Die Geschichte der Videospiele im Schnelldurchlauf – Part 1

Die Geschichte der Videospiele im Schnelldurchlauf – Part 1

von am 05.07.2011 - 12:42

Es gibt kleine, große, runde, blaue, gelbe, verrückte, schlaue, böse, brutale, gewaltige, epische, spannende und tausend andere verschiedene Arten von Videospielen. Doch wie sind diese eigentlich entstanden und was bringt uns dazu, unzählige Stunden ununterbrochen vor dem Fernseher, Bildschirm, Handy, Handheld und weiß der Kuckuck noch alles zu sitzen, ohne auch nur einmal kurz aufzusehen? In Teil 1 unserer Serie „Die Geschichte der Videospiele im Schnelldurchlauf“ erfahrt ihr, wie alles seinen Anfang genommen hat und wie die Videospiele ihren Weg aus den Laboratorien in das heimische Wohnzimmer gefunden haben.

 

„Vi|deo|spiel = elektronisches Spiel, das über einen Monitor läuft und in das der Spieler über eine Tastatur, einen Joystick oder mithilfe einer Maus eingreift. Betonung = Vi̲deospiel (Quelle = Duden)

 

1946 – 1972: Von Tic-Tac-Toe Spielchen über PONG bis hin zur ersten Konsole

Ob man es glaubt oder nicht, Videospiele existieren mittlerweile schon über ein halbes Jahrhundert. Seine Anfänge finden die Videospiele im Jahre 1946. Damals schuf der amerikanische Wissenschaftler Thomas T. Goldsmith Jr. eine Raketensimulation mit dem Namen Cathode Ray Tube Amusement Device. Goldsmith erhielt außerdem mit diesem „Spiel“ ein Patent im Jahre 1948. Gespielt wurde noch nicht mit einem Gamepad oder einer Maus, nein das Spiel wurde noch per Drehknopf bedient. So wurde auch die Ausgabe auf dem Bildschirm eines wissenschaftlichen Geräts präsentiert.

Schon einige Jahre darauf, 1952 folgte ein weiteres bis heute bekanntes Spiel. OXO heißt das gute Stück, stammt von A. Sandy Douglas und ist eines der ältesten Videospiele der Geschichte, das zu dem Zeitpunkt einigermaßen Bekanntheit erlangte. Zudem ist OXO das erste virtuelle Tic-Tac-Toe-Spiel überhaupt. Spielen konnte man es auf einem sogenannten EDSAC-Computer, der nur Wissenschaftlern, Technikern und vergleichbaren Arbeitern zur Verfügung stand. OXO wurde nicht mehr wie Cathode Ray Tube Amusement Device mit einem Knopf bedient, nein hier konnte man das erste Mal eine Wählscheibe oder Tastatur zum Steuern benutzen.

 

 

1958 folgte dann eines der bis heute bekanntesten Videospiele, Tennis for Two. Erfunden wurde das Spiel von William Higinbotham am Brookhaven National Laboratory in den USA. Viele sehen Tennis for Two als DAS erste Videospiel überhaupt an.
Hardwaretechnisch verwendete Higinbotham einen Analogcomputer und ein 12,5 cm großes Oszilloskop. Das Spiel selbst zeigt ein Tennisfeld von der Seitenansicht. Als Spieler muss man nun versuchen den Ball über das Netz zu schlagen und einen Punkt zu erzielen. Gesteuert wurde mittels zweier kleinen Kästen, die einen Knopf zum Schlagen und einen Knopf zum Einstellen des Flugwinkels besaßen. Somit schuf Higinbotham auch ganz nebenbei das erste Multiplayerspiel. Bis heute erfreut sich Tennis for Two in Kennerkreisen großer Beliebtheit.

 

 

Bereits drei Jahre später gelang es einem anderen Wissenschaftler erneut einen Durchbruch in der Entwicklung der Videospiele zu machen. 1961 erfand Steve Russel am Massachusetts Institute of Technology (MIT) mit dem Spiel Spacewar das erste rein digitale Computerspiel. Basierten alle vorherigen Spiele noch in irgendeiner Weiße auf mechanischen Bauteilen, war Spacewar rein auf einem PDP-1 Minicomputer von Russel programmiert. Laut eigener Aussage brauchte er circa 200 Stunden, um den ersten Prototypen fertigzustellen. Aufgrund der schwachen Rechenleistung des Geräts war es zu Beginn noch nicht möglich, Gegner vom Computer simulieren zu lassen. Daher konnte man bis zur endgültigen Version, die 1962 erschien und von Russel in Zusammenarbeit mit einem Freund fertiggestellt wurde, nur mit einer anderen Person Spacewar spielen.

