Assassin’s Creed Odyssey [Review]

Assassin’s Creed Odyssey [Review]

von am 19.10.2018 - 22:59
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Assassin’s Creed Origins markierte den spielerischen Neustart der Reihe. Man wollte die Marke neu definieren und frischen Wind in die Serie bringen. Das gelang auch richtig gut, was sämtliche Wertungen, Auszeichnungen und auch das Spielerfeedback widerspiegelten. Mit Assassin’s Creed Odyssey wollen Ubisoft nun an den Erfolg anknüpfen und entführen uns dafür nach Griechenland…

Getestet wurde auf der Xbox One X. 

Das ist Sparta!

Der Einstieg ins Spiel hätte treffender kaum gewählt werden können. Der Kampf gegen das persische Reich, unter der Herrschaft von Gott-König Xerxes, gelangte durch die filmische Umsetzung von Frank Miller’s Graphic Novel zu absolutem Kultstatus. 300 Spartiaten zogen, an der Seite ihres Königs Leonidas, in den Krieg und setzten der spartanischen Kriegskunst ein Denkmal. Und in eben dieser Schlacht fasst ihr zum ersten Mal Fuß im Spiel.

Doch es geht hier nicht um Leonidas und seine Gefolgschaft. Das Intro dient viel mehr der Darstellung einer kompromisslosen Welt, in der das Recht des Stärkeren gilt. Griechenland steht im Kriegszustand mit sich selbst und Banditen verbreiten gleichermaßen ihren Schrecken. Es ist eine brutale Zeit, in der die meisten Konflikte ein blutiges Ende nehmen.

Viele Jahre nach dem tragischen Kampf der 300, steigen wir in der Geschichte wieder ein und vorweg haben wir uns bereits entschieden, ob wir einen männlichen oder weiblichen Hauptcharakter spielen wollen. Ich habe mich für die Söldnerin Kassandra entschieden und war schon gespannt, wie sich die weibliche Hauptrolle, nach dem sehr blutig inszenierten Einstieg, wohl schlägt.

Kassandra ist das Kind dramatischer Umstände. Als Tochter einer spartanischen Familie, wurde sie Opfer einer grausamen Prophezeiung und überlebte nur durch Glück. Fern ihrer früheren Heimat wächst sie unter der Obhut des Gauners Markos auf und entwickelt sich zu einer passablen Kämpferin und Söldnerin. 

Doch das Schicksal lässt sie nicht in Ruhe und daher holt auch die Vergangenheit unsere Heldin wieder ein. So beginnt Kassandras ganz eigene Odyssee, die sie an die unterschiedlichsten Ufer Griechenlands verschlägt.

Eine Reise mit Charakter

Schon Assassin’s Creed Origins hat den kunstvollen Schritt gemeistert, die gewaltige Spielwelt in Ägypten mit Leben zu füllen und der Geschichte eine dauerhafte Präsenz zu verleihen.

Assassin’s Creed Odyssey steht dieser Eigenschaft keineswegs nach. Ganz im Gegenteil! In Assassin’s Creed Odyssey geht es generell nicht nur um das Schicksal eures Protagonisten, sondern auch um die Auswirkungen auf ganz Griechenland, die mit dem Dasein der Spielfigur und der dazugehörigen Familiengeschichte zusammenhängen. 

So erleben wir den Handlungsstrang weit weniger linear und dürfen sogar Entscheidungen treffen, die Einfluss auf das Spiel haben. So könnt ihr bereits früh über das Weiter- oder Ableben von relevanten Figuren entscheiden. Der Rollenspiel-Charakter hat hier erneut zugelegt und ist besonders im Explorer-Mode eine schicke Idee.

Entscheidet ihr euch nämlich beispielsweise für eine andere Questabfolge, nimmt dies nicht nur Einfluss auf die spielbaren Storyabschnitte. Es kann sogar passieren, dass vorherige Quests komplett abgelöst werden und so ein komplett neues Erlebnis von Assassin’s Creed Odyssey entsteht. 

