Mordors Schatten – Das Review

Mordors Schatten – Das Review

von am 30.10.2014 - 19:42

Es gibt beinahe nichts Traurigeres für einen Game-Reviewer, als die Feststellung, dass sich die schlimmsten Befürchtungen, die man gerade bei großen Lizenzen gerne hat, auf grausamste Art und Weise bestätigen und das Fan-Herz zum Bluten bringen. Ob das bei Mittelerde – Mordors Schatten, dem neuen Spiel aus der Welt von Mittelerde, auch der Fall ist, haben wir ausgiebig für euch getestet.

Ein ring, sie zu knechten…

Dass die ‚Herr der Ringe‘-Games der letzten Jahre eher dürftig waren und nur absolute Hardcorefans belustigten, steht absolut außer Frage. Der letzte Titel – Der Krieg im Norden – war auch eher eine fragwürdige Erscheinung, die eine recht trockene und farblose Geschichte zu erzählen versuchte.

Dass sich auch bei Mittelerde – Mordors Schatten ein mulmiges Gefühl in der Magengrube breitmachte, war daher nicht sonderlich überraschend. Auf der Gamescom in Köln präsentierte sich Warners neuester Markentitel dennoch überraschend gut. Natürlich war es schwer zu sagen, ob das Spiel auch erzählerische Stärken aufweist und das Gameplay nicht irgendwann der Ermüdung verfällt.

Sie alle zu finden…

Spielerisch macht Mordors Schatten zunächst kein Geheimnis daraus, sich viel von Erfolgstiteln wie Assassin’s Creed und der Arkham-Reihe abgeschaut zu haben. Das ist an sich ja auch nichts Verwerfliches, sofern die Umsetzung stimmt.

Der Spieler wird schnell ins Geschehen geworfen und man erfährt nur grob, was mit Talion dem Waldläufer und Hauptfigur des Spiels passiert. Eine blutige Gräueltat und das grausame Ableben von Talion sorgen dafür, dass er mit einer Art Ringgeist verschmilzt und sich ihm dadurch die Möglichkeit zur Vergeltung bietet.

Auf Talions Reise durch die karge Landschaft von Udun begegnen ihm unzählige Orks und sonstige Kreaturen, mit denen er sich anlegen muss, um nicht nur seinen Rachedurst zu stillen, sondern auch um herauszufinden, wie es zu der geheimnisvollen Verschmelzung mit dem Geist kommen konnte, der selbst kaum Erinnerungen an die Vergangenheit hat und somit ebenfalls im Dunkeln tappt. Man ließ es sich auch nicht nehmen, eine der bekanntesten Figuren des ‚Herr der Ringe‘-Universums mit in die Geschichte einzubauen und so darf man sich auf ein interessantes Wiedersehen mit Gollum freuen.

ins Dunkel zu treiben…

Besonders überraschend stellt sich der Schwierigkeitsgrad zu Beginn des Spiels heraus, denn einfach mal in Orkhorden zu stürmen stellt sich als tödlicher Fehler heraus. Überlegtes Vorgehen und Schleichen sind absolut notwendig um die ersten Spielstunden zu überstehen. Erst mit der Zeit entwickelt die Figur ungeahnte Fähigkeiten, die immer mächtiger werden und dafür sorgen, dass man sich auch aggressiver vor den Feind stellen kann. Die Lernkurve für neue Fähigkeiten ist relativ flach gehalten und gewährleistet dadurch ein durchweg flüssiges Spielerlebnis.

Die Fähigkeiten, mit denen der Charakter im weiteren Spielverlauf ausgestattet wird, sorgen auch dafür, dass das Spiel in Sachen Gameplay letztlich doch eine ganz eigene Dynamik entwickelt und sich damit von ähnlichen Spielvertretern abhebt. Der Einsatz einer jeden Fähigkeit wird im Spiel auch notwendig, da man bei Mordors Schatten erstmals mit dem sogenannten „Nemesis-System“ arbeitet, das speziell für dieses Spiel entwickelt wurde. Sobald es ein Ork geschafft haben sollte in der Befehlskette zum Hauptmann aufzusteigen, entwickelt er die unterschiedlichsten Stärken und Schwächen, die nur mit taktisch ausgefeilten Manövern ausgenutzt werden können, um den Untergang des Gegenübers zu erreichen.

