Cheats – Fluch oder Segen?

Cheats – Fluch oder Segen?

von am 30.07.2011 - 22:09

Illegale Methoden gibt es wohl in so ziemlich jedem Lebensbereich. So wird jeder, der an Sport denkt, in gewisser Art und Weise auch an Doping und die damit verbundenen, unerlaubten Leistungssteigerungen denken. So ist es auch mit Videospielen und den teils so geschätzten und doch meist wieder so verpönten Cheats. Denn wer hat sie nicht schon einmal benutzt und ist so zum „Cheater“ geworden. In diesem Artikel widmen wir uns nun ganz den Cheats, ihrer Geschichte und was sie eigentlich in der Welt der Videospiele verloren haben!

Aber bevor wir in diesem Artikel lange um den heißen Brei herum reden und diskutieren, fangen wir ganz von vorne an. Was ist also dieses Cheaten denn genau, wo kommt es her und wie ist es das geworden, was es heute ist?

Cheaten

So vielseitig das Cheaten an sich auch ausfallen kann, so eindeutig ist doch das, worum es dabei eigentlich geht. Nämlich sich mit teils erlaubten, teils unerlaubten Mitteln einen Vorteil bei dem Spiel oder gegenüber anderen Spielern zu verschaffen, um so schwierige Passagen besser bewältigen zu können, höhere Highscores und Erfolge zu erzielen oder aber auch reale Gegner in Online-Spielen besser besiegen zu können.

Von Grund auf wird Cheaten dabei meist als „böse“ oder schlecht angesehen. Leute, die solche Mittel benutzen, werden dann oftmals als einfach zu schlecht für ein Spiel angesehen. Oder aber man beschuldigt sie zu faul zu sein, sich richtig mit dem Game auseinander zu setzen und sich einfach billiger Tricks zu bedienen. Dabei ist diese Sichtweise genau genommen zu engstirnig und verallgemeinernd. Natürlich gibt es bestimmte Arten zu cheaten oder Bereiche, in denen es unangebracht oder eben auch unerlaubt ist. Doch genauso existieren Spiele, in denen es einfach dem Spaß dient. Man kann Cheaten oder Cheater also nicht alle unter einen Hut kehren, sondern muss die Sache immer genau betrachten um sagen zu können, was eigentlich los ist.

Es war einmal . . .

Cheaten ist so alt wie die Spiele selbst. Und dabei reicht es nicht einmal bis zu den Anfängen der digitalen Spiele zu gehen. Schon viel früher tauchten die ersten Cheater auf, auch wenn man sie damals wohl noch nicht so genannt hat, sondern wohl viel eher Betrüger. Die Rede ist von den Spielhallen damals zur Zeit unserer Väter. Schon an den Flipperautomaten gab es bestimmte Techniken den Highscore in die Höhe zu treiben oder sich diverse Freibälle zu ergaunern. Damals genügte dafür oft ein kräftiges Rütteln an dem Automaten oder gezielte Tritte an bestimmte Stellen und schon wurden Freibälle ausgespuckt oder es gesellten sich noch ein paar extra Zahlen zu dem Punktestand .

Doch schon damals gab es Gegenmaßnahmen. Irgendwann kamen die Besitzer solcher Spielhallen natürlich dahinter, was die Spieler da trieben und informierten die Hersteller darüber, dass ihnen Geld flöten ging. Und schon passierte es: machte man das nächste Mal Anstalten unerlaubter Weise Freibälle zu bekommen, indem man an den Automaten rüttelte, schalteten sich diese ab und man verlor den Highscore oder die erreichten Punkte. Zwar hielt das die frühen „Cheater“ nicht immer ab, doch zeigte es teils wirklich Wirkung und man vermied es dem Automaten zuzusetzen. Immerhin wollte man ja, sollte man wirklich einmal in die Nähe des Highscores gekommen sein, diesen nicht leichtfertig aufs Spiel setzen.

Vom Zufall zur Absicht

Heutzutage bezieht man sich, wenn man von Cheaten redet, natürlich nicht auf Flipperautomaten oder sonstiges, sondern auf die digitale Spielewelt. Sei es nun bei einem Computerspiel oder auf einer Konsole, Cheaten war anfangs mehr oder weniger ein Zufallsprodukt. Natürlich muss etwas, das man entdeckt, erst mal existieren, also wo kommen diese Cheats überhaupt her?

