10 Jahre „Die 4te. Offenbarung“

10 Jahre „Die 4te. Offenbarung“

von am 07.05.2011 - 21:14

Rift, World of Warcraft: Cataclysm, Guild Wars 2… überall Erweiterungen, Zusätze und neue Inhalte: die Lebensdauer der heutigen Onlinerollenspiele geht tendenziell gegen Null. Hat man nicht gerade riesigen Erfolg mit noch nie dagewesenen Features oder einen weltbekannten Softwaregiganten im Rücken, der für genügend Bekanntheit sorgt, wird der Markt der MMORPGS (Massively Multiplayer Online Role-Playing Game) mit zweitklassigen Spielen überschwemmt. Doch hier und da stechen besondere Spiele hervor, die schon seit vielen Jahren bestehen und einen besonderen Platz im Herzen der Fans errungen hat. So auch das schon mittlerweile seit zehn Jahren bestehende MMORPG „Die 4te. Offenbarung“.

Zehn Jahre Die 4te Offenbarung, zehn Jahre ein kleines bisschen Videospielgeschichte. Wie schon erwähnt ist unsere Lieblingsindustrie mit einer Kurzlebigkeit gesegnet, wie es nur das Internet und wenige andere Industriezweige kennen. Spiele kommen und gehen und es ist meistens nur den Fans zu verdanken, dass ein Spiel mal länger besteht, als nur ein bis zwei Jahre. Mittlerweile dürfen Entwickler und Publisher sogar dankbar sein, sollte sich ein Spiel ein paar Wochen in den Charts halten können. Und jetzt sagt mal einer, zehn Jahre sind eine kurze Zeit!

Die Geschichte von Die 4te Offenbarung beginnt im Jahre 1999 mit dem ersten Release unter der Versionsnummer 1.0 und dem Namen The 4th Coming (zu deutsch: Die 4te Offenbarung). Zu Beginn war das Spiel noch komplett in Englisch gehalten und wurde erst später lokalisiert. Ein Jahr danach wurde das Unternehmen Gamigo AG gegründet. Diese Firma übernahm die Leitung des Spiels und brachte es im Mai des Jahres 2001 unter dem heute bekannten Namen Die 4te Offenbarung auf den Markt. So konnte das Spiel unter der Leitung von Gamigo freudig vor sich hin gedeien. Daran änderte sich auch nichts, als im Jahr 2008 das Unternehmen durch den Axel Springer Verlag aufgekauft wurde (unter anderem für die Bild-Zeitung verantwortlich). Doch schon zwei Jahre später, am 31. Mai 2010 wurde das Spiel eingestellt.

Viele Fans sahen schon das endgültige Ende des Spiels gekommen. Zum Schluss waren immer weniger Spieler auf den Servern zu finden und rein optisch konnte das Spiel auch nicht mehr wirklich viel bieten. War Die 4te Offenbarung zu Beginn ein wahrer Augenschmaus, hatte es heute im direkten Vergleich mit den Genrekönigen wie World of Warcraft oder Guild Wars einfach keine Chance mehr.

Und doch ist die Zeit das zeitliche zu Segnen für Die 4te Offenbarung noch nicht gekommen. Nach mehreren Gesprächen konnte die Firma Dialsoft stolz verkünden, dass das Spiel weiterleben wird. Und so kann man nun mittlerweile seit dem 7. Februar 2011 wieder in der Welt von Althea umherstreifen und Abenteuer erleben.

Doch was genau ist eigentlich Die 4te Offenbarung? Nun, auf der offiziellen Homepage heißt es:

Die 4te Offenbarung ist kein Rollenspiel dessen 3D Grafik und Special Effects die Spieler erschlagen und die Grafikkarte zum Dampfen bringen. Hier zählt in erster Linie das Rollenspiel, der Teamgeist und der Zusammenhalt der Spieler vor dem Hintergrund eines klassischen Multiuseronlinerollenspiels in der Tradition von Ultima Online„.

So kann man das Spiel wohl am ehesten mit einem Pen&Paper Spiel oder einer LARP (Live-Action-Role-Play) Gruppe vergleichen. Zwar kann man wie in jedem MMORPG seinen Charakter leveln, doch wird hier einfach viel mehr Wert auf die Atmosphäre und die Geschichte gelegt, als es in heutigen Spielen der Fall ist. Meistens ist die Story fürn Arsch und das Gameplay ist gut oder es ist umgekehrt. In den seltensten Fällen stimmt beides.

