gamescom 2011 – Interview mit World Cyber Games, was ist das überhaupt?

gamescom 2011 – Interview mit World Cyber Games, was ist das überhaupt?

von am 22.08.2011 - 17:01

Viele Gamer stellen sich jetzt vermutlich eine Frage: „Was zum Teufel sind die World Cyber Games“? Wir haben in einem Interview mit dem eSport-Turnierveranstalter gesprochen und sowohl diese als auch noch viele weitere Fragen geklärt.

Was sind die World Cyber Games und wie sind sie aufgebaut?

Also was sind denn nun die World Cyber Games – oder kurz WCG? Die WCG wurden im Jahr 2000 in Korea gegründet und bezeichnen sich selbst als die olympischen Spiele des eSports.
Und dieser Vergleich ist auch durchaus berechtigt. Bei den WCG treten verschiedene Nationalteams in unterschiedlichen Disziplinen beziehungsweise Spielen gegeneinander an.
Das Grundgerüst der WCG ist die Unterteilung in zwei Instanzen, dem internationalen Komitee und den einzelnen nationalen Komitees. Ersteres kümmert sich um die grundlegenden Dinge, wie beispielsweise die Frage nach den Spielen, in denen sich die Teams messen.
Die nationalen Komitees sind für alle Fragen zuständig, welche die Teams und nationale Angelegenheiten angehen. Das einfachste Beispiel hierfür wäre wohl die Entscheidung, in welchen Disziplinen das eigene Land antritt und welche Spieler das Finalteam bilden.

Das Motto Chancen wird bei World Cyber Games groß geschrieben. Jeder darf mitmachen und versuchen sich seinen Weg ins Nationalteam zu erspielen. Es gibt keinerlei Startgebühren oder ähnliches, um wirklich allen die Möglichkeit zur Teilnahme zu bieten. Doch wie finanziert sich das Ganze dann? Das ist einfach zu beantworten: Sponsoring ist das Zauberwort. Doch liegt dabei auch gleichzeitig die größte Einschränkung für die eigenen Länder. „Sponsoring ist doch etwas tolles, was kann da für ein Nachteil sein“, werdet ihr euch vielleicht fragen. Ein großes Problem bei Sponsoring ist die Menge an Geldmitteln, die man bekommt. Denn um nur ein einziges Team zu einem Finale schicken zu können, muss einiges bezahlt werden. Flug, Unterkunft, Verpflegung und so weiter. Daraus folgt selbstverständlich, dass man nicht in allen Spielen antreten kann, sondern sich zwischen einer Handvoll entscheiden muss und der Rest, obwohl dort auch sehr talentierte Spieler vorhanden sind, geht leer aus. Bitter aber wahr.

Doch die WCG lässt sich davon nicht beirren, sondern sucht tapfer weiter nach immer mehr Sponsoren. Und das mit Erfolg. Erst dieses Jahr kam Adidas als Sponsor hinzu. Das sieht zuerst etwas seltsam aus – Adidas und Gaming? Klar! Der Sprung von eSport zu normalem Sport ist geringer als man denkt. Viele machen es gern, noch mehr duellieren sich gerne dabei und beinahe alle machen es gern mit Freunden oder allgemein anderen Menschen zusammen.
Und das trägt nicht nur zur Förderung der WCG bei, sondern treibt auch die Meinungsveränderung bezüglich Gaming in höchst positivem Sinn vorwärts. Eine klasse Idee also!

Doch wie genau wird denn nun zum Beispiel das Deutsche Nationalteam ermittelt fragten wir.
Es geht ganz einfach nach dem alt bewährten Prinzip: „Möge der bessere Gewinnen!“. Wie oben schon gesagt, darf jeder teilnehmen, der sich dazu berufen fühlt, Deutschland in einem der Games zu vertreten. Danach wird über Online-Turniere im K.O.-System eine gewisse Gruppe gefiltert. Diese bekommen dann die Chance sich wiederrum im direkten Duell bis ins Nationalteam zu kämpfen – und das jedes Jahr aufs Neue! Keine Wildcarts! Keine nicht nachvollziehbaren Nominierungen! Reines Spielvermögen und Nervenstärke sind hier gefragt. Und was braucht ein Gamer mehr als diese beiden Eigenschaften?

Trotzdem mögen noch viele der Meinung sein, dass es trotzdem immer die gleichen Spieler werden würden. Weit gefehlt! Laut Thomas von Treichel, dem Verantwortlichen für PR und Marketing bei den WCG, gibt es jedes Jahr mindestens eine Überraschung. Ein Paradebeispiel dafür ist Niclas Zimmermann, der 2003 überraschend und aus dem Nichts herraus die Goldmedaille bei Need for Speed für Deutschland einholte.

