitere Überraschung für den Feind, kann die Unvorhersehbarkeit sein. Denn solange ihr eure Figuren außerhalb des Sichtfelds der Space Marines bewegt, habt ihr die freie Entscheidung, ob ihr eure Einheiten und ihre Anzahl offenbart oder als Radarsymbol angezeigen lasst. Das bietet natürlich perfekte Möglichkeiten für Täuschungsmanöver mit verheerenden Auswirkungen, wenn euer Gegenspieler (egal ob KI oder echter Spieler im Multiplayer) euch auf den Leim geht.

Multiplayer und Kreativität

Abseits der beiden Kampagnen findet ihr einen Multiplayer und… es kommt… einen Map-Editor!

Der Multiplayer entfaltet sich natürlich nochmal anders, als es bei den Kampagnen der Fall ist. Ein echter Gegner ist einfach eine ganz andere Herausforderung. Hier (wie auch im Hauptspiel) gilt natürlich, dass jeder Zug gut überlegt sein will und man jeden Tastendruck auf dem Controller genau überdenken sollte. Denn im Vergleich zum Brettspiel, habt ihr hier nicht die Möglichkeit einer diskutablen Änderung. Ein Fehler bleibt ein Fehler und kann schwere Konsequenzen haben. Umso befriedigender fühlt sich natürlich auch ein gewonnenes Match an.

Der Multiplayer macht Spaß und ist wirklich sehr nah am Feeling des Brettspiels. Zwar fehlt das tatsächliche Gegenüber, mit dem man vielleicht noch das eine oder andere Bierchen zwitschert, aber gerade via Headset bietet das Game die trotzdem ausreichend Zeit für Smalltalk, spannende Gefechte und natürlich das Wetteifern um den Sieg. Das Tempo gebt ihr nämlich selbst vor. Fast wie beim Schach.

Ein besonderer Spaß ist aber auch der Map-Editor, der euch nahezu alle Bausteine des Spiels bereithält, um eure ganz eigene Mission zu gestalten. Eure Level könnt ihr dann natürlich auch mit anderen Spielern teilen oder gegen eine KI testen. Wenn ihr dabei in die Ego-Perspektive wechselt, könnt ihr sogar kleinere Details in den Gängen eures Levels anpassen, wodurch ihr euer ganz eigenes Spielerlebnis formen könnt.

Perspektivenwechsel

“Hat er da gerade etwas von einer Ego-Perspektive erzählt?!“ 

“Ja. Hat er!“

Space Hulk Tactics hat wert darauf gelegt, euch so nah wie möglich in das Spiel eintauchen zu lassen. Dafür könnt ihr während der Runde zwischen der Top-Down-Perspektive und der Ego-Ansicht wählen. Die First-Person Option hat dabei keinen entscheidenden Einfluss auf das Gameplay. Sie stellt aber einen angenehm atmosphärischen Mehrwert dar, der nicht zu verachten ist. 

In Schlüssel- bzw. Kampfsituationen kommen zudem noch kleinere Videosequenzen ins Spiel, die sich zwar auf Dauer wiederholen, aber trotzdem das blutige und eiskalte Szenario gut einfangen.

Gepaart mit dem düsteren und getragenen Soundtrack des Titels, entsteht authentisches Warhammer 40K-Feeling, dessen Unterhaltungswert nicht abstreitbar ist. Man kann durchaus behaupten, dass hier mit sehr viel Liebe zum Detail gearbeitet wurde, ohne dabei die Wurzeln des Games zu vernachlässigen.

Fazit

 

Space Hulk Tactics

von am 02.11.2018

Space Hulk Tactics ist eine wahre Liebeserklärung an die Vorlage von Games Workshop. Ein Brettspiel so gekonnt, detailverliebt und atmosphärisch umzusetzen, ist keine einfache Aufgabe. Besonders wenn es darum geht, seine eigene Note ins Setting einfließen zu lassen und letztlich auch den Spieler vor eine unterhaltsame Herausforderung zu stellen. Dies ist Space Hulk Tactics aber bestens gelungen und dürfte somit ein echter Leckerbissen für Warhammer 40K Fans sein. Nicht-Kenner der Vorlage dürfen sich trotzdem auf ein forderndes Erlebnis freuen, welches sich ein wenig abseits anderer Spiel-Genre bewegt und besonders im Multiplayer überraschend gut unterhält. Wer Action mit Dauerfeuer erwartet ist hier falsch. Wer sein strategisches Können auf die Probe stellen möchte und sich auf ein virtuelles Brettspiel mit Pfiff einlassen kann, wird bestens unterhalten!

Grafik: 79
Sound: 81
Gameplay: 85
Spieldesign/ Spielwelt: 80
Spielspaß/ Atmosphäre: 83

 

Über Daniel Machut

Ich bin Chefredakteur bei KRAUTGAMING ! Aufgewachsen in der Steinzeit des Gaming, bin ich noch heute unterwegs in den unterschiedlichsten Welten. Hyrule, Rapture, Eos, das viktorianische London, Sondereinsätze auf der ganzen Welt und selbst die dunklen Tiefen des Weltraums habe ich nicht gescheut. Hier sollt ihr mehr von meinen Reisen in den virtuellen Weiten erfahren...

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