Hitman: Absolution – Der wahre Assassine im Test

Hitman: Absolution – Der wahre Assassine im Test

von am 06.12.2012 - 17:21
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In der heutigen Zeit bedeutet Assassine gleich, dass irgendwelche Lackaffen in ihren seidenen Gewändern an irgendwelchen Wänden hochklettern, sich nur durch das Sitzen auf einer Bank scheinbar unsichtbar machen und mehrere Hundert Meter in die Tiefe stürzten und anschließend aus einem Heuhaufen klettern, als wäre dies das einfachste der Welt. Schluss mit diesem Firlefanz! Wir präsentieren euch in unserem Test zu Hitman Absolution den einzig wahren Assassinen, der sich noch auf die raffinierte Art zu töten versteht und nicht wie ein betrunkener Dachdecker von Dach zu Dach hüpfen muss!

Jahre lang waren sie ein Team, haben zusammen unzählige Auftrage durchgestanden. Sie als Operator, er als Werkzeug. Irgendwann ist irgendetwas passiert, und sie hinterging die Agency, damit auch ihn. Sie machte sich selbst zur Zielscheibe, ihn zum Schützen. Diana Burnwood wurde zu einem Problem und nur Agent 47 war dazu in der Lage, dieses Problem zu beseitigen.

Verraten und getötet

Noch zum Ende von Hitman: Blood Money wurde Diana durch ihre Verdienste in Zusammenarbeit mit Agent 47 mit einer höheren Position belohnt. Mittlerweile sind einige Jahre ins Land gegangen und aus irgendeinem unerfindlichen Grund kehrte sie der Agency den Rücken und entführte dabei noch ein Mädchen, Viktoria, das derzeit in den Laboratorien Versuchen erdulden musste. Sie flohen und konnten sich einige Zeit unter dem Radar bewegen, bis ihr früherer Arbeitgeber schließlich doch Wind davon bekam, wo sie sich versteckt halten. Daraufhin wurde Agent 47 akquiriert, da nur er dazu im Stande ist, Diana in ihrer Festung erfolgreich zu eliminieren. Ironischerweise markiert der Tod von Diana den Beginn von 47 neustem Abenteuer. Noch im Sterben liegend verlangte Diana von ihrem jahrelangen Partner, auf Viktoria acht zugeben, da sie ein Geheimnis in sich birgt, dass die Agency unbedingt wiedererlangen möchte. 47 gibt ihr das Versprechen und sieht sich plötzlich in einem Krieg zwischen mehreren Parteien, denn nicht nur die ehemaligen Auftraggeber des Strichcode-tragenden-Assassinen sind hinter dem unschuldigen Mädchen her.

Willkommen in Texas, 47.

Durch und durch Hitman

„Wie viele Leben würdest du nehmen, um eines zu retten!“. Der Leitspruch, der stets die Handlungen von Agent 47 überschatten. Überhaupt ist Hitman Absolution vollständig von diesem Satz durchdrungen, da es nun zu einer persönliche Geschichte geworden ist. Anders jedoch als in Silent Assassin, kann sich der Profikiller nicht auf die Hilfe der Agency berufen, viel mehr ist er allein auf sich gestellt und muss versuchen irgendwie zu überleben, aber gleichzeitig auch an die Informationen hinter dem Geheimnis von Viktoria zu gelangen. Schon direkt in den ersten Spielminuten nach dem Tutorial merkt man, wie der Hitman sozusagen einen Charakterwandel durchläuft, eher abseits der gewohnten Norm operiert. Daher erweisen sich die Missionen nicht als übliche Mordaufträge in dem Sinne, sondern eher als einen Kampf ums Überleben, bei dem man als Spieler stets darauf bedacht sein sollte, unerkannt und dennoch allgegenwärtig zu sein. Trotzdem bleibt das Spiel seinen Wurzeln treu und bietet in den zahlreichen Missionen genügend „Ziele“.

47 agiert meistens aus den Schatten heraus.

Weniger Blood Money mehr Splinter Cell

Durch das Wegfallen der Aufträge verliert Agent 47 auch sein Einkommen, wie es in Hitman: Blood Money noch der Fall war. Hier existiert kein Menü, in dem der Spieler die einzelnen Waffen zunächst ausrüsten, verbessern und anschließend mit auf die Reise nehmen kann. Eher ist man gezwungen in den einzelnen Missionen zu improvisieren, viele Mordanschläge wie Unfälle aussehen zulassen. Klar, diese Art des Tötens existierte bereits in den Vorgänger-Spielen, war sie bis jetzt jedoch niemals so essenziell in einen Titel der Reihe eingebunden und mit der Spielwelt verwoben. Gut, wer keinen Bock auf dauerhafte Schleich-Action hat, der kann sich mit Sicherheit irgendwo her auch ein Sturmgewehr organisieren und damit wild ballernd durch die Gegend galoppieren. Wer jedoch das Spiel in seinen vollen Zügen genießen möchte, sollte sich durchaus daran versuchen, den schwereren, aber auch Profikiller-mäßigeren Weg zu bewältigen.