 

 

Neben einigen anderen Spielen, wie Space Travel aus dem Jahr 1969, war es in den 60er Jahren ziemlich ruhig in der Videospielentwicklung. Natürlich wurden bestimmt zig Spiele entwickelt und auch tatsächlich gespielt, doch leider blieben die Meisten den Universitäten und Institutionen vorbehalten und gelangten auch nicht an die Öffentlichkeit. Erst mit dem Beginn der 70er Jahre und der massiv vorangetriebenen Entwicklung der Fernsehtechnologie konnte nun auch endlich die breite Masse in den Genuss der Videospiele gelangen. Dies geschah in der Form von sogenannten Arcadeautomaten. Diese Automaten wurden meist mit Münzen betrieben, pro Münzeinwurf gab es ein Spiel, und waren mit Fernsehschirmen beziehungsweise Bildschirmen ausgestattet. Daher auch der Begriff Videospiel. 1972 erschien das erste und damals erfolgreichste Arcadeautomatenspiel Pong, welches von Atari Gründer Nolan Bushnell in Auftrag gegeben und von Allan Alcorn designed wurde. Jedoch war Pong „nur“ eine Kopie des im gleichen Jahr zuvor erschienenen Ping-Pong, welches auf der Konsole Magnavox Odyssey von Ralph Bear erschienen ist. Die Magnavox Odyssey war auch die allererste Videospielkonsole für den Gebrauch im heimischen Wohnzimmer.

 

 

Dabei war die Konsole keine Konsole, wie wir sie heute kennen, sondern eher eine Art „Hilfsmittel“. Die Odyssey hatte keine CPU, keine Grafikkarte, sondern verfügte über eine Anzahl an bestimmten Schaltkreisen. Aus Kostengründen besaß das Gerät auch nur 40 Transistoren. Aufgrund dieser Hardwarelimitation war die Konsole nicht in der Lage mehr als nur wenige weiße und einfarbige Pixel auf einem schwarzen Hintergrund auszugeben. Deswegen lagen der Konsole verschiedene Plastikauflagen bei, die es vor dem Spielbeginn an einem Fernsehgerät zu befestigen galt. Die Spiele selbst kann man auch nicht mit den heutigen Games vergleichen, da diese noch zusätzlich auf mitgelieferten Spielbrettern, Spielkarten und Spielsteinen gespielt wurden. So war es der Odyssey unter anderem nicht möglich einen Punktestand anzugeben, da hierzu einfach die Hardware zu schwach war. Trotzdem legte das Gerät als erste Konsole überhaupt einen kleinen Erfolg hin. Insgesamt wurden 350.000 Geräte verkauft, hiervon 10.000 in Deutschland. Zwar legte Bear mit seiner Konsole den Grundstein für weitere Geräte, doch blieben in den 70ern Videospiele hauptsächlich in den Spielhallen beheimatet.

 

 

Für Atari und Bushnell hatte der „Klau“ des Ping-Pong Konzepts übrigens rechtliche Folgen nach sich gezogen. So wurde Bushnell mit Atari auf eine Schadensersatzzahlung von 700.000 Dollar verurteilt, konnten aber das Patent, welches auf dem ursprünglichen Ping-Pong bestand, weiterhin nutzen. Dies sollte sich in den kommenden Jahren als kluge Investition erweisen, da Atari es bis ins Jahr 1983 geschafft hatte, über 8.000 PongAutomaten zu verkaufen.

Teil 2 folgt in Kürze und erzählt von der Vormachtstellung von Atari, beinhaltet einige Anekdoten aus jener Zeit und berichtet von verschiedenen bekannten Automaten, die man unbedingt mal gespielt haben muss.

Kommentare

Sag etwas, mein Freund!

Jetzt hast du die Gelegenheit die Person zu sein, zu der deine Mutter dich immer machen wollte: Freundlich, höflich und klug!

Du darfst grundsätzliches HTML und diese Tags benutzen:

<a href="" title=""> <abbr title=""> <acronym title=""> <b> <blockquote cite=""> <cite> <code> <del datetime=""> <em> <i> <q cite=""> <s> <strike> <strong>