Ein Cheat stammt in den meistens Fällen vom Entwickler selber. Warum, mögt ihr euch fragen? Ganz einfach: die Entwickler bauen Cheats in die Spiele ein um diese testen zu können. Haben sie nämlich die Fähigkeit, etwas unendlich oft zu verwenden, wie zum Beispiel Munition, oder unendlich Lebensenergie zu haben, können die Entwickler einzelne Level wesentlich besser testen, denn so muss es nicht immer wieder von neuem gestartet werden, wenn etwas schief geht. Somit kann man Fehler also schneller finden und bestimmte Dinge leichter bis ins Detail untersuchen.

So bleiben diese Cheats oft in den Spielen und werden eben zufällig entdeckt. Sei es durch einen wütenden Spieler, der einfach blind in die Tasten haut und per Zufall eine Kombination erwischt, die zu unendlich Leben führt, oder aber auch durch gezieltes Suchen. Denn da die Cheats eigentlich schon seit Beginn des digitalen Gamings existieren, gibt es natürlich auch Leute, die gezielt danach suchen. Oft haben Entwickler auch deshalb Cheats in den Spielen gelassen, um den Gamern in den Kampagnen eine Freude zu bereiten. So gab es beispielsweise für Nintendos N64 extra ein Cheatmodul, das den Spielern das Cheaten erlaubt hat.

Mit der Zeit wurden Spieler natürlich immer pfiffiger und waren oft gar nicht mehr auf den Entwickler angewiesen um in Games gezielt nach Schwachstellen zu suchen, die dann ausgenutzt wurden, um sich einen Vorteil zu verschaffen. So gab es besonders früher viele Open-Source Spiele, bei denen der Quellcode öffentlich zugängig war. Das ist und war für Leute, die sich auskennen, ein Freifahrtschein um sich durch bestimmte Eingaben und Veränderungen im Quellcode Cheats freizuschalten. Ebenso ist das Skript-Cheaten bis heute eine gängige Variante – seine Hochzeit hatte diese Methode allerdings in früheren PC-Spielen, bei denen die Spieler Befehle in das Skript des Spiels eingeben und so das Spiel erneut austricksen.

Heutzutage haben sich Cheater enorm weiterentwickelt und greifen teils sogar auf die Hardware selbst zu, um dort befindliche Informationen bezüglich Grafik oder des Spiel selbst zu manipulieren. Dafür benötigt man natürlich ein Know-How, das weit über das des üblichen Spaß-Cheaters hinaus geht. Solche Leute können dann nicht mehr wirklich belächelt werden, sondern müssen schon fast als Fachmann angesehen werden.

Cheats in Solo-Spielen

Cheats an sich sind in der Community, besonders aber bei Außenstehenden oft verpönt, dabei sind sie in bestimmten Bereichen ein alltägliches Mittel zum Vorankommen in Spielen geworden. In Kampagnen von Spielen interessiert es die meisten ohnehin nicht mehr, ob man Cheats benutzt oder nicht. Ist man ein wahrer Spezialist in einem Game oder steht auf Herausforderungen, versucht man natürlich nicht zu den vereinfachenden Mitteln zu greifen. Doch wenn man einfach nur seinen Spaß haben will, sind Cheats ein gern gesehener Gast. Das war schon bei den alten Pokémon Spielen auf dem Gameboy Color so. Durch bestimmtes Lagern der Pokémon in Boxen auf Bills PC und ein genau getimtes Abschalten des Gameboys beim Speichervorgang konnte man seine Pokemon ganz einfach klonen. So hatte man eine stärkere Truppe und konnte bei Tauschgeschäften zudem prahlen.

Oft bauen die Entwickler auch bewusst Cheats und so genannte Easter Eggs in Spiele ein, um den Gamern mehr Spaß zu ermöglichen oder besonders aufmerksame durch lustige und einzigartige Momente zu belohnen. So gab es beispielsweise in Gothic 2 einen Cheat, mit dem man den Charakter fliegen lassen konnte. Dadurch war es einem möglich, eine bestimmte Stelle im Spiel zu erreichen, bei der ein Auto und ein Schild mit der Aufschrift „Ich wollte schon immer mal ein Spiel mit einem Auto machen“ zu finden war. Das bringt einen nicht nur zum Schmunzeln, sondern man kommt so auch zu tollen Geschichten, die man weitererzählen kann.

