REVIEW: Resident Evil 7 – Willkommen bei den Bakers !

REVIEW: Resident Evil 7 – Willkommen bei den Bakers !

von am 17.02.2017 - 19:00

Im März des letzten Jahres feierte die Resident Evil-Reihe ihren zwanzigsten Geburtstag und am 24.1.2017 erblickte der siebte Teil der Hauptreihe das Licht der Welt. Mit freundlicher Unterstützung von Capcom, durften auch wir das Spiel auf Herz und Nieren prüfen und hier erfahrt ihr, welchen Eindruck der neueste Ableger tatsächlich hinterlassen hat…

Die Resi-Evolution

Resident Evil 1, ursprünglich unter dem Namen Biohazard veröffentlicht, erfreute sich schnell großer Beliebtheit. Der erste Teil erschien damals zeitlich exklusiv für die Playstation und auch die ersten beiden Nachfolger etablierten die Playstation vorläufig als Stammkonsole der Reihe. Auch wenn letztlich noch Umsetzungen für die Sega-Systeme und PC folgten.

Hierzulande wurde Resident Evil 2, welches sogar den Weg auf die N64 von Nintendo schaffte, auf den Index befördert und wurde erst vor ein paar Jahren vom Jugendschutz wieder freigegeben. Bei Resident Evil 3 – Nemesis verzichtete man in Deutschland einfach auf rotes Blut und färbte stattdessen einfach alles mit grünem Sabber.

Auch wenn die Reihe nicht als Begründer des Survival-Horror-Genre bezeichnet werden kann, ist der Name letztlich zu einem der bedeutendsten Titel der letzten 20 Jahre geworden und hat das Genre entscheidend beeinflusst.

Als persönliches Highlight würde ich allerdings noch heute den Ausflug der Marke auf Nintendos Gamecube bezeichnen. Nicht nur, dass Nintendo und Capcom dem ersten Teil direkt ein extrem aufgehübschtes Remake verpasst haben… nein… auch das Prequel Resident Evil Zero war viele Jahre ein exklusiver Titel für Nintendo, den man als Fan der Reihe und Kenner des bahnbrechenden Remakes einfach gespielt haben musste.

Zu dieser Zeit hatte man der Marke nochmal einen atmosphärischen Kick verpasst, der tatsächlich durchschlagend funktionierte und echtes, beklemmendes Horror-Feeling bot. Eine Eigenschaft, die der Reihe mit neuem Spielkonzept ein wenig verloren ging und besonders den Fans der ersten Stunde immer wieder genügend Gründe gab, sich immer weiter von der Reihe zu distanzieren.

Resident Evil 4 läutete dabei ein neues Zeitalter ein. Das Spiel selbst war wirklich genial, zumal man sich erstmals wirklich frei in einer 3D-Umgebung bewegen konnte und dem Spiel dadurch mehr Tempo eingehaucht wurde. Genau in dieser Tatsache lag aber auch der Hund begraben…

Das angestiegene Tempo erzeugte auf Dauer einen Hang zu verstärktem Action-Fokus und dies bekamen Horror-Freunde speziell mit dem fünften Teil der Serie stark zu spüren. Hier verlagerte sich das Gameplay so extrem in ein actionlastiges Konzept, dass für Angst- und Panikattacken kaum noch Zeit blieb. Teil 6 setzte diese Auslegung fort und war für Horror-Fans, auch wenn die Spiele insgesamt durchaus zu unterhalten wussten, einfach nicht mehr greifbar. Es wurden sogar Stimmen laut, die der Zukunft von Resident Evil einen Grabstein aufsetzten und sich von der Reihe verabschieden wollten.

