Rayman Origins reviewed – das oldschool Jump’n’Run im Test

Rayman Origins reviewed – das oldschool Jump’n’Run im Test

von am 04.12.2011 - 20:47

„Rayman, hat das nicht was mit kleinen, kreischenden Hasen zu tun?“ Leider wird man von der jungen Wii-Generation solche Sätze zu hören bekommen. Denn die Raving Rabbids, eigentlich nur als witziger Sidekick für Rayman-Party-Spiele gedacht, haben den Markennamen Rayman über die letzten Jahre deutlich beeinflusst und teils auch dominiert. Genau das wollte Ubisoft nun ändern und hat endlich wieder ein Rayman-Spiel auf den Markt gebracht, das den knollennasigen Helden zu seinen Wurzeln zurückführt. Ob Rayman Origins aber wirklich an die alten Jump’n’Runs herankommt und sich als echter Platformer beweist, zeigen wir in unserem Test!

Back to Basics

Endlich ist es also mal wieder an der Zeit zu hüpfen, zu schlagen und einfach den rechten Rand des Bildschirms zu erreichen – wie in guten alten Zeiten eben. Startet man Rayman Origins fühlt man sich auch genau daran erinnert. Hier erwartet den Spieler kein großes Story-Gelaber, eine kleine Einleitung, was denn überhaupt schief gelaufen ist und warum Rayman mal wieder böse Buben verkloppen muss, reicht vollkommen. Immerhin haben wir es hier mit einem richtigen Platformer zu tun. Viel Story wäre einfach überflüssig. Und dennoch lassen sich ein paar Worte darüber verlieren.
Rayman, sein Lehrmeister, Globox und die Kleinlinge machen sich einen schönen Tag auf dem schnarchenden Baum und dösen gemütlich vor sich hin. Leider hat der schnarchende Baum seinen Namen aber nicht umsonst, denn besonders Globox weiß einen ordentlichen Lärm zu veranstalten. Raymans tollpatschiger Freund ist dabei sogar so laut, dass er die bösen Darktoons in der Welt des Vergessens, die unglücklicherweise auch noch unter den Wurzeln des schnarchenden Baumes liegt, weckt.
Nun, man kann böse Kreaturen natürlich nicht einfach so frei herumlaufen lassen. So macht sich Rayman auf, wieder Frieden in die Lichtung der Träume zu bringen.

Recht viel mehr steckt nicht hinter der Geschichte, die die Anfänge Raymans darstellen soll. Aber das muss es auch nicht. Ein waschechtes Jump’n’Run benötigt eben keine sonderlich lange Story, eine kleine Motivation reicht schon aus, um munter durch die lustige Welt zu hüpfen. Und diese Motivation ist auch voll gegeben. Besonders für Rayman-Kenner. Denn im Verlauf der Story offenbart sich endlich, wer der mysteriöse Mr. Dark ist, der die Welt von Rayman schon so lange in Atem hält und sie immer wieder aufs Neue terrorisiert. Hier sei natürlich nicht zu viel verraten, jedoch ist es eine Person, mit der man nicht wirklich gerechnet hat!

Doch nicht nur Rayman kehrt zu seinen Wurzeln zurück, auch all seine Freunde. So dürfen sich Fans des Helden mit der blonden Mähne und der Knollennase nicht nur auf Globox, seinen besten Freund freuen, sondern auch auf die Kleinlinge oder Betilla, die Fee. Diese verleiht ihm übrigens mit ihren attraktiven Verwandten seine Kräfte, für die er so bekannt ist.

Laufen, Hüpfen, Schlagen, Fliegen

Ausgehend vom schnarchenden Baum, der in gewisser Art und Weise den zentralen Anlaufpunkt der Lichtung der Träume darstellt und zu dem ihr immer wieder zurückkommen werdet, startet ihr also das Abenteuer. Dabei beschränkt sich die Charakterwahl jedoch nicht nur auf Rayman. Auch Globox und die Kleinlinge sind spielbar, alle noch dazu in verschiedenen Varianten. Selbstverständlich könnt ihr zu Beginn nicht auf alle zugreifen, man muss die meisten erst einmal freischalten.

Der Aufbau der Level ist, wie sollte er bei einem Jump’n’Run auch anders sein, sehr einfach gestrickt und besonders die Welten sollten Veteranen im Genre, die auch schon alte Rayman-Spiele gedaddelt haben, sehr bekannt vorkommen. Immerhin spielt das Ganze ja auf der Lichtung der Träume. Doch genau das ist das Schöne daran. Fans fühlen sich sofort heimisch und das nicht erst mit dem Start des ersten Levels. Auch die Aufmachung ist altbekannt und doch neu genug gestaltet, um herrlich nostalgische Gefühle zu wecken und dennoch nicht zu langweilen.

Ihr spielt also Rayman und kämpft euch durch 63 Level aus elf verschiedenen Welten. Die Welten, wie auch die Level sind dabei bis ins Detail mit Liebe zum Rayman-Universum gestaltet und bieten Abwechslung pur. Mal seid ihr in den altbekannten Wäldern unterwegs, mal streift ihr durch Wasserlevel, klettert auf Bergen herum oder macht moderne Industrieanlagen unsicher. Jede Welt bietet dabei neue Herausforderungen, teils altbekannte und teils neue Gegner und einfach Jump’n’Run-Spaß.