Das wohl berühmteste Beispiel für Cheats in Solospieler-Kampagnen ist aber wohl die GTA-Reihe. Denn – und da sollte jeder zu sich selbst mal ehrlich sein – es gibt wohl keinen Gamer auf der Welt, der in einem GTA-Teil nicht mindestens einmal Cheats verwendet hat. Hier haben es die Entwickler jedoch auch extra darauf angelegt und massenweise Cheats in die Spiele eingebaut. Egal, ob man mehr Waffen, Monstertrucks, Helikopter, Luftkissenbote, Rennautos, Jetpacks oder seine Sterne bei der Polizei weg haben will – in GTA ist fast alles möglich, was in irgendeiner Art und Weise den Spaß fördert und zu skurilen Momenten führt. Ging man beispielsweise in GTA San Andreas zu bestimmten Orten, an denen sich ein zweiter Spieler in das Spiel bringen konnte, gab es teils regelrechte Cheatschlachten mit Bazookas, Militärhelikoptern oder Panzern. Und die ganz harten unter den Gamern verprügelten sich gegenseitig natürlich mit einem Blumenstrauß oder dem berühmten Dildo.

So gibt es auch extra Bücher, in denen die Massen an Cheats für solche Spiele gesammelt sind. Das ganze geht dann teilweise sogar so weit, dass Gamer oftmals die Kampagne links liegen lassen und sich nur noch mit den Cheats die Zeit vertreiben. Man verucht einfach von Tag zu Tag größeren Unsinn anzustellen, mit dem man dann vor den Kumpels prahlen kann.
Aus dem Ganzen hat sich mittlerweile auch im Internet eine ganze Community entwickelt mit hunderten von Seiten und Foren, die lediglich darauf ausgelegt sind Cheats zu sammeln und der breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Sei es um bei schwierigen Passagen weiterzukommen oder einfach nur um Spaß zu haben.

Cheats im eSport

Aber natürlich gibt es auch die andere Seite der Medallie, sozusagen die dunkle Seite der Macht. So viel Spaß Cheats auch in Kampagnen machen können, im Online-Gaming dienen sie lediglich einem Zweck: sich einen unfairen Vorteil gegenüber anderen Spielern zu sichern. Und dazu gibt es in der heutigen Zeit enorm viele Möglichkeiten. Angefangen hat das Ganze aber auch eher im kleineren Stil. Denkt man an die frühen Zeiten des ersten Counterstrikes zurück, so wurde dort noch mit relativ simplen Methoden gecheated. Man hat eine bestimmte Abfolge von Befehlen in das Skript eingegeben, die einzeln harmlos gewesen wären, in der Kombination aber dazu führten, dass man direkt vor einem Gegner stand oder der Rückstoß der Waffe eliminiert wurde und man einfach nur noch draufhalten musste. Zwar achtete man mit der Zeit immer mehr darauf, cheatende Spieler sofort rauszuschmeißen, aber natürlich wurden die Methoden raffinierter. Besonders in Spielen mit älteren Servermodellen, wie eben Counterstrike oder vielen anderen Shootern.

Wer sich in der Materie auskennt, kann bei solch grafisch recht simplen Spielen die Polygone manipulieren und so dafür sorgen, dass bestimmte Objekte, wie eben feindliche Spieler, nicht in der normalen Farbe sondern beispielsweise Pink dargestellt werden. Verstecken ist so unmöglich, entdeckt werden umso einfacher. Auch ist neben den typischen Methoden, wie Bugusing oder den Bots, die Kugeln beispielsweise selbst das Ziel finden lassen, die Manipulation des Spiels an sich nicht mehr so selten. Dabei lässt man ein Programm, den Trainer, für sich arbeiten. Dieser findet automatisch bestimmte Daten des Spiels auf der Festplatte und kann diese dann manipulieren, was einem zum Beispiel zu unendlich Leben verhilft.

Besonders im eSport legt man natürlich Wert darauf, dass alles mit rechten Dingen zugeht, doch hier gehen teilweise ganze Clans besonders raffiniert vor. Im Gruppenverband werden kleine, unauffällige Schwächen des Spiels gnadenlos ausgenutzt, um sich so einen Vorteil zu sichern, mit dem ganze Turniere für sich entschieden werden. Doch spätestens hier hört der Spaß auf, da es im eSport teilweise um beachtliche Summen geht, die bei Wettkämpfen gewonnen werden. Zwar fliegen solch cheatende Clans in fast allen Fällen über kurz oder lang auf, doch allein der Betrug gegenüber den anderen ist, wie auch im normalen Sport, einfach nicht zu billigen. So viel Spaß cheaten also auch in Kampagnen machen mag, in Online-Modi, besonders aber im eSport sollte man tunlichst die Finger davon lassen und lieber versuchen, ohne unfaire Mittel gut zu werden.