Sollte ein Angriff dennoch scheitern, kann das durchaus tödlich enden und es entpuppt sich sogleich ein wichtiger Mechanismus des Nemesis-Systems. Ein Hauptmann, der für Talions Ableben sorgt, erhält Machtpunkte und kann mit diesen in der Hierarchie der Orks aufsteigen. Das passiert meistens dadurch, dass er den Platz eines vom Spieler getöteten Hauptmanns einnimmt oder sogar selbst gegen einen Artgenossen zum tödlichen Schlag ausholt. Das Spiel bietet hierbei sogar Szenarien, in denen man den Ausgang einer solchen Auseinandersetzung mitbestimmen kann. Beinahe jeder Ork kann es hierbei schaffen, einen Aufstieg bis zum Häuptling zu bewältigen. Spannend wird es außerdem, wenn man erneut auf einen Ork trifft, der den Spieler bereits bezwungen hat. Dieser erinnert sich nämlich an eure letzte Begegnung und hat durch die dazugewonnene Macht eventuell auch seine Schwächen verringert.

und ewig zu binden…

Ein weiterer Bestandteil des Spiels ist nicht nur das simple Abschlachten von Orks, sondern diese auch als Informationsquelle und Gefolgschaft zu nutzen. Informationen erhält man meist über die Aufenthaltsorte der Kommandanten und deren Schwächen und Vorteile. Einen Hauptmann oder gar Häuptling in die Gefolgschaft zu zwingen, ist erst ab der zweiten Hälfte des Spiels möglich, was aber im Storyverlauf absolut Sinn ergibt. Ab diesem Zeitpunkt kann man sich seine eigene kleine Armee zusammenstellen und ordentlich für Unruhe in den Reihen der Orks sorgen.

Das alles funktioniert einwandfrei und sorgt dafür, dass sich die offene Welt um den Spieler selbstständig weiterentwickelt und immer wieder für Abwechslung und spannende Begegnungen sorgt.

im Lande Mordor…

Ein ganz entscheidender Punkt, der diesen ‚Herr der Ringe‘-Ableger zu einem Highlight macht, ist diesmal auch die Geschichte. Endlich hat man sich einer neuen Geschichte aus der Welt der Halblinge, Elben und Zwerge angenommen, die auch in Verbindung zu J.R.R. Tolkiens Büchern steht. Es handelt sich hierbei um eine erzählerische Brücke zwischen dem zweiten und dritten Zeitalter der Historie von Mittelerde. Der Plot ist, ähnlich wie bei den Filmen, ein wenig abgewandelt und lehnt sich auch mehr an den Filmen an, was durch das komplette Art-Design des Spiels eher weniger überrascht.

Der Spieler bekommt durchweg gut gezeichnete Figurendarstellungen präsentiert und selbst die deutschen Synchronsprecher machen einen guten Job. Sogar die einzelnen Orks wissen durch ihre Vielfalt zu überzeugen. Außerdem wird die Geschichte auch über sammelbare Gegenstände vertieft und weitererzählt und ein geschickter Zug der Entwickler war das Einbauen von Audiosequenzen innerhalb der Ladezeiten zwischen Missionen. Diese sind interessant und zumeist Erinnerungen aus Talions Vergangenheit. So werden selbst kurze Wartezeiten informativ und spannend überbrückt.

…wo die Schatten drohen!

Trotz des ganzen Lobes, hat das Game dennoch einen Kritikpunkt vorzuweisen. Die Umgebung, in der sich Talion bewegt, beschränkt sich auf insgesamt zwei große Gebiete, die sich zwar untereinander erheblich unterscheiden, aber in sich selbst doch eher monoton wirken. Grafisch sind sie auch ansprechend, aber an die Klasse von einem Assassin’s Creed – Black Flag, mit seinen unterschiedlichen Inseln und Städten, kommt Mittelerde – Mordors Schatten nicht heran. Dafür bekommen wir dennoch ein intensives ‚Herr der Ringe‘-Erlebnis geliefert, das erstmals in seiner Machart wirklich überzeugen kann und sehr gut unterhält.

 

Fazit

Mordors Schatten bietet genau das, was man sich seit Jahren von einem ‚Herr der Ringe‘-Spiel erhofft hat und bis auf die wenig abwechslungsreichen Umgebungen, macht das Spiel nahezu alles richtig. Gute Story, gute Optik und eine Spielmechanik, die zwar zu Anfang viele Vergleiche zu anderen Games zulässt, aber rechtzeitig die Kurve bekommt, um als eigenständiges Spiel zu überzeugen. Daumen hoch!

Wertung:

8,3 / 10

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