Doch warum musste das Spiel dann so kämpfen, damit es heute überhaupt noch gespielt wird? Nun, der größte Schwachpunkt ist ganz offensichtlich die Grafik. Das Spiel mag nun eine gute Story und gelungenes Gameplay haben, aber es ist die Grafik die die meisten Spieler vor die Bildschirme lockt. Und ein Spiel auf dem grafischen Stand von Ultima Online, hat keinerlei Chance gegen Spiele wie Aion oder Herr der Ringe Online.

Und trotzdem wird das Spiel immer noch gespielt. Deshalb ist ein Lob an die Fans für ihre Treue und vor allem Beharrlichkeit an dieser Stelle mehr als berechtigt. Aber auch der Firma Dialsoft sei im Namen der Fans und ja auch von uns ein Dank ausgerichtet. Hoffen wir, dass Die 4te Offenbarung noch in den nächsten 10 Jahren bestehen wird und weiter fleißige Spieler Monster erledigen und riesige Schätze finden.

An dieser Stelle möchten wir uns auch für die Bereitstellung des Gameplay Trailers bei den Kollegen von gratis-mmorpg.com bedanken.

Doch kommen wir nun zu dem praktischeren Teil, dem Review beziehungsweise meinem kleinen Einblick in das Spiel. So habe ich es mir nicht nehmen lassen, selbst auch ein paar Blicke auf das älteste deutsche MMORPG zu werfen. Wer sich das Spiel gerne selbst anschauen möchte hat die Möglichkeit umsonst bis Level 7 das Spiel zu testen.

Die 4te Offenbarung – Mein Erlebnisbericht

Okay. Gut. Nach dem ich den aktuellen Client für den Server Purpurschuppe heruntergeladen habe, nur 200 MB groß, und mir einen Namen für meinen Charakter ausgesucht, originellerweise KrautgamingFlo, und das männliche Geschlecht gewählt habe, konnte es losgehen. Zu Beginn des Spiels bekommt man diverse Fragen gestellt, auf die man mit verschiedenen Antworten entgegnen kann. Nach der kleinen Fragerunde landete ich im Startgebiet des Spiels. Das Startgebiet markiert hierbei eine Stadt, genauer gesagt ein Tempel. Zunächst dachte ich, wie in jedem Rollenspiel tummeln sich nur die Anfänger und Neueinsteiger hier, doch merkte ich schnell, dass ein reges Treiben im und um den Tempel herum herrschte. Nach meiner ersten Frage, ob man mir eventuell ein paar Fragen über das Spiel beantworten möchte, bekam ich zuerst einmal die Anweisung mich anzuziehen, da ich nackt gespawned bin. Lächelnd öffnete ich mein Inventar und packte mir eine vorhandene Hose und Hemd ins Charaktermenü.

Schon da merkte ich, dass das Spiel wirklich von vielen Rollenspielern bewohnt wird. Hier und da bekam man ein paar Gesprächsfetzen von anderen Spielern mit. In einer Diskussion eines Spielers mit einem anderen ging es zum Beispiel darum, dass Spieler A Spieler B für seine Flügel bewunderte und meinte, dass er ein Engel oder Ähnliches sein könnte. So entspann sich ein Dialog, den man glatt aus Tolkien’schen oder Holbein’schen Büchern hätte entnehmen können. Herrlich!

Als Fan von klassischen Rollenspielen, LARPs und Pen&Paper Spielen, fühlte ich mich fast wie zu Hause und musste an eine dreistündige Sauftour innerhalb von World of Warcraft denken. Auf jeden Fall machte ich mich auf den Weg ein wenig die Stadt zu erkunden. Nach wenigen Minuten kam ich auf die Idee, einen Game Master zu fragen, ob dieser nicht Lust hätte ein paar Fragen zu beantworten. Daraus resultierte folgendes Interview mit dem Game Master Lotus:

 

Flo: Warum spielen die Leute noch immer „Die 4te Offenbarung“?

