Onrush: Boost-Orgie trifft auf taktische Zerstörung

Onrush: Boost-Orgie trifft auf taktische Zerstörung

von am 14.06.2018 - 09:25
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Codemasters – bei diesem Namen werden Rennsportfreunde hellhörig! Schließlich ist das britische Studio bekannt für seine starken Simulationen, wie beispielsweise die DiRT Reihe oder die Formel 1 Lizenzspiele. Auch in Arcade-Gefilden war man mit Micro Machines: WS bereits unterwegs. Mit Onrush präsentieren Codemasters nun etwas vollkommen Neues. Zwar könnte man das Spiel im weitesten Sinne noch immer als Arcade-Racer bezeichnen, doch mit klassischem Rennsport hat es wenig zu tun…

Extremsport Marke Eigenbau

Tatsächlich ist Onrush eher ein eigenständiges Extremsport-Event, mit vier eigens kreierten und teambasierten Disziplinen. Dabei erfordert jede Disziplin eine andere Taktik. Für den Spieler selbst und das komplette Team. An dieser Stelle, möchte ich auf den Beitrag vom 26.05 verweisen. Hier findet ihr einen Trailer, der alle Disziplinen ziemlich genau vorstellt. Trotzdem hier nochmal eine kleine Zusammenfassung:

So müssen in „Countdown“ und „Lockdown“ Tore durchfahren, bzw. ein bestimmtes Zielgebiet eingenommen werden, um für das eigene Team den Sieg zu erringen.

In „Overdrive“ hingegen, dreht sich alles um den Turboboost. So gilt es den Boost, durch Takedowns und riskante Fahrmanöver, so lange wie möglich aufrecht zu erhalten.

Im Spielmodus „Switch“ geht es dagegen um die Zerstörung des gegnerischen Teams. Dabei hat jeder Fahrer 3 Leben. Verliert man eines davon, wechselt man die Fahrzeugklasse

Hier ein Ausschnitt aus dem Modus Countdown. Für beide Teams läuft die Zeit ab, wenn nicht rechtzeitig die Grün leuchtenden Tore durchfahren werden.

In jeder Disziplin treten zwei Teams, aus je sechs Fahrern, gegeneinander an. Dabei muss jeder Fahrer in den Matches Punkte sammeln, um so das eigene Team zum Sieg zu führen.

Größter gemeinsamer Nenner bei allen Disziplinen: Ohne Boost geht gar nichts! Zwar geht es nicht darum als erster über die Ziellinie zu kommen, dennoch heizt man ständig mit Höchstgeschwindigkeit durch die Gegend. Zudem füllt andauerndes Boosten die Rush Anzeige. Ist die Anzeige komplett gefüllt, lässt sich der Rush einsetzen. Damit ist man nochmals schneller als mit dem gewöhnlichen Boost, zudem wird dabei der spezielle Effekt der eigenen Fahrzeug-Klasse aktiviert. Dadurch lassen sich zum Beispiel Hindernisse auf der Strecke platzieren, oder noch stärkere Ramm-Attacken einsetzen.

Apropos Ramm-Attacke: Das Ausschalten anderer Fahrer ist ebenfalls essentieller Bestandteil der meisten Spielmodi. So hagelt es für Takedowns nicht nur massig Punkte. Auch der Boost wird dadurch aufgefüllt. Zu diesem Zweck fahren auch jede Menge Dummy-Fahrzeuge über die Strecke, deren einzige Existenzberechtigung darin besteht, von den Fahrern zerstört zu werden, um ordentlich Boost zu erhalten.

Dabei gibt es jedoch mehrere Wege, die Konkurrenz auszuschalten. Neben der bereits erwähnten Ramm-Attacke, lassen sich Gegner auch einfach an die Bande drängen, oder man erledigt sie spektakulär aus der Luft. Boostet man nämlich, während man sich in der Luft befindet, wird das eigene Fahrzeug förmlich zurück auf den Boden „gesaugt“. Mit genügend Speed und ein wenig Zielwasser, lassen sich so Kontrahenten am Boden einfach zerquetschen. Besonders spektakuläre Fahrmanöver werden dabei mit einer coolen Slow-Motion-Kamerafahrt honoriert.

Ein Mordsspaß, auch wenn dabei hin und wieder die Übersicht verloren geht. Das ist bei all dem chaotischen Treiben auf dem Bildschirm auch kein Wunder. Doch speziell bei Nachtfahrten, wenn man zum wiederholten Mal in ein Hindernis düst, wünscht man sich ein paar deutlicher sichtbare Hinweise zum Streckenverlauf.

Zwischen Overwatch und Rocket League

Zusätzliche Würze erhalten die Matches aber erst durch die verschiedenen Fahrzeugklassen. Diese unterscheiden sich weniger durch typische Merkmale, wie Beschleunigung oder Endgeschwindigkeit, sondern durch ihre speziellen Fähigkeiten. Man könnte meinen, Codemasters haben sich bei der Konzeption ihrer Fahrzeugklassen an aktuellen Hero-Shootern orientiert. Denn ähnlich wie beispielsweise bei den verschiedenen Helden in Overwatch, kann hier, je nach Situation, die Wahl der passenden Fahrzeugklasse über Sieg oder Niederlage entscheiden.

Insgesamt gibt es 8 verschiedene Klassen. Jeweils zwei davon, sind wiederum an einen bestimmten Fahrzeugtyp gebunden. Dabei reicht die Auswahl von leichten, aber relativ instabilen Motor-Rädern, bis hin zu den schweren, aber stabileren Jeeps . Wichtiger für die passende Wahl, sind allerdings die bereits erwähnten Fähigkeiten.