World Cyber Games und die Spieler

Doch nicht nur die WCG selbst und die Sponsoren sind wichtig für das nationale Komitee Deutschlands. Auch die Spielerförderung liegt ihnen am Herzen. Das beste Beispiel ist hier ein Spielercamp, welches anlässlich der Finalturniere in Deutschland für die deutschen Nationalteams abgehalten wurde.
Doch hier wurde nicht wild das Zocken trainiert, nein, es ging um viel grundlegendere Sachen. Konzentration, Gelassenheit, Ehrgeiz und Teamfähigkeit sind nur eine Handvoll dieser Dinge. Man stelle sich einen Spieler vor, der zum Beispiel nach Korea fliegt um für Deutschland zu spielen. Er hat natürlich nur das Finale vor Augen. Doch dann steigt er aus dem Flugzeug. Er bekommt plötzlich ganz andere Sorgen: Wie mache ich jemandem klar was ich will? Wo muss ich überhaupt hin? Was steht auf all den Schildern? Wie verhalte ich mich den Leuten gegenüber? Und vieles, vieles mehr. Darunter leidet natürlich seine Selbstsicherheit und der Fokus auf das Turnier. Dies kann durch solche Gamecamps verhindert werden.

Am liebsten würde die WCG öfter die Möglichkeit haben solche Camps anbieten zu können, da ihnen viel an der Unterstützung der Spieler liegt. Doch hier ist es so wie immer – woher all das Geld nehmen? Daher wird es so etwas in Zukunft vorerst nicht mehr geben. Sehr schade.

Uns interessierten dann noch die Kriterien, nach denen entschieden wird, welche Spiele zur Auswahl stehen und zu welchen Spielen man dann Teams bildet.
Nun, ein grundlegender Faktor für ein Spiel ist die Turniertauglichkeit. Gibt es noch Bugs oder noch nicht ausbalancierte Gegebenheiten? Ist das Spiel auch mit Offlineservern spielbar oder muss man Onlineserver benutzen, was wiederrum zu Latenzproblemen führen kann? Wie steht es um Übertragunsmöglichkeiten? Das sind die entscheidenden Fragen, die sich das Komitee stellen muss. Es ist, wie oben erklärt, Job des internationalen Komitees diese Fragen zu klären, das diese Aufgabe bis jetzt immer quasi perfekt erfüllt hat.
An welchen Spielen man teilnimmt wird vom nationalen Komitee entschieden. Hier wird einerseits darauf geachtet, wie man vom Können her zur Konkurrenz steht. Man wird kein Spiel spielen, in dem man ohnehin chancenlos ist. So ist Deutschland quasi immer bei Fifa vertreten und gewann auch sieben der letzten zehn World Cyber Games in dieser Disziplin. Und noch ein weiterer Punkt wird beachtet. Wünsche der Community! Ihr selbst dürft also mitentscheiden, in welchen Spielen ein deutsches Team vertreten sein wird. Das bedeutet, dass die WCG nicht nur Interesse an allem oben genanntem hat, sondern auch der Wunsch vorhanden ist, der Community etwas zu bieten und sie zu unterhalten. Gefällt uns!

World Cyber Games in der Zukunft

Zu guter Letzt haben wir noch gefragt, wie sich die WCG in Zukunft entwickeln soll und ob es in gewisser Weise Ziele gibt, die erfüllt werden wollen.
Hier wurde uns ganz klar Wachstum genannt. Daher sind eben alle so bemüht, die WCG weiter nach vorne zu treiben. Man will außerdem zeigen, dass Gaming nichts ungewöhnliches mehr ist. Das Adidas-Sponsoring war ein großer Schritt dahin und wurde an dieser Stelle noch einmal erwähnt. Man möchte ferner eine große Masse von Spielern ansprechen können. Es geht vorerst nicht um das Ausbilden einer kleinen Gruppe von Elite-Spielern. Ganz im Gegenteil. Der olympische Gedanke soll in allen aufblühen: „Dabei sein ist alles!“. Und wer rausfällt soll den weiteren Verlauf ohne Argwohn weiter verfolgen und sich der World Cyber Games erfreuen. Lange Rede kurzer Sinn: Die WCG will noch viel mehr Gamer begeistern und ihnen Möglichkeiten und Chancen schaffen.

Alles in allem haben wir von den World Cyber Games einen guten Eindruck bekommen und auch zu dem was sie werden wollen und wie sie sich den Spielern gegenüber verhalten können wir nur sagen: Thumbs Up!

Auch ihr seid jetzt hoffentlich ein wenig schlauer geworden und schaut vielleicht mal bei den World Cyber Games rein. Ihr werdet auf jeden Fall willkommen geheißen werden.

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