Im Explorer Modus fehlen dabei zusätzlich die vereinfachenden Marker, die euch direkt zum nächsten Ziel geführt hätten. Um hier vorwärts zu kommen, gilt es erstmal Hinweise zu eurem Ziel über Dialoge zu sammeln. So rückt die Interaktion mit anderen Charakteren nochmals in den Vordergrund und verleiht den Figuren zusätzliche Relevanz. 

Bei der Erkundung der Umgebung steht euch natürlich auch euer treuer Adler zur Seite, der wie im direkten Vorgänger die Funktion einer Art Drohne einnimmt. Zwar bietet das Spiel im Standard-Modus kaum spürbare Änderungen zum Vorgänger, was das Thema der Erkundung angeht, aber trotzdem sorgt das nahezu barrierefreie Entdecken der Spielwelt für ordentlich Spaß. 

Das liegt zudem auch an der spektakulären Kulisse Griechenlands, mit seinem Tag- und Nachtwechsel und auch den unterschiedlichen Witterungsverhältnissen.

Ein interessanter Punkt ist auch die eigentliche Charakter-Darstellung im Spiel. Die Entwickler haben es geschafft, eine Figur zu schaffen die ein fast androgynes Wesen aufweist und somit auch mit beiden Geschlechtern perfekt funktioniert. Deswegen ist auch die erzählerische Entwicklung der Figur sehr spannend und begleitet durch die eigenen Entscheidungen, die ihr innerhalb der Geschichte treffen könnt, entwickelt ihr eure ganz eigene Geschichte.

Schlagkräftige Argumente

Eine weitere Funktion nimmt ebenfalls Einfluss auf die Spielwelt, denn ihr seid mit eurer Spielfigur direkt zwischen den Fronten der Großmächte Athen und Sparta. So könnt ihr zugunsten eures eigenen Spielerlebnisses entscheiden, wie ihr eure Missionen abwickelt und dadurch eine der beiden Seiten schwächt oder ihr zum Sieg verhelft.

 

Ihr endeckt entsprechende Festungen, die Kriegsvorräte beherbergen, Schätze und natürlich eine Vielzahl an Gegnern. Wenn diese in einer Region geschwächt werden, könnt ihr eine finale Schlacht anzetteln, welche bei siegreichem Ausgang, die Vorherrschaft der unterstützen Fraktion besiegelt. 

Doch diese Gefechte sind nicht eure einzigen Kampfschauplätze. Bei gewissen Handlungen, die euch möglich sind, könnt ihr euch durchaus unbeliebt machen. Dazu zählt bereits ein simpler Diebstahl und auf euch werden Kopfgeldjäger angesetzt, die euch gnadenlos jagen und auch nicht leicht zu besiegen sind.

Hinzu kommt das Geflecht aus Schlüsselfiguren, die einer mysteriösen Sekte angehören und zu denen ihr euch natürlich erstmal Informationen besorgen müsst, um ihnen entgegen zu treten.

Wenn Blut die Erde tränkt…

Zeit Online berichteten ebenfalls vor einigen Tagen über ihre Wahrnehmung des Spiels und dabei fiel besonders der Gewaltgrad des Spiels in den Mittelpunkt des Reviews (siehe HIER).

Im direkten Vergleich zu den Vorgängern, greift der Titel tatsächlich zu drastischeren Maßnahmen der Inszenierung. Dennoch ist das eine Eigenschaft, die absolut ins Geschehen und die damalige Zeit passt. Viele griechische Heldensagen waren durchaus blutgetränkt und insbesondere das Kriegervolk Spartas, war für seine kompromisslosen und brutalen Kämpfe berühmt. Dass eine entsprechend höhere Alterseinstufung vielleicht korrekt gewesen wäre, mag ich nicht abstreiten, aber dafür kann weder das Entwickler-Team etwas, noch das Spiel selbst. 

Das Spiel fängt, nach meiner persönlichen Meinung, die brutale Epoche perfekt ein und verknüpft diese gekonnt mit ihren idyllischen und mystischen Facetten. Wir erleben kein Schlachtfest, sondern ein fantastisches Epos, das fasziniert, erschreckt und fesselt. Assassin’s Creed Odyssey hat kaum inszenatorische Strecken und schafft ein angenehmes Gleichgewicht aus Erkundung und Kampf, in einer lebendigen Spielwelt.