Die Motorrad-Klasse „Outlaw“ kann Gegnern beispielsweise bei aktiviertem Rush den Boost entziehen. „Dynamo“ hat den gegenteiligen Effekt und versorgt nahe Teamkameraden mit zusätzlichem Boost. So ergeben sich, je nach Klasse, unterschiedliche Einsatzbereiche. Manche eignen sich besser um das Feld von Hinten aufzurollen, andere unterstützen das eigene Team und wieder andere halten von hinten kommende Gegner auf Abstand.

Um sich mit den Klassen und ihren speziellen Fähigkeiten, sowie Einsatzmöglichkeiten vertraut zu machen, empfiehlt sich der „Superstar“ genannte Karriere-Modus. Hier gilt es etwa 50 Events zu meistern, die jeweils andere Spielmodi und Fahrzeuge in den Vordergrund stellen.

Dabei lernt man auch die 12 verschiedenen Strecken kennen. Diese sind zwar zu unterschiedlichen Tages- und Jahreszeiten befahrbar, dennoch hätten es für meinen Geschmack ruhig noch ein paar mehr sein dürfen. Davon abgesehen präsentieren sich die einzelnen Areale abwechslungsreich und warten mit vielen zerstörbaren Objekten auf. Zudem bieten alle Strecken unterschiedliche Routen, die außerdem noch mit Rampen oder diversen Engstellen gespickt sind, an denen es immer wieder zu heftigen Remplern kommt.

Betrachtet man das arcadige Handling der Boliden, erinnert das Ganze ein wenig an Rocket League. So ist die Steuerung im Prinzip ähnlich simpel wie in Psyonix Autofußball. Mit Vollgas boosten, kontrollierte Sprünge über Rampen und weite Drifts durch den Schlamm, gehen leicht von der Hand. Und vor allem die Tatsache, dass sich noch in der Luft die Ausrichtung des eigenen Fahrzeugs ändern lässt, passt wunderbar zur flüssigen Fun-Racer Action.

Online-Action & Lootboxen

Doch der Superstar Modus ist natürlich nur die Vorspeise. Die wahre Action entfaltet sich erst im Online-Modus, gegen menschliche Kontrahenten. Leider ist hier im Moment nur das „schnelle Spiel“ verfügbar (Ranglisten Matches sollen aber bald hinzugefügt werden). Das bedeutet, dass die Matches in zufallsgenerierten Modi, auf Random-Strecken ausgetragen werden.

Soll es etwas zielgerichteter zur Sache gehen, kann man auch ein eigenes Spiel kreieren, zu dem man auch bis zu 5 Online-Gefährten einladen kann. Das ist zwar eine schöne Sache, doch wo ist der Splitscreen Modus? Vielleicht gehöre ich ja einer aussterbenden Art an, doch das gemeinsame Zocken, vor dem geteilten Bildschirm, ist gerade in einem arcadigen Fun-Racer, immer ein gerngesehenes Feature.

Als Belohnung, sowohl offline wie auch online, winken Erfahrungspunkte, und mit jedem Level-Aufstieg, auch Lootboxen. Auch hier merkt man diverse Ähnlichkeiten zu aktuellen Shootern, denn diese Lootboxen enthalten neben Fahrzeug- oder Fahrer-Skins, auch neue Fahrertags oder Siegesposen, die in verschiedene Seltenheitsstufen unterteilt sind. Doch da Echtgeld-Transaktionen außen vor bleiben, bieten die Lootboxen wenig Grund zur Kritik. Zudem können kosmetische Items auch gezielt gegen Erfahrungspunkte eingetauscht werden. So bleibt die Jagd nach neuen Items auch auf Dauer motivierend.

Betrachtet man den technischen Aspekt, so kann man Codemasters auch hier kaum Vorwürfe machen. Strecken und Fahrzeuge glänzen mit detaillierter Optik und die Ladezeiten im Offline- oder Online-Modus sind super gering. Auch der Soundtrack überzeugt durch die Bank, mit seinen treibenden Musikstücken, welche die Action wunderbar untermalen. Dazu kommt das wir beim Test keinerlei Slowdowns oder Verbindungsabbrüche erlebt haben. Sehr schön, Codemasters!

Fazit

Onrush

von am 14.06.2018

Glückwunsch an Codemasters! Onrush ist ein wirklich origineller Fun-Racer, der ordentlich aufs Spielspaß-Gaspedal drückt. Die kreativen, hochgeschwindigen Disziplinen (in Verbindung mit den durchdachten Fahrzeugklassen), sorgen für schweißtreibende Matches. Individualisierbare Fahrer und Fahrzeuge, bieten zudem nochmals einen extra Motivationsschub. Außerdem ist das Ganze handwerklich wirklich famos umgesetzt. Tolle Grafik, untermalt von treibenden Sounds und die reibungslose Online-Funktionalität überzeugen. Dennoch bleibt auch hier noch Luft nach oben. Ich persönliche vermisse beispielsweise einen Splitscreen-Modus. Und auch die fehlende Übersicht (speziell bei Nacht-Rennen) kann nerven. Darüber hinaus bleibt abzuwarten, wie lange die 4 Disziplinen langfristig unterhalten können.

Einzelwertungen in Kategorien:

Grafik: 80
Sound: 83
Gameplay: 79
Spieldesign/Spielwelt: 77
Spielspaß/Atmosphäre: 85

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