Sonic Forces – Zurück zur Höchstform?

Sonic Forces – Zurück zur Höchstform?

von am 24.11.2017 - 14:05
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Seit mittlerweile mehr als 25 Jahren sprintet SEGAs blauer Igel über die heimischen Bildschirme. Doch von der Sonic-Mania, die Anfang der 90er grassierte, sind wir inzwischen weit entfernt. Vor allem in den letzten Jahren, boten die Titel um die stachelige Videospiel-Ikone zu häufig nur Durchschnittskost. Von den technischen Problemen des Totalausfalls Sonic the Hedgehog (ein Versuch die Reihe 2006 neu zu starten) einmal ganz zu schweigen. Doch die Zeichen für Sonic Forces stehen gut. Schließlich arbeitet hier das selbe Team, das schon mit Sonic Colors zeigen konnte, wie ein zeitgemäßes Sonic-Spiel aussehen kann. Ob der rasende Igel in Sonic Forces tatsächlich erneut  zur Höchstform aufläuft, klären wir für euch im Test.

Willkommen im widerstand, rekrut!

Der größenwahnsinnige Wissenschaftler Dr. Eggman hat es geschafft. Sonic wurde von seiner neuesten Kreation, dem schurkischen Infinite besiegt und eingekerkert, und die Welt von Eggmans Roboter-Armee erobert. Die verbleibenden Helden um Knuckles, Amy, Silver und Co sind in den Untergrund geflüchtet. Von hier aus bilden sie den Wiederstand, und versuchen Eggmans Roboter-Armee zurück zu schlagen.

Sonic Forces

Wer anhand dieser Ausgangssituation bereits die Stirn runzelt und sich fragt wie ein solcher Plot in ein Sonic Spiel passt, dem geht es wie mir. Wenn dann noch davon die Rede ist, dass Sonic während seiner Monate andauernden Gefangenschaft tatsächlich gefoltert wurde, kann ich nur noch ungläubig mit den Augen Rollen. Die Sonic Spiele sind ja nicht gerade für ihre starken Storys bekannt, aber diese Geschichte passt besser in ein Call of Duty, als in die bunte Welt des blauen Igels. Es hätte schon geholfen, würden die Macher ihre Geschichte mit Humor und Ironie erzählen, stattdessen nimmt sich die Handlung  meist selbst viel zu ernst.

heldenbaukasten

Der Wiederstand benötigt natürlich Unterstützung im Kampf gegen die Robot-Armee, und hier kommen wir ins Spiel, oder besser gesagt unser Avatar. Denn erstmalig in der Reihe können wir uns einen eigenen, tierischen Charakter erstellen. Mehrere Tier-Gattungen (inklusive verschiedener Fähigkeiten) stehen dabei zur Auswahl, die wir mit unterschiedlichen Augen und Frisuren ausstatten, nachdem wir zuvor das Geschlecht des Charakters festgelegt haben.

Sonic Forces

Sonderlich viele Anpassungsmöglichkeiten gibt es zu Beginn zwar nicht, doch im Laufe des Spiels schaltet man jede Menge weiterer Klamotten und Accessoires frei. So können wir den selbst erstellten Charakter nach und nach dem eigenen Geschmack weiter anpassen.

Die Idee den selbst erstellten Charakter ( im Spiel nur Rekrut genannt ) an der Seite der bekannten Helden kämpfen zu lassen ist zwar grundsätzlich eine feine Sache, doch die Ausführung ist nur bedingt gelungen. So bleibt der Rekrut, abgesehen von ein paar Stöhn und Ächz- Lauten, das komplette Spiel über stumm. Zudem wirkt er in den Zwischensequenzen seltsam starr und emotionslos. Das fällt besonders im Vergleich mit den anderen Hauptcharakteren auf, die allesamt über eine ausgeprägte Mimik verfügen.  So wirkt die eigene Figur letztlich wie ein Fremdkörper innerhalb der Handlung. Das ist schade, denn die Bindung an den selbst erstellten Charakter hätte die konfuse Geschichte doch noch aufwerten können.

vollgas!!!

Doch abseits der lahmen und leider auch uninteressant erzählten Geschichte machen die Entwickler einiges richtig. Denn Sonic Forces verzichtet auf Gameplay-Experimente ( wie beispielsweise Sonics Werwolf- Form aus Sonic Unleashed) und bleibt bei der selben Formel die auch schon in Sonic Colors funktionierte.

Sonic Forces

Und so rennen und hüpfen wir durch die farbenfrohen Welten, sammeln wie üblich lebensverlängernde goldene Ringe, erledigen Feinde per Lock-On Dash und bekämpfen hin und wieder eingestreute Bosse. Dabei wechselt die Perspektive häufig zwischen der zweiten und dritten Dimension hin und her. Diese perspektivischen Wechsel sind geschickt ins Gameplay integriert und die Steuerung funktioniert dabei in beiden Varianten zumeist gut. Einzig in Momenten in denen das Spiel auf die Bremse tritt, und exaktes Plattform-Hüpfen gefragt ist, fällt die Steuerung negativ auf. Dass Sonic, bzw. der eigene Avatar, bereits nach einigen Schritten in einen schnellen Sprint übergehen, kann schnell dazu führen, dass man mit zu viel Schwung über die angepeilte Plattform hinaus schießt.