GM Lotus: Weil es ein Klassiker ist, „Old School“, wenn du es so willst. Man könnte genauso fragen: Warum gibt es immer noch Leute, die Demos für einen C64 programmieren? Es ist Kult! Es ist einzigartig in dieser Form. Und es hat die beste Community, die man sich denken kann!

Flo: Stimmt es eigentlich das nur Spieler von vor ewigen Jahren das Spiel noch spielen oder sind auch neue Spieler dazu gekommen?

GM Lotus: Es stimmt, dass ein Großteil der Spieler (ich schätze mal 90%) wirklich alte Hasen sind, die schon vor 6, 7 gar 10 Jahren D4O gespielt haben. Aber seit dem Server-Neustart am 07.01.2011 haben wir etliche wirkliche „Newbies“ dazu gewinnen können, ohne große Werbemaßnahmen. Es sind also nicht nur die treuen Fans, sondern einfach wirkliche Nostalgik-Liebhaber, die dieses „altbackene“ Flair genießen. Ich fühle mich immer wie vor 20 Jahren am Atari ST mit Dungeon Master oder Bards Tale.

Flo: Du meintest vorhin, dass man hier in D4O großen Wert auf das Rollenspiel an sich legt, dass heißt Leveling und Monster-Bashing stehen eher im Hintergrund und die Story im Vordergrund?

GM Lotus: Richtig. Zwar kann man auch hier gut „farmen“, wenn man will. Und in Gruppen gegen Bosse kämpfen und auch Leveln in dafür existierenden Gebieten. Ab und an macht das jeder bestimmt ein Mal – aber eben nur ab und an. Hauptaugenmerk liegt hier wirklich auf dem konsequenten Rollenspiel. Das Miteinander ist der wohl wichtigste Aspekt im gesamten Spiel.

Flo: Zum Schluss würde mich noch interessieren, wo siehst du das Spiel in der Zukunft im Genre der MMORPG? Zwischen den ganzen Giganten wie WOW, Guild Wars etc? Meinst du „Die 4te Offenbarung“ hat eine Zukunft?

GM Lotus: Absolut. Es fristet zwar ein Nischendasein, aber wie man sieht, ist die Nische durchaus noch nachgefragt. Und das meine ich allgemein.

Flo: Wie du schon sagtest, Retro ist Kult!

GM Lotus: Der C64 wird neu aufgelegt, der NDR-Kleincomputer wird immer noch gebaut … Von daher wird es uns noch eine ganze Weile geben.

Flo: Dann bedanke ich mich recht herzlich für deine geopferte Zeit und wünsche dir noch einen schönen Abend.

GM Lotus: Ich danke auch. Schönen Abend und schöne Woche noch!

 

Nach diesem Interview habe ich noch einmal die Gelegenheit genutzt, mir ein wenig das Umland und die ersten Monster anzuschauen. Nach einem kurzen Spaziergang stand ich vor einem Friedhof. Mit einem Messer bewaffnet und wechselnder Musik stürzte ich mich todesmutig einem heranstürmenden Zombie entgegen! Und wer trat natürlich als klarer Sieger aus diesem Duell hervor? … der Zombie. Nach meinem virtuellen Ableben wurde ich wieder in dem Tempel, also am Startpunkt wiederbelebt.

Fazit

Die 4te Offenbarung ist kein optisches Highlight. Doch kann man definitiv seinen Spaß als Rollenspieler hier haben. Das Miteinander ist der Mittelpunkt des gesamten Spiels. Zwar könnte manch einer ein kleines Problem damit haben, sich komplett in die Rolle seines Charakters fallen zu lassen, doch hat man erst einmal diese Hürde übersprungen, wird man jede Menge Stunden in „Die 4te Offenbarung“ verbringen können. Als Anhänger des Retro-Kults habe auch ich mich dabei ertappt, wie ich die ein oder andere Stunde im Spiel verbracht habe. Der Charm des Spiels ist unbestreitbar. Wer sich das Ganze gerne einmal selbst ansehen möchte, kann dies umsonst tun, da man bis Level 7 ohne irgendwelche Kosten spielen kann. Entschließt man sich ab dort an weiter zu spielen, wird ein monatlicher Betrag von 9,49 € fällig.

 

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