Dementsprechend verfügt der Kahlkopf nun über eine neue Fähigkeit namens Instinkt. Mit dieser ist der Glatzkopf dazu in der Lage, durch Wände hindurch zu sehen, wo sich ein möglicher Feind aufhält und wie dieser, bei direktem Sichtkontakt, sich durch die Gegend bewegt. Damit lässt sich auch herausfinden, bis zu welchem Punkt ein NPC unterwegs ist und stehen bleibt. Das Ganze wirkt zwar im Umfeld sehr logisch, lässt den Killer aber unwirklich erscheinen. Gänzlich ohne technische Hilfsmittel durch Wände zu sehen, dürfte wohl selbst dem besten Profikiller der Welt schwerfallen. Daher kann man hier Parallelen zum letzten Ableger von Splinter Cell, Conviction, ziehen, da man hier auf ähnlichen Pfaden wandelte. Jedoch war es logischer mit anzusehen, wie Sam Fisher mittels speziellem Visor durch Wände sieht, als 47 über die Schulter zu schauen, während dieser punktgenau „erahnt“ wo die Gegner stehen und wo sie sich als nächstes hinbewegen. Hartgesottene Spieler bietet daher der Silent Assassin Modus die perfekte Spielweise an. Feinde reagieren blitzschnell und durch Wände sehen ist nicht.

Hitman Begins?

Doch selbst wenn man es nicht so gut finden sollte, dass 47 durch Wände sehen kann, bleibt das restliche Spiel ein wahrer Hingucker! Aufgrund der Geschichte wechselt die Szenerie zwischen den unterschiedlichsten Gebieten hin und her. Überhaupt fühlt man sich in seiner Handlungsweise freier als jemals zuvor, was nicht nur an der Spielmechanik alleine liegt. Wenn man das Spiel durchgespielt hat und jeden einzelnen Level im Grunde aufsplittet, kann man mit recht behaupten, dass sie im Grunde ein Teil von 47 Persönlichkeit widerspiegeln. Oder mit einer Trilogie. Genau, eine Trilogie passt hier am Besten! Da das Spiel selbst in drei Akten mit mehreren Kapiteln unterteilt ist, passt dieser Vergleich sehr gut. Hier kann man sogar die Prämisse der Batman-Trilogie ins Spiel bringen. Doch wie passt das zusammen, Batman und Hitman? Bringe ich etwa gleich noch Shaun das Schaf dazu und wir feiern eine Wollparty? Nein, ernsthaft. Jeder Titel der Batman-Trilogie besitzt eine direkte Aussage. Batman Begins steht für den Aufstieg, The Dark Knight für den Fall und Dark Knight Rises entsprechend für den Wiederaufstieg des dunklen Ritters von Gotham City. Genau so verhält es sich mit Agent 47, wenn auch über die Aktgrenze hinweg, sprich nicht klar strukturiert.

Ein Schuss. Ein Treffer.

Einer der Tiefpunkt ist zum Beispiel der Moment, in dem 47 seine Waffen, seine wahren und einzigen Verbündeten über all die Jahre, für Informationen in Bezug auf Viktoria verkauft. Fortan fühlt es sich an, als wäre der Profikiller nicht komplett, als hätte er ein Stück seiner Seele verkauft, auch wenn es bei einem eiskalten Mörder ein wenig grotesk klingen mag. Immer mehr nimmt der äußerliche, wie auch innerliche Verfall zu. Der schwarze Anzug mit der markanten roten Krawatte? Fehlanzeige! Stattdessen wird mit fortschreitender Geschichte auch der einstmals tadellos in Schuss gehaltene Zwirn in Mitleidenschaft gezogen und bietet einen offenen Einblick in die Psyche des Killers. Er ist nicht mehr ganz er selbst, versucht aber dennoch weiterhin das Versprechen seiner wohl einzigen Freundin einzuhalten und Viktoria vor ihren Jägern zu beschützen.

Am dunkelsten ist die Nacht vor der Dämmerung.

Und dennoch, selbst wenn der Hitman wie ein alter Straßenpenner wirkt, bietet Absolution stets eine grafisches Meisterwerk, das zumindest auf den Konsolen seines gleichen sucht. Schmutzige Hinterhöfe, sonnen beschienene Kleinstädte und eine ausgetrocknete Wüste wirken fast schon wie aus dem echten Leben gerissen und in eine Abenteuerliche Welt gepackt. Was den Spielfluss auch sehr dienlich ist, ist die von Io Interactive selbst entwickelte Glacier 2 Engine. Dank dieser lassen sich Leichen und Gegenstände realitätsnah durch die Gegend bewegen. Auch die Körpermodelle verhalten sich anatomisch korrekt.

Guten Morgen 47. Wir haben einen Auftrag für sie.

Hitman Absolution ist wie alle seine Vorgänger ein komplett für einen Spieler ausgelegtes Singleplayerabenteuer. Dennoch machte Io Interactive ein Zugeständnis an die Online-Community und bietet mit dem sogenannten Contracts-Modus die Möglichkeit, von anderen Spielern selbst erstellte Aufträge zu bewältigen oder gleiche eigene zu kreieren. Damit bietet das Spiel auch nach dem erfolgreichen abschließen der Kampagne genügend Material für weitere zahlreiche Stunden in der Haut das Profikillers.