Gegenmaßnahmen

In Solospielen gibt es wohl wirklich niemanden, der etwas gegen Cheater unternehmen will, besonders da diese teils absichtlich von den Entwicklern eingebaut wurden. In Online-Spielen sieht die Sache aber schon ganz anders aus. Seit es die ersten Cheats gibt, gibt es auch Versuche eben solche zu unterbinden. Teilweise ist das zwar kaum möglich, wie etwa bei Open Source Spielen, doch meistens gibt es durchaus Möglichkeiten sich die ungeliebten Gäste vom Hals zu halten.

Wie bereits erwähnt sind besonders Shooter mit älteren Servermodellen von Cheatern betroffen, doch hier haben sich die Betreiber einfache Mittel einfallen lassen, um solche Leute so gut wie möglich aus den Spielerreihen zu bannen. So gibt es diverse Programme, wie etwa PunkBuster oder Cheat Death, die von Gamern erst installiert werden müssen. Hat man diese Programme, die illegale Methoden für gewöhnlich sofort erkennen und die Spieler den Administratoren melden oder gleich selbst die Verbindung kappen, nicht auf dem PC oder der Konsole, so ist das Beitreten zu vielen Online-Spielen von vornherein unmöglich. Gute Beispiele sind hier Battlefield 2 oder Counterstrike. Solche Spiele ziehen Cheater oft magisch an, da beide ältere Servermodelle benutzen und zudem nicht allzu schwer zu manipulieren sind. Und genau hier hat man eben mit PunkBuster und ähnlichem dem Unfug größtenteils ein Ende bereitet. Natürlich gibt es auch Server, die solche Programme nicht verlangen, doch dort geht es dann meistens auch nicht um ehrliche Gefechte, sondern wiederum mehr um den Spaß am Spiel, egal mit welchen Mitteln.

Die neue Generation setzt da schon auf ganz andere Mittel, wie man es in letzter Zeit bei Blizzard sieht. Von den Spielern anfangs für nicht gut befunden führte das Unternehmen letztes Jahr das Arena.net ein. Eine Spiele übergreifende Online-Plattform, die als einzelner, großer Server fungiert. So lassen sich alle laufenden Matches, sei es in Starcraft oder Warcraft 3, ständig überprüfen. Cheater werden sofort erkannt und aus den Servern geschmissen. Dieses System lässt es sogar zu, Cheater gezielt zu bestrafen, da man durch das Spielen auf Arena.net ihre „Game Identität“ kennt. So kann man Accounts sperren oder gar ganz löschen lassen, sollte es sich um extrem schlimme Fälle handeln.

Blizzard nimmt dabei eine Vorreiterrolle ein, da bislang noch kein anderer Entwickler oder Publisher solch zentrale Servernetzwerke in die Tat umgesetzt hat. Sieht man sich aber den Erfolg an, den Blizzard damit hat, besonders im Bezug auf die Schwere der Bestrafungen, dürfte sich diese Methode wohl allmählich durchsetzen und in Zukunft könnte man mehr Spiele sehen, die über solche Netzwerke laufen.

Zukunft des Cheatens

Auch wenn es immer stärkere und wirkungsvollere Gegenmaßnahmen in Online-Spielen und im eSport gibt, das Cheaten wird wohl nie aussterben. Denn auch Cheats und Cheater entwickeln sich weiter, werden immer raffinierter und gerissener und benutzen immer neue Methoden, die wie beim Doping im Sport erst einmal erkannt werden müssen, bevor man aktiv etwas dagegen unternehmen kann. Und auch wenn sie im Online-Gaming, wo sie ohnehin nicht so wirklich hingehören, mit der Zeit immer weniger werden, so wird es immer die Solo-Spiele geben, in denen das Cheaten einfach nicht wegzudenken ist. Sei es wegen dem Spaß an lustigen Aktionen, der Absicht des Entwicklers fleißige Spieler oder Spaßvögel zu belohnen oder auch einfach nur um sich Nerv-Passagen leichter zu machen.

Das Cheaten hat seine guten und seine schlechten Seiten. Wie man dazu steht, ob man sie benutzt und gut heißt oder verdammt, das muss letztendlich ein jeder für sich selbst entscheiden!

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