Davon abgesehen kommt beim Sprinten, durch die clever designten Areale, schnell Freude auf. Mit Vollgas grinden wir Schienen entlang, heizen durch Loopings und schießen mittels Sprungschanzen über klaffende Abgründe. Hauptziel dabei ist es natürlich, so schnell wie möglich zum Ende des Abschnitts zu gelangen. Leider ist die Suche nach der schnellsten Route oftmals mit Trial & Error verbunden, da die verzweigten Strecken gelegentlich etwas unübersichtlich ausfallen. Verliert man ein Leben, geht es zwar zurück zum letzten Checkpoint, doch die Bestzeit ist damit futsch.

alte & neue helden

Abwechslung kommt durch die verschiedenen Charaktere ins Spiel. So steuern wir den „klassischen“ Sonic (dessen auftauchen in der Story nie wirklich erklärt wird) durch ebenso klassisch anmutende 2D Welten, während die Besonderheit des eigenen Avatars der Wispon ist. Mit Hilfe dieses Ausrüstungsgegenstands können wir innerhalb der Areale neue Routen entdecken. So erlaubt uns der Wispon für kurze Zeit zu schweben, oder mittels Raketenantrieb Abgründe zu überwinden. Damit nimmt der Wispon gewissermaßen die Rolle der Wisps aus Sonic Colors ein. Im Laufe des Spiels schalten wir weitere dieser praktischen Gerätschaften frei, die zum Teil sehr unterschiedliche Vorteile bieten.

Sonic Forces

So entsteht auch ein gewisser Wiederspielwert, da man mit einem neuen Wispon in bereits abgeschlossenen Arealen nochmals neue Pfade entdecken kann. Und das hat der Titel auch wirklich nötig, denn selbst Sonic-Frischlinge können die kurze Story in ca. 5 bis 6 Stunden abschließen. Die Jagd nach Bestzeiten und das Freispielen neuer Ausrüstung motiviert zwar noch für ein oder zwei weitere Stunden, doch danach ist schnell die Luft raus.

Das Spiel wartet zusätzlich mit täglich wechselnden Herausforderungen auf, doch diese bestehen häufig nur daraus, bestimmte Level abzuschließen oder (noch simpler) neue Klamotten anzulegen. Dabei würde sich Sonic Forces schnelles Gameplay perfekt für einen kompetitiven Challenge-Modus, wie ihn beispielsweise Rayman Legends bietet, eignen. Hier haben die Entwickler leider viel Potenzial verschenkt.

gute technik, grandioser soundtrack

Zumindest auf der technischen Seite leistet sich Sonic Forces keine größeren Schnitzer. Die geschmeidig animerten Charaktere fügen sich perfekt in die farbenfrohe, detaillierte Welt ein. Dabei sind die vielen, kleinen Details, welche die Entwickler in die Areale integriert haben, wirklich bemerkenswert. Überall dreht und bewegt sich etwas. Oftmals tobt in den Hintergründen sogar die Schlacht zwischen Widerstand und Eggmans Roboter-Armee. Da ist es fast schon schade, dass man nicht wirklich die Zeit hat um sich all diese Details genau anzuschauen. Einzig das gelegentliche Tearing während der Zwischensequenzen, trübt den ansonsten sauberen Eindruck, der aus technischer Sicht hinterlassen wird.

Auch Synchronisation und Sound gehen in Ordnung. Großes Lob gebührt wiedermal dem tollen Soundtrack, vor allem der Titelsong „Fist Bump“ treibt den Puls gehörig in die Höhe und bleibt lange im Kopf. Noch Tage später habe ich mich dabei ertappt die eingängige Melodie vor mich hin zu pfeifen.

Sonic Forces

 

Fazit

Sonic Forces

von am 24.11.2017

Auch in seinem neuesten Abenteuer, kann Sonic sein volles Potential nicht entfalten. Auf der Haben-Seite stehen zwar geschmeidiges Gameplay, kreatives Leveldesign, der starke Soundtrack und der umfangreiche Charaktereditor, doch leider bleibt die eigene Figur genauso leblos und uninteressant wie auch die Story des Spiels. Mit etwa sechs Stunden Spielzeit ist die Kampagne zudem recht kurz geraten. Dennoch ist Sonic Forces sicherlich eines der besten Sonic-Spiele der letzten Jahre. Fans der Reihe können jedenfalls bedenkenlos zugreifen!

Weitere Infos zu Sonic und auch dem begleitenden Comic, erhaltet ihr HIER.

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