Doch mit der Ankündigung von Resident Evil 7 wurde die Neugier doch nochmal geweckt, denn erneut wurde eine große Veränderung des Spielkonzepts versprochen…

Demonstration der Angst

Neidvoll blickte ich auf die Playstation 4, denn hier wurde zuerst eine Demo von Resident Evil 7 vorgestellt. Der Hammer: Auch mit Playstation VR war diese Demo spielbar und zumindest kam unser Redakteur Dominic in den fragwürdigen Genuss des neuartigen Resi-Erlebnisses. Fragwürdig deshalb, weil er die Demo mit den folgenden Worten beschrieb:

„Das war wohl das widerlichste Spielerlebnis das ich je hatte !“

Vergoldet wurde die Aussage durch die Beschreibung:

„Widerlich im Sinne von: Ich will das nicht so nah an meinem Gesicht haben !“

Meine Neugier steigerte sich entsprechend, denn schließlich darf ich mich wirklich als Resi-Veteran bezeichnen und habe, außer den Survivor-Ablegern, wirklich jedes einzelne Spiel zuvor gedaddelt.

Letztlich kam ich auch auf der Xbox endlich zum Zug, als die Teaser-Demo auch einen Platz auf Microsofts Konsole fand. Ich hatte keine hohen Erwartungen, da ich irgendwie noch durch Teil 5 & 6 entsprechend negative Erinnerungen gespeichert hatte. Doch hier erwartete mich ein komplett anderer Eindruck. Verstörend, beklemmend und verdammt unheimlich ! Ich hatte Angst vor dem nächsten Schritt und das Öffnen einer jeden Tür sorgte grundsätzlich für Unbehagen in der Magengrube. Als ich die Demo letztlich beendete (ein fieser Schock-Moment blieb mir natürlich nicht erspart 😀 ), dachte ich ein wenig über das Erlebte nach:

  • Paranoides Spielverhalten und Angst wurden geweckt. [Top!]
  • Irgendwie fühlte sich die Demo mehr wie eine Mischung aus Alien: Isolation und Outlast an. [Skepsis!]
  • Das Setting war frisch [Top!], aber irgendwie wollte mir sich nicht ganz erschließen, was das Gesehene nun mit Resident Evil zu tun hat. [Skepsis!]

Die Tage des Grauens

Mit freundlicher Unterstützung von Capcom, durften wir nun auch die Vollversion testen und ein Gutes hatte die Demo tatsächlich: Das unbehagliche Gefühl und Angespanntheit waren schon beim Start des Spiels gegeben. Das Gefühl setzte sich hervorragend fort und auch meine Frau schaute gespannt zu, wie ich mich durch das alte Haus bewegte und ein erstes, unbequemes Treffen mit den Bakers zustande kam.

Ich wurde von Sätzen begleitet, wie „Geh nicht da rein !“ und „Oh, Gott ! Ich glaube ich hätte den Contoller längst weg geworfen !“.

Dieser Umstand erinnerte mich an die gute, alte Zeit und wie wir uns beide gruselten, als ich die Gamecube-Titel  gespielt hatte und auch hier meine Frau mindestens genauso gebannt war, die abseits von Left 4 Dead eigentlich keinerlei Interesse an Videospielen hegt.

Tatsächlich war ich froh, dass sie mich hier zumindest mit ihrer Anwesenheit unterstützte, denn Resident Evil 7 darf sich endlich wieder als vollwertiges Horrorspiel bezeichnen! Enge, dunkle Gänge gilt es zu erforschen und die Gefahr scheint hinter jeder Ecke zu lauern. Um genau zu sein, verhält es sich tatsächlich so. Resident Evil 7 setzt hierbei nämlich nicht auf dauerhafte Splatterorgien, sondern platziert gezielte Schockmomente, die zwar sehr intensiv und stellenweise auch ordentlich blutig ausfallen, aber nie dafür sorgen, dass man sich an die allgemeine Stimmung gewöhnt. Die einzelnen Familienmitglieder der Baker-Familie erhalten durch diverse Fundstücke auch einen interessanten Hintergrund. Dennoch liegt der Hauptfokus natürlich auf den Charakteren Ethan und Mia, deren Geschichte nur langsam preisgegeben wird. Das Gesamtszenario überzeugt auf ganzer Linie und tatsächlich schafft das Spiel zwischendurch noch einen harten Twist, der wirklich überrascht.