Die Vorgehensweise ist wie gehabt. Ihr lauft von links nach rechts, springt über Hindernisse, schlagt Gegner und nutzt all die anderen Fähigkeiten von Rayman, um das Levelende zu erreichen. Seine Kräfte hat er jedoch nicht gleich von Beginn an, er bekommt in jeder Welt eine neue dazu, bis er schließlich alle vier hat: Schlagen, Tauchen, Fliegen und an Wänden entlang rennen. Somit gibt es auch in bereits gespielten Leveln beim zweiten Mal Neues zu entdecken, da man ja mit neuen Fähigkeiten am Start ist. Ziel ist es, in jedem Level von Speicherpunkt zu Speicherpunkt zu kommen, dabei jeweils zwei versteckte Kisten mit Electoons zu finden, die Electoons am Ende zu befreien und möglichst viele Lums zu sammeln. Diese geben euch ebenfalls Electoons. Ihr seht schon, die niedlichen rosa Kugeln sind sehr essentiell im Spiel. Zwar erreicht ihr das Ende der Story auch ohne groß auf die versteckten Dinge zu achten, jedoch bekommt ihr nur Einlass in die Zusatzwelt, wenn ihr genügend Electoons gesammelt habt und sich somit auch mehr rote Kristalle, die Schädelzähne, in eurem Besitz befinden. Bestenfalls geht man demnach sehr aufmerksam durch die Level und kriecht, fliegt und taucht in jede noch so versteckte Ecke, um alle Geheimnisse aufzudecken.

Die Vielfalt der einzelnen Leveldesigns ist ebenfalls groß. In den einen müsst ihr nur von A nach B kommen, in anderen gilt es vor etwas zu fliehen und in wieder anderen Leveln müsst ihr Feen oder Kisten hinterher jagen. Die Feen geben euch dann, wie bereits erwähnt, Raymans Kräfte zurück, in den Kisten finden sich die roten Kristalle.

Das Leveldesign bietet auch einen ganz enormen Vorteil: Wiederspielwert. Denn selbst wenn man bereits alle Level durch und es geschafft hat, in die Zusatzwelt zu kommen, so hat man sicherlich noch nicht alle Level-Medaillen gefüllt. Entweder gilt es noch mehr Lums zu sammeln, um die Spezialauszeichnung für 350 Lums in einem Level zu bekommen oder man hat noch die Zeit-Challenge offen, bei der man ein Level wie bei Speedruns möglichst schnell schaffen muss. So verspürt man selbst bei schwierigen und nervigen Levels den Drang, sie noch einmal zu spielen, um auch wirklich alles komplett zu haben.

Etwas für jedermann?

Bei Rayman Origins haben die Entwickler laut eigenen Aussagen viel Wert darauf gelegt, es sowohl für Anfänger im Genre, als auch für echte Platformer-Profis interessant zu machen. Das haben sie auch größtenteils geschafft. So ist der Einstieg sehr angenehm gestaltet. Man fühlt sich von Anfang an wohl im Spiel und alles wirkt eher niedlich. Die ersten Level bieten noch keine großen Herausforderungen und man stirbt, wenn überhaupt, aufgrund von Tollpatschigkeit.

Diese Niedlichkeit und der einfache Schwierigkeitsgrad machen jedoch mit der Zeit eine deutliche Kehrtwende. Ab einem gewissen Zeitpunkt im Spiel ist das Leveldesign nämlich alles andere als freundlich zum Spieler. Denn in vielen Leveln, besonders in der letzten Welt, führt jeder Fehler zum Tod. Und bei Passagen, in denen wirklich so gut wie alles mit Fallen, Gegnern, verschwindendem Untergrund und weiteren fiesen Elementen gepflastert ist, führt das dann schon mal zu kleinen bis großen Frustrationsphasen. Teils wirkt das Leveldesign dabei wirklich unfair und man kommt nur mit Glück auf Anhieb an einem Hindernis vorbei. Meistens ist dann jedoch Sterben für Erkenntnisgewinn angesagt.

Auf Bossgegner muss man natürlich nicht verzichten. In der normalen Welt gibt es insgesamt vier Stück davon und zusätzlich eine Art finales Endgegnerlevel. Alle sind dabei auf ihre ganz eigene Art und Weise sehr skurril und lassen sich ganz unterschiedlich besiegen. An sich sind die Kämpfe selbst meistens ziemlich kurz, da bereits drei Treffer ausreichen, um siegreich davon zu gehen, jedoch sind diese Treffer nicht immer einfach zu landen. Fehler führen meist zum Tod und es gilt erst einmal herauszufinden, wie man denn überhaupt an die Schwachstellen kommt, ohne selbst etwas einzustecken. Teilweise braucht man so für die vermeintlich wenigen Treffer doch recht lange, um den Boss endlich zu besiegen.