Natürlich sind auch wieder Seeschlachten vertreten und das neue Kampfsystem, welches mit Assassin’s Creed Origins Einzug hielt, begeistert und fordert den Spieler weiterhin.

Klassischer Fortschritt

Auch das  Skill- und Ausrüstungssystem aus Origins findet erneut seinen Weg ins Spiel. So hat man aber auch hier gleich Humor bewiesen, denn eine Fähigkeit ist zum Beispiel der legendäre Tritt von Leonidas, der im Film 300 von den Worten “Das ist Sparta!“ begleitet wurde. Mit diesem Tritt könnt ihr aber auch Feinde gefügig machen und so eurer Schiffscrew hinzufügen. Insgesamt könnt ihr an 3 unterschiedlichen Skill-Trees arbeiten, von denen einer speziell auf Jagd- und Bogen-Fähigkeiten ausgelegt ist, der zweite wiederum auf den kraftvollen Angriff und der dritte baut überwiegend eure Fähigkeiten als Assassine aus. 

Eine kleine Neuerung findet ihr im Aufpimpen eurer Ausrüstung. Diese könnt ihr nämlich recht gemütlich bei einem Schmied für Bonuswerte gravieren lassen, aber auch direkt verkaufen bzw. auch neue Ausrüstung erwerben. Der Schmied ist nämlich zeitgleich auch eure Handelsstation und erspart euch somit das ständige Suchen nach unterschiedlichen Händlern oder Handwerkern. Dadurch spart ihr Zeit und Nerven.

Auch in Assassin’s Creed Odyssey gibt es die Möglichkeit zum Erwerb von Mikrotransaktionen. Diese sind aber erneut sehr unauffällig platziert und weder wirklich nötig, noch aufdringlich. 

Die gesamte Menüführung ist übersichtlich und wirkt zu keiner Zeit störend für den Spielfluss. Eigentlich haben Ubisoft hier alles richtig gemacht.

 

Stimmen des Olymp

Eine Glanzleistung wurde erneut in der Vertonung des Spiels abgeliefert. Sowohl die englische, als auch die deutsche Sprachausgabe, glänzen mit authentischen Sprechern, die in ihren Rollen überzeugen. Und wie bereits in vorherigen Spielen der Serie, kann man auch in Städten und Dörfern die unterschiedlichsten Personen in der Landessprache hören. Unterschiedliche Sprachausgaben könnt ihr euch natürlich wieder kostenlos herunterladen.

Außerdem ist auch der Soundtrack von Assassin’s Creed Odyssey ein wahrer Genuss für die Gehörgänge. Klassische und traditionelle Instrumente, treffen teilweise auf moderne Melodien und bekommen beim Hauptthema des Spiels schon einen beinahe rockigen Touch. Selbst abseits des Spiels macht es wirklich Spaß sich dem Soundtrack hinzugeben und sich dabei die unterschiedlichsten Szenenbilder vorzustellen.

FAZIT

Assassin's Creed Odyssey

von am 19.10.2018

Assassin’s Creed Odyssey ist ein absoluter Volltreffer und hebt die Reihe, nach dem opulenten Origins-Teil, erneut auf ein neues Level.   Besonders die Story und Inszenierung des gewählten Hauptcharakters weiß voll und ganz zu überzeugen. Humor, Action und eine überzeugende Dichte der Spielwelt, sind die Pfeiler auf denen sich der neueste Ableger der Assassinen-Serie stützen kann. Zweifellos der beste Titel der Reihe!

Grafik: 93
Sound: 96
Gameplay: 92
Spieldesign/ Spielwelt: 94
Spielspaß/ Atmosphäre: 93

Über Daniel Machut

Ich bin Chefredakteur bei KRAUTGAMING ! Aufgewachsen in der Steinzeit des Gaming, bin ich noch heute unterwegs in den unterschiedlichsten Welten. Hyrule, Rapture, Eos, das viktorianische London, Sondereinsätze auf der ganzen Welt und selbst die dunklen Tiefen des Weltraums habe ich nicht gescheut. Hier sollt ihr mehr von meinen Reisen in den virtuellen Weiten erfahren...

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