26 Games: Zwischen Keksen, Parodie und Zeitverschwendung

26 Games: Zwischen Keksen, Parodie und Zeitverschwendung

von am 02.11.2013 - 17:31
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Wenn arrcade.de den Buchstaben „C“ fordert, dann können wir mit vielen Titel antworten: Command & Conquer. Crysis. Castle Crashers. Conker’s Bad Fur Day. Oder eben mit Cookie Clicker, einem simplen Browsergame über Kekse, Kekse und die ganz große Zeitverschwendung.

Cookie Clicker ist linear, langweilig und körperlich schmerzhaft. Trotzdem gehört es wohl zu den besten Statements über Spiele, die es in den letzten Jahren gegeben hat.

Was mache ich hier eigentlich?

Am Anfang  stehen Keks und Mauszeiger. Ein Klick bringt dem Spieler einen Keks auf dem Keks-Konto. Mit fünfzehn Keksen kann er sich einen weiteren Mauszeiger kaufen, der im Orbit um den Keks schwebt und alle zehn Sekunden automatisch klickt. Der nächste Mauszeiger kostet dann jedoch schon siebzehn Kekse. Teurer, aber auch produktiver ist die Großmutter, die Kekse backen kann. Und erst recht der Antimaterie-Kondensator, der Antimaterie in Kekse verwandelt.

cookie clicker_screen

Gemessen wird der Spielfortschritt in Cookies per Second (CpS), also Keksen pro Sekunde, so wie andere Spiele den Schaden von Waffen in Damage per Second (DpS) messen. Diese Zahl wächst bald in Millionenhöhe, was auch nötig ist: denn Upgrades, neue Keksfabriken und Zeitmaschinen (ja, Zeitmaschinen) werden ständig teurer: Später kostet zum Beispiel eine neue Großmutter schlappe siebzehn Milliarden Cookies.

Das ist Cookie Clicker – die Jagd nach höheren Keksen pro Sekunde. Es spielt keine Rolle, was mit den Keksen gekauft wird – es führt unweigerlich zu mehr Keksen pro Sekunde. Kein Keks geht verloren: Er finanziert eine höhere CpS, um mehr Fabriken (oder Großmütter) zu kaufen, die die CpS erhöhen, um mehr und bessere Fabriken (oder Großmütter) zu kaufen, die die…

Oh. Moment einmal.

Eine krümelige Wahrheit

Das erinnert doch an die Item-Schleife in Diablo oder World of WarCraft, an das Wachsen von Zahlen, die laut Hintergrundgeschichte Rüstungswerte, Schnelligkeit oder eben Damage per Second (DpS) darstellen. Nummern müssen größer werden, denn dann sind sie besser! Cookie Clicker ist nichts anderes als das Warten auf große Zahlen, damit Zahlen noch viel schneller viel größer werden können. Die zentrale Spielmechanik von Cookie Clicker ist nicht klicken, sondern warten. Warten auf das nächste Upgrade, warten auf das nächste Achievement, warten auf die nächste Milliarde.

Im Regen der Kekse findet dann irgendwann folgende Einsicht zum Spieler: Ob die Kekse irgendetwas bedeuten, ist unwichtig. Ob die Möglichkeiten beim Ausbau der CpS tatsächlich eine Bedeutung haben, ist unwichtig. Ob es irgendwann ein Ende gibt, ist unwichtig. Kekse sind das einzige Ziel, um Kekse dreht sich alles: Einhundert Millionen Kekse pro Sekunde; zweihundert Millionen Kekse pro Sekunde, dreihundert Milliarden Kekse pro Sekunde. Und nicht einer davon wird gegessen.

Cookie Clicker könnt ihr kostenlos im Netz „spielen“. Wenn ihr eine Woche lang aus eurem sozialen Leben verschwinden wollt, klickt einfach auf diesen Keks auf diesen Link.

Über Christoph Volbers

Christoph hat viel zu viele Töpfe am Kochen: Er ist der Kopf hinter dem Science Fiction-Metal-Projekt Xenogramm und schreibt an seinem eigenen Roman. Gleichzeitig studiert er Englisch und Geschichte im schönen Bremen (nicht lachen!). Da er jedoch nicht immer vor dem Bildschirm hocken kann, geht er arbeiten - und zwar in einer Einrichtung für Menschen mit Beeinträchtigungen. Wenn er sich davon erholen will, dann kocht er, oder er geht laufen, oder er sieht sich Filme und Serien an. Oh, und offenbar schreibt er auch für krautgaming. Wie konnte ich das nur übersehen?

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