Von einfachen Spielen mit wählbarem Schwierigkeitsgrad verwöhnte, junge Gamer und Leute mit niedriger Frustrations- und Aggressionsschwelle wird das wahrscheinlich schnell nerven. Echte Jump’n’Run-Veteranen werden von alten Spielen nichts anderes gewöhnt sein. Allerdings hat Ubisoft die Level kurz vor dem Ende der Story teils wirklich deutlich schwerer gestaltet, als dies noch bei alten Rayman-Spielen der Fall war. Letzten Endes braucht man also vor allem eines, wenn man wissen will, wer Mr. Dark ist: Geduld und eine Menge positiver Gedanken.

Spaß mit Freunden

Auch wenn die Hasen weg sind, so ganz wollte man sich bei Ubisoft den Coop-Spaß mit Freunden nicht nehmen lassen. Denn Origins verfügt über einen solchen Coop-Modus, wofür sich lediglich weitere Personen einen Controller schnappen müssen. Insgesamt vier Leute können gemeinsam über den Bildschirm hüpfen und sich an den Leveln erfreuen. Dabei ist Ubisoft geschickt vorgegangen. Denn wie bereits erwähnt stirbt man in Rayman Origins an der ein oder anderen Stelle gerne mal. Wo man im Singleplayer daraufhin wie eine Seifenblase aufquillt und vom letzten Speicherpunkt anfangen muss, verläuft das Ganze im Coop etwas anders. Man kann zwar in der Blasenform selbst nichts mehr tun, schwebt den anderen Spielern jedoch noch eine Weile hinterher. So haben diese die Chance, durch einfaches Berühren der Blase die Person wieder zurück ins Spiel zu bringen. Das ist nicht nur praktisch, weil man so weniger Gefahr läuft, anfangs zu sterben und den Rest vom Level nur noch zusehen zu können, es macht auch Spaß, seine Freunde zurückzuholen. Besonders da die Level zu viert um einiges unterhaltsamer werden. Sei es aufgrund von Dummheiten anderer Personen, oder weil man im Gewusel bei kniffligen Passagen gern mal den Überblick verliert und lustigerweise andere für sich selbst hält.

Putzige Grafik und niedlicher Sound

Grafisch spielt Rayman Origins natürlich nicht bei den Großen mit, immerhin ist es ja „nur“ ein Jump’n’Run. Dafür ist das Design des Spiels umso liebevoller. Überall, sowohl in den Menüs als auch in den einzelnen Leveln, steckt der Spaß und die Freude, für die der Charakter Rayman steht. Die Ladebildschirme sind Miniaturlevel in schwarz-weiß, Electoons hüpfen in den Menüs umher und so weiter. Die Grafik unterstützt diesen Niedlichkeitsfaktor, wie sie es schon in alten Rayman-Spielen getan hat. Die Welt wirkt nicht künstlich aufgesetzt, sondern wie gerade erst gemalt. Man fühlt sich eben einfach wohl darin.

Gleiches gilt für den Sound. Leute, die eine Antipathie gegen fröhliche Lieder hegen, werden bei Rayman Origins wohl schnell Zustände bekommen. Denn die Lieder, die in den Menüs als auch in den Leveln gespielt werden, sind meistens einfach fröhlich oder niedlich. Wie eben das ganze Spiel. Nur wenn Rayman an wirklich knifflige Stellen kommt, wird der Soundtrack etwas dramatischer, teils sogar leicht düster. Aber das kommt wirklich selten vor, meist versprühen die Lieder einfach nur gute Laune und Entspannung. Nun ja, solange man eben keine Abneigung gegen fröhliches Gedudel aus putzigen Stimmen hat.

Fazit

Rayman Origins will ein waschechter Platformer sein. Und ist es auch! Wie in alten Jump’n’Runs wird wenig Wert auf eine großartige Story gelegt und die Level haben zum Teil einen knackigen Schwierigkeitsgrad. Für Anfänger ist das Spiel deshalb nur bis zu einem gewissen Grad geeignet, da eben dieser Schwierigkeitsgrad oftmals seinesgleichen sucht in diesem Genre. Platformer-Veteranen kommen jedoch voll auf ihre Kosten und Rayman-Fans werden sich, egal zu welchem Zeitpunkt, immer wohlfühlen. Sei es der Sound, die Charaktere, das Design. Alles baut eine Atmosphäre auf, die einfach Rayman pur ist. Lustig und teils sehr putzig, nicht wirklich ernsthaft und immer ein Grinsen unter der Knollennase. Mit Rayman Origins lässt das Gaming-Urgestein also endlich die weißen, kreischenden Hasen hinter sich und kehrt tatsächlich zu seinen Wurzeln zurück. Und das macht trotz ein paar Frustphasen sehr viel Spaß!

Rayman Origins

von am 04.12.2011

Rayman is back! Wer auf Jump’n’Runs oder Rayman steht, darf sich dieses Spiel keinesfalls entgehen lassen. Und auch alle anderen sollten mal reinspielen, denn genau so muss ein Platformer sein!

Kommentare

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