Resident Evil 7 erzeugt reinrassiges Resi-Feeling, was nicht zuletzt auch einigen Gameplay-Elementen zuzuschreiben ist.

Mit eigenen Augen…

Die größte Neuerung für Resident Evil 7 ist tatsächlich das Spielen aus der Ego-Perspektive. Jetzt mag man sich denken, dass man das selbst bei Genre-Klassikern wie Call of Chtulhu – Dark Corners Of The Earth doch bereits erlebt hat und auch Alien Isolation, wie auch Outlast präsentierten sich in dieser Art.

Die Kunst sehe ich eher darin, dass der siebte Teil von Capcoms Horror-Reihe es geschafft hat klassisches Resident Evil-Feeling zu projezieren und damit ein Spielerlebnis zu schaffen, das der Marke gerecht wird. Und das hat das Spiel in fast allen Bereichen geschafft. Hier sind es die Details die zählen. Angefangen mit dem Tonbandgerät, welches in Safe Rooms platziert ist und zum Speichern dient. Zwar ist der Vorgang unbegrenzt möglich, aber allein die Tatsache, dass es nur vereinzelte Stationen gibt, die mir Luft zum Atmen lassen, ist doch eine Eigenschaft, die man in den vorherigen Teilen vermisst hat.

Außerdem bekommt man nicht jedes Item und jede Verbesserung auf die Nase gebunden. Mit Teil 4 sprang die Serie auf den Tuning-Train auf und es galt Ingame-Währung zu ergattern, um die Spielfigur letztlich völlig überpowert durch sämtliche Schwierigkeitsgrade zu jagen. Resident Evil 7 hingegen besinnt sich auf alte Tugenden: Munitionsarmut, stark begrenzte Inventarslots und einige Waffen muss man entweder durch kleine Rätsel ergattern, oder hoffen, dass man sie frühzeitig findet, indem man die Areale sauber und akribisch durchforstet.

Zu Beginn werden nur 2 Schwierigkeitsgrade angeboten. Man darf sich entweder im leichten Modus durch die Story bewegen, oder gleich die ersten Schritte auf ‚Normal‘ wagen. Der normale Schwierigkeitsgrad ist hierbei schon eine Herausforderung, bietet so manche brenzlige Situation und lässt den Spieler nach verrichtetem Bekämpfen der Gegner schonmal komplett ohne Munition stehen. Es gilt also auch bedacht mit dem vorhandenen Inventar zu wirtschaften, was ebenfalls eine Eigenschaft war, die den letzten beiden Teilen der Hauptreihe nicht mehr innewohnte.

Eine weitere Neuerung ist auch das optische Charakterdesign, welches weitaus realistischer angelegt wurde und damit die spielerische Distanz zu den Figuren mindert. Alles wirkt irgendwie bedrohlich und letztlich möchte man keiner anderen Figur wirklich trauen und wenn man schon so gerne von atmosphärischer Dichte spricht, darf man bei Resi 7 durchaus behaupten, dass die Atmosphäre stellenweise schon eng die drahtigen Finger um den Hals des Spielers legt. Ich möchte nicht wissen, wie ich wohl reagiert hätte, wenn ich so manche Szene mit einer VR-Brille hätte erleben müssen. Auch ohne Brille konnte ich mir einen panischen Aufschrei nicht verkneifen und nicht nur einmal habe ich mich kurzzeitig zu sehr in Sicheheit gewogen, um schnell festzustellen, dass ich entweder mehr Munition gebraucht hätte oder schnellere Füße.

Fazit

Resident Evil 7 rockt gewaltig und fällt für mich in die selbstbetitelte Kategorie ‚Ich liebe es, weil ich es hassen kann‘. Das Szenario überzeugt und die Story weiß zu unterhalten. Einzig die Rätsel fallen etwas einfach aus, was sich allerdings relativiert, wenn man bedenkt, wie schön erkundbar sich die gesamte Umgebung gestaltet. Capcom haben hier die Messlatte des Jahres bereits recht hoch angesetzt und ich persönlich bin als alter Resident Evil – Fan wirklich begeistert !

Wertung:

8,5 / 10

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