Fazit

Blicke ich zurück auf die gesamte Serie, auf den Wandel, den Agent 47 über die Jahre machte oder auch über sich ergehen lassen musste, kann ich mit gutem Gewissen behaupten, dass Io Interactive mit Hitman Absolution ein Meisterwerk und der vorläufige Höhepunkt der Serie gelungen ist. Die Geschichte wurde dieses Mal wirklich zu einer persönlichen Geschichte ausgebaut, die stellenweise sogar einem gestandenen Fan wie mir den Mund offen stehen ließ. Die Macher haben hoch gepokert, mit dem Versuch den einstmals gänzlich unantastbaren Profikiller wie einen Menschen wirken zu lassen. Aber es hat funktioniert. Mehr als das. In meinen Augen ist dieser Titel, Hitman Absolution, in seinem vollen Umfang, ein perfekter Kandidat für den Titel des Jahres. Warum? Nicht, weil ich das Ganze mit den Augen eines Fans betrachte, eher hat mich die Art, wie der Profikiller in den einzelnen Missionen und dazwischen agiert, schwer beeindruckt.

Hitman Absolution

von am 06.12.2012

Sechs Jahre des Wartens haben sich eindeutig gelohnt. Auch wenn der kahlköpfige Profikiller mit dem Strichcode im Nacken körperlich wie geistig einiges Einstecken muss, wirkt er noch immer so kalt und unberechenbar wie zu Zeiten von Contracts oder Blood Money. Für Fans der Serie ist es ein absoluter Pflichtkauf, aber auch all diejenigen die sich mit dem Stelth-Action-Genre anfreunden können, sollten den einen oder anderen Blick riskieren.

Über Florian Merz

Florian ist Redakteur bei Krautgaming, durch seine fast schon fanatischen Liebe zu Videospielen blieb das aber nicht lange so. Mittlerweile ist er Autor bei Seiten und Magazinen wie games.ch, Gameswelt und PC Games, weitere Kerben im Brett sind zu erwarten.

Kommentare

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Blackspider 2. März 2014 um 19:16 02.03.2014 - 19:16

Ich bin ein absoluter Hitman-Fan und musste zugeben, daß ich anfangs entäuscht gewesen bin, dass der Killer Diana töten soll. Mehr möchte ich aber hier nicht verraten.Ich habe das Spiel durch und muss rückblickend betrachten, dass dies einer einer der besten Hitman Reihe ist, die ich je gespielt habe. Und Dariel 52, du hast hast wohl Hitman nicht zu Ende gespielt sonst hättest Du deine Kritik doch ein wenig verändert. Ich für meinen Teil war sehr begeistert.

Torentur 9. Dezember 2012 um 13:06 09.12.2012 - 13:06

Hitman hat mich absolut überzeugt. Story genial und Gameplay macht richtig spaß

Dariel52 7. Dezember 2012 um 10:39 07.12.2012 - 10:39

Dem kann ich nicht wirklich was abgewinnen. Überall wird dieses Spiel gelobt, dabei hat es inhaltlich eklatante Schwächen und ist mit Unlogik nur so übersäht. Es fühlt sich eigentlich zu keinem Zeitpunkt an wie BloodMoney.
Viel zu skuril sind die einzelnen Level, viel zu wenig Optionen hat man um sich als Killer zu „entfalten“. Hundertschaften von Polizisten verfolgen einen, weil in einem brennenden Hotel eine Tote rumliegt. Ein Waisenhaus wird zum Kriegsschauplatz, weil ein Mädchen gesucht wird. In einem kleinen Vorort, wo in Deutschland nicht mal eine Polizeiwache existieren würde, tummeln sich auf „schwierig“ 30 Polizisten auf einen Schrottplatz. Geht es noch an-den-Haaren-herbeigezogener?

Die Geschichte? Was will man im Hitman mit einer Geschichte? Und wie glaubhaft ist eine Geschichte, wenn 47 erstmal sein Opfer abknallt und dann anfängt mit ihm zu reden?

Die Grafik ist auf der Höhe der Zeit, mehr nicht.

Allein die Stelle, wo 47 seine ehemalige Auftraggeberin in der Dusche stellt. Man fragt sich, bleibt er eiskalt und erledigt nur seinen Job? Oder will er wissen was los ist? Ergo – knallt er sie einfach über den Haufen? Oder fängt er ein Gespräch an? Der große Moment kommt, 47 schiesst ihr in den Rücken! Ok, also der eiskalte Killer. Doch dann…fangen die trotzdem an zu reden!? Dafür wohl auch der nicht sofort tötende Schuß in den Rücken? (eigentlich untypisch für nen Killer) Aber das passt einfach nicht. Wie so vieles in dem Spiel.

Tarnungen machen keinen Sinn, die Polizei ist völlig übertrieben und unglaubwürdig eingesetzt…Atmosphäre kommt für mich da nirgends auf. Eher immer wieder der Gedanke BloodMoney nochmal zu installieren…