NextGen Gaming – Zocken oder gezockt werden

NextGen Gaming – Zocken oder gezockt werden

von am 14.06.2011 - 22:54

Eine Woche ist vergangen seit der E3 2011. Die Eindrücke und der Umfang der diesjährigen Messe war überwältigend, doch wird in Zukunft der Controller im Mittelpunkt stehen oder die Spiele? Und sind wir, die Gamer, nicht die Controller der heutigen Zeit? Vorsicht, Sarkasmus nicht ausgeschlossen!

Ich habe langsam das Gefühl, die Spieleindustrie sieht uns Gamer nur als übergewichtige, der Akne frönenden Kellerkinder. Rausgehen scheint für uns keine legale Option mehr zu sein, immerhin können wir ja in Azeroth mit all unseren Bekanntschaften durch mehr oder weniger farbenfrohe Landschaften wild um uns metzeln und aufleveln.

Die großen Firmen Nintendo, Sony und Microsoft müssen genau das Bild von dem durchschnittlichen Konsolenjunkie haben. Allen voran gab uns Nintendo die Wii, mit der man noch locker aus dem Handgelenk vom Sofa aus zocken konnte. Dann kam Nintendos Balance Board, das einen regelrecht zum Aufstehen gezwungen hat, nur um zu sehen, wie toll man auf einem Brett vor dem Fernseher stehen kann.
Microsoft hat eindeutig bei der Masse an Kinect-Titeln, die auf der E3 vorgestellt wurden, sich nur Eines bei dem sensorischen Modul und seiner Entwicklung gedacht: Die verkümmerte Fitness des Videospiele-Freunds. Jetzt müssen wir nicht nur vom Sofa aufstehen, sondern auch noch in hektischen Zappelbewegungen versuchen, unser virtuelles Ich durch Fantasiewelten zu steuern.
Sony hat es hingegen richtig gemacht: Die Wii-Fernbedienung per Copy – Paste in ihre Hardwarereihe integriert; verbessert in Aussehen, Form und Sensibilität.

Nur damit mich keiner falsch versteht, ich steh auf diesen ganzen Technik Schnick-Schnack. Wie die meisten User verstehe ich von der Funktion und der Umsetzung eines Tastendrucks lediglich, wie die letztendliche Ausführung auf dem Bildschirm endet. Was hinter den ganzen Platinen und, für mich wirr durcheinander geratenen, Kabeln hängt, ist mir sowas von Schnuppe, denn ich will nur zocken. Doch besonders irritiert letzte Woche hat mich einfach die E3.

Reginald Fils-Aime, der stark polarisierende Chief Operating Officer von Nintendo of America, warf mir die ganze Zeit ein Wort und seine zahlreichen Konjugationen an den Kopf: DU!

Die WiiU. Bei der geht es nur um DICH und DEIN Erlebnis bei DEINEM Spiel. DU bist uns wichtig. Die Wii reicht nicht aus, um DIR zu huldigen, deswegen veröffentlichen wir jetzt für DICH die WiiU! DU musst mir lediglich DEIN Geld geben, dann besitzt DU die neue Superkonsole, die zwei Jahre zu spät kommt.
Den ganzen Egotrip, den Nintendo dem Konsumenten hier verkaufen will, ist ja ganz freundlich, aber beim Zocken wollte ICH weniger an MICH denken und MICH mehr MEINEN Spielen widmen.

So langsam fühle ich mich der Zeit nahe, in der wir wie in Tron schlichtweg digitalisiert und in die (dann nicht mehr) fiktive Welt gesogen werden. Der Virtual Boy hat es ja auch schon versucht, indem man seine Augen so nah an den Bildschirm halten musste, dass die Außenwelt vollkommen verschwunden schien. Die Xbox macht hier auch keinen merklichen Unterschied. Wir -stehen- vor dem Fernseher und bewegen uns in der Welt, die uns die Konsole vorgibt. Wir sind also IN der Welt mit UNSEREN Bewegungen. Unser Zeitalter hat schon den halben Schritt in die virtuelle Realität geschafft. Das Geld ist zum größten Teil bereits auf digitalen Konten, was es merkbar einfacher macht, sich eben mal ein Spiel auf Steam zu kaufen, das Geld per PayPal zu überweisen, sofort herunterzuladen und ohne Umwege zu zocken. Auch hier noch einmal betont: Technik ist meiner Meinung nach geil, denn ich mache das keinen Deut besser.

Hier gibt es eigentlich zwei Hauptrichtungen, wie man dieses NextGeneration-Spielerlebnis empfinden kann.
Die Einen können kaum genug bekommen von Mass Effect mit Sprachsteuerung, Harry Potter mit Eins-zu-Eins-Zauberstablenkung, Heavy Rain mit Motion-Controller und Sport vor dem Fernseher.

Den Anderen graut es davor, sich so in eine Virtualität zu verlieren mit der Befürchtung, nie wieder raus zu kommen. Der Film The Gamer stellt den Zuschauer genau in diese Situation: Zocken oder gezockt werden!

The Gamer ist ein Film, den man aus cineastischer Sicht nicht empfehlen kann. Ein typischer Hollywood Film mit schwarzen und weißen Charakteren, überladener Action und einer vorhersehbaren Handlung. Ich fand ihn trotzdem cool, vor allem weil der Film ein nicht weniger realistisches Bild aufzeigt.

„In naher Zukunft beherrscht eine neue virtuelle Technolgie den Markt: Menschen lenken andere Menschen mithilfe von Computerchips, die ihnen ins Gehirn gepflanzt wurden. Der Verantwortliche dafür ist der Exzentriker Ken Castle, der neben seiner ersten Entwicklung, „Society“, ein neues Projekt erstellt hat. In „Slayers“ steuern sog. Gamer zum Tode verurteilte Sträflinge durch Schlachtfelder, in denen sie gegeneinander um ihr Leben kämpfen. Der Star dieser „Gladiatorenkämpfe“ ist Sträfling Kable, vom Gamer Simon gelenkt. Er muss nur noch drei Runden bis zu seiner Begnadigung überstehen …“ (Internet Movie Data Base)

Auch wenn das nur ein Film ist, so unrealistisch scheint diese Idee schon längst nicht mehr. Gehen wir aber weg vom Thema, andere Menschen zu kontrollieren, und schauen lieber auf die Integration des Spielenden. Wir sind also heutzutage voll drin im Spiel. Wir nutzen seine Bewegungen und damit seine Handlungen mittlerweile durch unsere eigene Körperbewegung und Sprache. Wir sind mehr Teil eines Spiels denn je, sollten aber auch aufpassen, dass wir uns nicht in diesem verlieren. Das Thema Suchtgefahr wird immer stärker. Noch vor ein paar Jahren freute ich mich darüber, dass ich mit Mario hüpfen, rennen, ducken und Feuerbälle verschießen konnte – mehr ging nicht im ersten Teil. Heute ist sein Aktionsradius um ein Vielfaches gestiegen und bald werde ich ihn mit vollem Körpereinsatz steuern können: Ich – der Gamer – werde Mario. Doch in der Realität gibt es keine Dinosaurier oder Koopas, die es zu prügeln gibt.

Oder doch?

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